Prinzipiell ist die Grundidee von Sucker Punch sehr interessant. Denn in der ausweglosen Situation, in der sich die Hauptfigur Baby Doll (Emiliy Brwoning mit nur einem Gesichtsausdruck) findet, bleibt nichts anderes als die Fantasie übrig, um zu überleben. So mag es heute auch vielen Filmfreunden ergehen: In der Oberflächlichkeit des heutigen Kinos entflieht man in Welten der Interpretation, um etwas Tiefe in dem zu finden, was uns zum großen Teil auf der Leinwand präsentiert wird. Doch so schwierig es ist, eine gelungene Interpretation zu finden, so schwierig ist es, gelungene Fantasiewelten zu entwerfen - und daran scheitert auch Sucker Punch.
Snyders Fantasie hat meiner Meinung nach nicht ausgereicht. Denn eine Fantasiewelt wirkt wie die andere. Optisch völlig überladen, immer wieder viel Geballere, rein, umnieten und wieder raus. Zumindest war es in denen so, die ich mir noch angeschaut habe. Irgendwann wurde es zu langweilig. Und deshalb funktioniert auch der Subtext des Filmes, der in vielen Rezensionen angesprochen wurde, nicht. Natürlich zeigt der Film, dass die Form immer mehr den Inhalt abgelöst hat (auch wenn es heute noch gute, inhaltlich wertvolle Filme gibt), aber Snyder inszeniert seine Filmzitate immer wieder auf dieselbe Weise. Zwar bemüht Snyder das Musical, den Kriegs-, Fantasie,- oder Sience-Fiction-Film als Grundlage seiner Fantasien, aber es verschmilzt dennoch alles in einer grandiosen Austauschbarkeit und im visuellen Einheitsbrei. Wenn dies einer der Subtexte des Filmes ist, dass nämlich die Zuschauer in egal welchem Genre nur noch auf mehr CGI, und noch mehr bombast stehen, hat es Snyder durchaus getroffen. Dann muss er aber auch damit leben, dass sein Film im Grunde genau das macht, was die von ihm kritisierte Filmwelt tut: langweilen.
Wenn Synder im Subtext tatsächlich versucht, das heutige Kino als reine Effekthascherei, zu der er mit 300 (auf löbliche Weise) beigetragen hat, zu entlarven, dann impliziert dies (für mich) auch, dass er mit seinem mit Subtexten vollgepackten Sucker Punch eigentlich etwas anderes möchte, sonst, hätte er nicht versucht, seiner Effektorgie Subtexte
beizufügen. Der nie gezeigt Tanz Baby Dolls deutet dies an. Das ist aber dennoch zu wenig. Denn Snyder zeigt nicht die Alternative zur Effektorgie, er deutet sie nur unsichtbar an (in Baby Dolls Tanz) - etwas unlogisch für ein visuelles Medium wie das Kino. Oder ihm fehlte die Idee.
Vielleicht hätte sich Snyder folgendes Zitat zu Herzen nehmen sollen: "Wenn Du für nichts kämpfst, wird Dich alles besiegen." Baby Dolls nicht gezeigter Tanz ist einfach zu unsichtbar, um zu erkennen, wofür Snyder kämpft. Er scheint nur zu zeigen, was er (vielleicht) bekämpfen möchte oder dass er uns alle verarscht.
Fazit: Der Film kann zur Diskussion einladen, er läuft aber Gefahr, diese in seiner eigenen Effektorgie zu ertränken. Am Ende wirkt Sucker Punchwie das Werk eines Regisseurs, der zu meckern hat, aber nicht weiß, wie man es besser machen könnte. Oder wie ein knallbunter Actioner, der zu fantasielos ist und den Zuschauer an der Nase rumführt.
2/10