Und noch ein Alter Ego von Hunter S. Thompson, dem impulsiven Krawall-Journalisten, dessen Verfilmung von „Fear and Loathing in Las Vegas“ schon längst zum Kult avancierte.
Doch auch wenn Johnny Depp erneut die Hauptrolle seines Kumpels übernimmt, da er nach Thompsons Selbstmord das lang als verschollen geglaubte „Rum Diary“ mit Hochdruck auf die Leinwand bringen wollte, - zu der Zeit war Thompson noch zu sehr auf dem journalistischen Selbstfindungstrip, um das Zielpublikum mit der fahrigen und viel zu bodenständigen Erzählung zu fesseln.
Paul Kemp (Depp) ist ein erfolgloser Schriftsteller, den es anno 1960 nach San Juan, Puerto Rico zieht, um bei der lokalen Zeitung „El Star“ ein wenig Geld zu verdienen.
Doch anstatt sich der Schreiberei zu widmen gehen Paul und seine Mitbewohner Sala (Michael Rispoli) und der dauerdichte Moberg (Giovanni Ribisi) lieber ungewöhnlichen Freizeitaktivitäten nach, bei denen Bier und Rum im Minutentakt fließen…
Bereits die ersten Minuten machen klar: Hier ist der Titel Programm, als Kemp leicht lädiert und orientierungslos im Hotelzimmer aufwacht, kurz darauf den umgekippten Kühlschrank vorfindet und sich eine Sonnenbrille aufsetzt, um dem Chefredakteur eine Bindehautentzündung vorzugaukeln. Selten ist die Hauptfigur halbwegs nüchtern oder ohne Zigarette vorzufinden, was ebenso auf fast alle weiteren Figuren zutrifft, ausgenommen der Schnösel Sanderson (Aaron Eckhart), der Kemp für eine dubiose Kampagne für den Bau einer Hotelkette einbinden will, was zugleich die einzig angedeutete Kritik an der damaligen Expansionspolitik der USA darstellt.
Denn die Handlung trudelt recht ziellos durch die zugegeben recht atmosphärische Gegend Puerto Ricos und bleibt dabei doch recht nüchtern erzählt, obgleich es kaum einer der Protagonisten ist. Zuweilen ist die Chose an Belanglosigkeit innerhalb der rund zwei Stunden Laufzeit kaum zu unterbieten und selbst das Love Interest in Form von Amber Heard wird komplett oberflächlich und gleichermaßen vorhersehbar abgearbeitet.
Dabei können nur wenige Szenen erheitern und unterhalten, was immer dann zutrifft, wenn Kemp und Sala in eine prekäre Situation geraten, etwa, als die Vorderbank des maroden Autos fehlt und improvisiert werden muss oder einheimische Wirte im Rausch nicht gerade freundlich behandelt werden. Es sind zuweilen genau jene Momente, die mit der eigentlichen Geschichte rein gar nichts zu tun haben.
Der Inszenierung mangelt es schlicht am Fokus, denn was seinerzeit Terry Gilliam mit skurrilen Einfällen und schrägen Kameraeinstellungen noch halbwegs an Inhaltslosigkeit kaschieren konnte, gelingt Regisseur Bruce Robinson allenfalls mit den Sympathiepunkten für seine Figuren und den dazugehörigen Mimen. Johnny Depp performt angenehm zurückhaltend, sieht fast zwanzig Jahre jünger aus und überlässt häufig seinen Mitstreitern das Feld, welche ebenfalls durch die Bank grundsolide mitspielen.
Doch im Endeffekt werden die meisten Erzählstränge nur oberflächlich angerissen und selten konsequent entwickelt, was bei einer Vorlage von Thompson auch nicht unbedingt verwundert. Es ist ein Selbstfindungstrip ohne sonderliche Pointen und die, welche final entstehen, fallen direkt unter die Kategorie „unglaubwürdig“.
Der Geschichte fehlt der Pep, der Enthusiasmus und ein klares Ziel vor Augen, denn am Ende bleiben nur Betrunkene, die wahrlich keine Basis für einen überzeugenden Film bilden können.
4 von10