Review
von Leimbacher-Mario
Amerikas Angst vor der Roten Dame
Im weithin als absoluter amerikanischer Klassiker geltenden "The Manchurian Candidate", wird ein US-Kriegsheld, nach scheinbaren Heldentaten in Korea, zur Puppe des Kommunismus, die auf Kommando Attentate begeht... Der gute alte amerikanische Alptraum ala Kennedy, dem kalten Krieg & einem rot unterwanderten System. Feinste Paranoia, Angstmache & stilsicherer Thriller, der zwar einige Längen & unnütze Subplots hat, doch gerade in eisigen Zeiten wie diesen, wenig von seiner Faszination verloren hat. Die Darsteller, allen voran Frank Sinatra als etwas ahnender Major, sind klasse & spielen das einzustürzen drohende Kartenhaus namens USA, intensiv runter. Dazu eine sehr schicke Kameraarbeit, ein eindringlicher Soundtrack & ein Finale, dass von "JFK" bis "Mission Impossible: Rogue Nation" als zeitlos spannendes Vorbild fungiert. Weitere Highlights sind eine surreale Traumwelt inklusive Kommi-Gehirnwäsche und ein knochenharter Faustkampf, bei dem man keine Sekunde zögert zu glauben, dass sich Sinatra dabei mehrere Finger gebrochen haben soll.
Man könnte meinen, dass dieses plakative & sehr fantastisch anmutende Szenario einer extremen Manipulation & Gehirnwäsche (per Kartenspiel!) damals & erst recht heute, zu aufgesetzt & unrealistisch erscheint, doch durch Frankenheimers Art den Film ziemlich (alp)traumartig aufzuziehen, funktioniert's. So wirkt er weniger wie ein klassischer Polit-Thriller, sondern eher wie ein Psychokrieg zweier wütender Weltmächte. Natürlich extrem weiß-rot-blau gefärbt & die damalige Angst anheizend. Doch dabei nicht dumm, sondern clever & geschickt wirkend. Janet Leigh & ihre ablenkenden weiblichen Kameradinnen im Film, hätte man auch weglassen können, tragen sie außer Eyecandy & etwas charakterlicher bzw. pärchenhafter Tiefe doch eher Langeweile & Story-Sackgassen bei. Dann hätte der ungewöhnliche Thriller vielleicht noch konzentrierter & ohne Längen gewirkt. Trotzdem ein Pflichtprogramm in Sachen Kalter Krieg, zu dessen Mindstates wir hoffentlich nie wieder zurückkehren. Besser wär's...
Fazit: ein Paranoia-Klassiker, wie er nur in den frühen 60ern entstehen konnte. Sein Name ist zwar etwas größer als seine Qualität, doch in Sachen Anti-Kommunismus-Propaganda ganz weit vorne & teilweise überraschend alptraumhaft surreal.