„Ein gedanklich bestechender Ansatz wird hier – leider formal perfekt! – zu einer abstrusen Perversität von schauerlicher Suggestivkraft. Wir müssen ablehnen!“, schrieb der "Evangelische Filmbeobachter" damals sichtlich angepisst von sich selbst, wie das "müssen" verrät. Sie hätten den Film also viel lieber geil gefunden, wenn sie sich getraut hätten.
Inhaltlich kann ich ich allerdings zustimmen, formal perfekt entwickelt John Frankenheimer tatsächlich nahezu physisch spürbare "schauerliche Suggestivkraft" und die nervt gewaltig.
Die schiefen Kamera-Winkel, die ständigen Großaufnahmen (User Trakl, der offenbar deutlich mehr Ahnung hat als ich, spricht in seiner Rezi hier bei OFDb von "Superweitwinkel mit kurzer Brennweite") die nervtötende Mucke, die lärmende Geräuschkulisse beim Weinfest, Rock Hudson, der ständig eine lange Fresse zieht - all das ging mir so was von auf den formal perfekten Sack. Aber so richtig.
Kameramann James Wong Howe (ein Chinese!) wurde für den Oscar nominiert. Und zwar zu recht. Seine innovative Fotografie neben der Spur bringt die Para deutlich rüber. Ich frage mich, wie das damalige Publikum wohl auf die Inszenierung, die völlig ungewohnte Psych-Optik und die nervenzerrenden Schräg-Sounds des Films (Score: Jerry Goldsmith) reagiert haben mag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen damals bereit dafür waren. Ich bin es ja heut noch nicht.
Sicherlich ein Manko: Warum Bank-Vizepräsident Arthur Hamilton mit seinem Leben eigentlich so unzufrieden ist, dass er sich auf das höchst obskure Angebot eines Zweitlebens (Originaltitel: "Seconds", gemeint sind "die Zweiten", da gibt's nämlich ganz schön viele von, wie sich herausstellt), das arbeitet Frankenheimer schlecht bis gar nicht heraus.
Das Ende ist dann aber wieder ziemlich geil. Aber da war ich schon formal perfekt vergrellt.
Deshalb nur fünf Punkte von mir, obwohl das natürlich absolut subjektiv ist und den handwerklichen Qualitäten des Films, seiner wirklich "schaurigen Suggestivkraft" - wunderbar formuliert - und Rock Hudsons großartiger Leistung in keiner Weise gerecht wird. Geb ich ja zu, aber ich MUSS das ablehnen.