Mit den findigen Blagen hat es Chris Columbus anscheinend: Als Regisseur verantwortlich für die jeweils ersten beiden Abenteuer von Kevin und Harry Potter, als Drehbuchautor zuvor geistiger Vater von „Die Goonies“.
Bei den besagten Goonies handelt es sich um die Bewohner der Goon-Docks, die abgerissen werden sollen, da es den Bewohnern an Geld mangelt. Herzstück der Goonies sind der Asthmatiker Mike (Sean Astin), Großmaul Clark (Corey Feldman), Fettsack Chunk (Jeff Cohen) und Data (Ke Huy Quan), eine Art Daniel Düsentrieb im Kinderformat. Die vier stoßen am letzten gemeinsamen Wochenende auf eine alte Schatzkarte und wollen nach dem Piratengold suchen, um die trauten Eigenheime zu retten. Soweit die herzige Prämisse, gedacht fürs große und kleine Publikum.
Doch die Suche gestaltet sich schwierig: Mikeys älterer Bruder Brand (Josh Brolin) soll die Kids nach Hause bringen, das Versteck ist mit Fallen gespickt und die Gangsterfamilie Fratelli wird auch noch auf die Suche der Goonies aufmerksam...
Was Drehbuchautor Chris Columbus, Produzent Steven Spielberg und Regisseur Richard Donner hier fabriziert haben, ist ein Abenteuerfilm fürs jugendliche bis kindliche Publikum, der jedoch auch ältere Semester fesselt (vor allem wenn man das Teil mal als Kind gesehen hat). So ist „Die Goonies“ kindgerecht gemacht, jedoch nie zu sehr oder in störendem Maße, die Fratellis haben z.B. im wahrsten Sinne des Wortes noch Leichen im Keller, von denen eine noch für einen witzigen, leicht makaberen Gags herhalten muss.
Trotz der Fokussierung auf jüngere Semester kann der Plot mit einigen Twists aufwarten, wenn sich die Gruppe der Schatzsucher noch um ein paar Personen vergrößert oder die Fratellis ihre Absichten vom sicheren Verstecken zur aktiven Schatzsuche ändern. Extrem überraschend sind die Wendungen natürlich nicht wirklich, das Happy End auch nie in Gefahr, aber das ist dem Zuschauer bereits vor Betrachten des warmherzig gemachten Films klar.
Der kindliche Abenteuertrip ist dann auch mit einigen Schauwerten zugekleistert, wenn die von den Piraten hinterlegten Fallen Felsblöcke von der Decke schleudern oder den Boden wegbrechen lassen. Dazu noch die Gefahr durch die Verbrecher, ein missgebildeter Hüne kommt hinzu und selbst ein Piratenschiff zaubert Richard Donner auf die Leinwand, um reichlich eye candy für jung und alt zu bieten. Hinterfragen darf man die Chose dabei nicht immer, z.B. warum Piraten am liebsten von Gold umgeben abnippeln anstatt die Knete im nächsten Hafen zu verjubeln, denn so was ist nun mal die Prämisse diverser Piratenfilme.
Was den Humor angeht, ist „Die Goonies“ sicherlich kein provokanter Film, doch zu harmlos oder kindgerecht sind die Gags auch nicht. Gerade die Eskapaden Chunks sind immer wieder einen Lacher wert, vor allem die Art, auf die er der Aufforderung „Spill your guts!“ nachkommt. Doch auch die Sprüche von Clarks, deshalb auch Mouth genannt, sind wirklich klasse, zwei später hinzustoßende Mädels bringen dann noch einen Hauch von Romantic Comedy ins Treiben, der aber stets gut in die Geschichte passt und nie sauer aufstößt.
Doch trotz aller nostalgischen Freude hat „Die Goonies“ auch den einen oder anderen Mangel. Wenn die Kids angesichts von jeder Gefahr oder eines simplen Skeletts andauernd ins Kreischen ausbrechen, wird das nach einer Weile vom Running Gag zum leichten Nervfaktor. Ähnlich die pathetischen Motivationsreden Mikeys, von denen sich gar drei im Film befinden (Münzbrunnen, Schatzfund, Ende des Films), man aber bestenfalls eine verkraften kann. Auch die Erwähnung des Riesenoktopus ist etwas seltsam, da besagtes Biest nur in den deleted scenes, aber nicht im Film auftaucht.
Durch und durch überzeugend ist dafür die Besetzung, selbst die Riege der Kinderdarsteller nervt nicht, Corey Feldman gehört gar zu den darstellerischen Highlights des Films. Ebenfalls gut sind Josh Brolin, Kerri Green und Martha Plimpton als ältere Generation von Jugendlichen. Doch einsame Klasse sind die Darsteller der Fratellis: Anne Ramsey als säuerliche Anführerin und Ma Baker Verschnitt, Robert Davi als Bruder mit besonderem Stolz auf seine Italienerwurzeln und Joe Pantoliano als zweiter Schmieriack-Bruder.
„Die Goonies“ hat so seine Mängel, da hilft auch der dicke Nostalgiebonus nicht immer, doch ein temporeiches, witziges und immer wieder gern gesehenes Jugendabenteuer ist dem Trio Donner, Columbus und Spielberg doch gelungen. Nie zu kindisch, deshalb auch im erwachseneren Alter willkommen. Und im Musikvideo zum Film („Goonies R Good Enough“ von Cindy Lauper) hat Roddy Piper einen kultigen Gastauftritt.