Die goldenen 80er!
Wenn sich ein Film aus Jugendzeiten aufdrängt, dann kann das nur Richard Donners „The Goonies“ sein, geschrieben von Chris Columbus, als dieser noch unprätentiös seine Jugenderinnerungen verarbeitete.
„The Goonies“ verarbeitet verschiedenste Einflüsse aus unterschiedlichsten Richtungen und wird so zum perfekten Event-Movie von der Kindergruppe über Teenager bis zu Erwachsenen, die noch nicht vergessen haben, wie es war, jung zu sein.
Das Drehbuch ist ein Traum von einer Ansammlung wildester Hollywood-Klischees: eine Gruppe unterschiedlichster Kinder und Jugendlicher macht sich, von der Verdrängung aus dem geliebten Stadtteil bedroht, auf eine Schatzsuche durch ein Höhlensystem an der Pazifikküste, gerät in allerlei gefährliche Fallen, besteht Abenteuer, bekämpft eine Gangsterbande, gewinnt ein Monstrum als Freund, findet einen Schatz und überwindet seine eigenen Differenzen.
Das Ganze wird knallbunt aufgekocht und mit reichlich Gimmicks, Tricks, Fallen und Überraschungen gewürzt und mit ordentlich Hysterie überbacken.
Wichtig dabei sind die wunderbar ausgefeilten Charaktere, ein Traum für jede Teenagerzeit, denn hier treffen alle Gruppen zusammen: der asthma-behinderte Träumer, der sich letzteren erfüllt; sein großer Muskelbruder, der seine Angebetete richtig gewinnen kann und sich nicht produzieren muß; die hübsche Cheerleader-Maus, die Tiefgang entwickelt; die eher unterprivilegiert-unattraktive Freundin; das kleine Großmaul; der abgedrehte Erfinder und nicht zuletzt den aufschneiderischen Fettsack, der einmal in seinem Leben seine Märchen erleben darf und dem dann keiner glaubt.
Die Stimmung dieses unglaublich aufgedreht und trotzdem kontrolliert wirkenden Spaßfilmes zu beschreiben entzieht sich eigentlich jeder Beschreibung, denn man muß sich dem verwandt fühlen, um es nachzuvollziehen zu können.
Neben bissigem Witz und Sentimentalität steckt allerdings eine gewaltige Menge Charme in der ganzen Produktion, die niemanden so richtig unsympathisch erscheinen läßt, obwohl man als Gegenspieler mit der Familie Fratelli durchaus mit Mördern zu tun hat, die sich allerdings ständig selbst an die Gurgel gehen, bzw. in bester Slapstickmanier selbst behindern.
Die Sets der Produktion sind darüber hinaus in bestem Indiana-Jones-Zustand, von einer Wasserrutschbahn über eine aus Knochen gebaute Totenorgel mit wegbrechendem Boden, fallende Riesensteine bis zum Piratenschiff in einer verschlossenen Höhle, das immer noch auf das erste Ankerlichten vor 300 Jahren wartet.
Bei den Darstellern gibt’s ebenfalls nichts zu bemängeln. „Sam Gamdschie“ Sean Astin gibt hier seine erste Hauptrolle, so souverän wie kaum zu glauben.
Ke Huy Quan durfte eine ähnliche Rolle schon im zweiten Indy-Film drehen, Corey Feldman läßt in bester Manier das Arschloch raushängen, Martha Plimpton kann man ihre weitere Karriere in eckigen, unpopulären Filmen und beim Theater schon ansehen und Josh Brolin und Kerri Green fallen auch nicht negativ auf.
Irgendwo zwischen perfekt gecastet und total nervig auch Jeff Cohen als „Chunk“, der mit gehörigem Körpereinsatz von einem Fettnäpfchen ins Nächste tritt.
Was heute im Rückblick aber wirklich begeistert sind die Fratellis: als Mama glänzt die monströse und leider zu früh verstorbene Anne Ramsey; Robert Davi, der später Bond-Bösewicht, B-Star-Bösewicht und in „Profiler“ düsterer Serienkillerjäger wurde den einen Bruder und Joe Pantoliano, der später in „Matrix“ glänzte, den anderen, welcher hier schon ein Toupet trägt.
Wer also keinen ruhigen und stillen Film will, wird mit „Die Goonies“ (und ihrem hervorragenden 80er Pop- und Rocksoundtrack) seine helle Freude haben und einen spritzigen Nachmittag oder Abend verbringen. Alle anderen, die mit dem Film aufgewachsen sind, wissen eh, das Donner hier eine Krone des Jugendfilm geschaffen hat. Versucht dieses Muster an köstlicher Überladenheit erst mal zu schlagen. (10/10)