Review
von Leimbacher-Mario
Overkill der stumpfen Metaphern
"Sucker Punch" erzählt die Geschichte von mehreren Damen in einer psychiatrischen Klinik, auf drei Levels... und umso weiter man in diese fantastischen Metapher-Ebenen abtaucht, desto mehr kracht es. Klingt verwirrend, macht auch gar nicht mal so viel Sinn & kann als Hirn-aus-Action mit möchtegern-tiefen Sinn beschrieben werden. Durch & durch Zack Snyders Baby, ein optischer & technischer Overkill. Eine der coolsten Videospiele- oder Anime-Verfilmungen, die gar keine ist. Doch egal wie sehr & gerne ich vor Snyders Style, Vision & Mut den Hut ziehe, bleibt "Sucker Punch" für mich eine leere, glänzend Hülle. Kurz: kein guter Film. Die Damen & die Bombast-Action sind fein anzusehen, Berieseln lassen funktioniert, der Soundtrack funzt & als feministische Jungenphantasie muss man darüber einfach Schmunzeln - doch als vollwertiger Film versagt das laute Ding spektakulär. Immerhin geht der einzigartige Film mit etlichen Knalls unter...
Bei "Sin City" oder "300" kann man durchaus ebenso Style over Substance attestieren, die gehören trotzdem immerhin zu meinem erweiterten All-Time-Favoriten-Kreis. Doch egal wieviel Chancen ich "Sucker Punch" gebe, er wird einfach nicht der Kultfilm, der er gerne wäre. Halb so logisch & clever wie er meint zu sein, dazu trotz abwechslungsreich-epischer Kriegssettings redundant & gefühlskalt. Die Effekte sind videospielartig, nur in nahezu perfekt, den Ladies kauft man des Öfteren ihre Kampfkraft nicht ab & das sie in ernsthafter Gefahr schweben, noch viel weniger. Ihr eingeschalteter Godmode ist brachial & spektakulär, doch verfehlt den Punkt wirklich guter & bleibender Actionszenen. Die Idee der Metaphern, Fantasiewelt bzw. Ode an die Macht der Fantasie, mag ich. Damit kann man durchaus arbeiten. Doch hier wirkt alles etwas zu plakativ, angeberisch & hohl. In seinen schwächsten Momenten erinnert das Ganze an die hundertste "Transformers"-Materialschlacht, die sich dabei sogar noch ernster nimmt als ihr gut tun würde.
Wer sich in Videospiel-Cutszenen verlieren kann, könnte hier richtig sein. Und Hardcore-Fans des (nicht immer zu seinem Vorteil) extrem selbstbewussten Regisseurs. Ich liebe einige seiner Filme, doch "Sucker Punch" ist weit entfernt davon, on par mit seinen Höhepunkten wie "Watchmen" oder "Dawn of the Dead" zu sein. Herr Snyder, es wäre wirklich mal wieder an der Zeit einen sehr guten Film abzuliefern... sonst ist der Ruf des Wunderkinds (nicht nur stilistisch!) schnell einem Love-Or-Hate-Sturkopf gewichen. Ich bin trotz aktueller Superhelden-Spalter noch immer auf seiner Seite... vielleicht sollte er seine Ambitionen & Visionen vielleicht etwas kleiner & intimer halten. Andererseits braucht die Welt auch Träumer & Visionäre. Doch dann muss man ab und zu mit solchen wunderhübschen Totalcrashs leben.
Fazit: visuell ein Rausch, stilistisch ein Schmaus, actiontechnisch ein Feuerwerk - doch das Psychatrie-Fantasie-Spiel lässt mich emotional immer wieder kalt. Lauter Knall, wenig Schall. Eine sexy Platzpatrone.