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Das ist er also - der Skandalfilm aus Cannes. Der vielleicht Chancen auf die Goldene Palme gehabt hätte, wenn Lars von Trier sich und seinen Film durch seine Äußerungen disqualifiziert hätte. Zumindest gewann Kirsten Dunst als beste Schauspielerin - in meinen Augen völlig verdient.

Sie spielt Justine, die an Depressionen leidet und ihre Hochzeit feiert... oder feiern soll, denn die ganzen Rituale und der strenge Zeitplan sind zuviel für sie. Immer wieder zieht sie sich zurück, flieht vor ihren Gästen, ihrer Familie und ihrem Angetrauten, von denen viele mit ihr reden wollen, aber niemand in der Lage ist, ihren Hilfegesuchen nach einem Gespräch über ihre Ängste nachzukommen. Am Ende der Feierlichkeiten bemerkt Justine, dass ein Stern vom Himmelsbild verschwunden ist. Ein Planet namens Melancholia hat sich dazwischengeschoben und bewegt sich gen Erde, wobei nicht klar ist, ob es zur Kollision kommen wird oder nicht.

Hochauflösende Superzeitlupenbilder, klassische Musik und Szenen, die ich mir sofort als Desktophintergrund einrichten würde: Der Beginn von Melancholia, auch die Titelschrift, erinnert an von Triers Vorgängerwerk Antichrist. Beide Filme entstammen den Depressionen des Regisseurs und Autoren, wobei Antichrist der drastischere und mitreißendere Film ist. Die Klasse des Beginns erreicht Melancholia erst am Ende wieder, das wiederum atemberaubend inszeniert ist und den Rahmen des Filmes schließt.

Pluspunkt beider Filme ist das herausragende Ensemble. Kirsten Dunst ist der Mittelpunkt von Melancholia, reißt jede Szene an sich und stellt vor allem die immer mehr verbreitete Krankheit der Depression glaubwürdig und greifbar dar. Ihr zur Seite steht Charlotte Gainsbourg, die sich aber im Gegensatz zu Antichrist deutlich zurücknimmt und ihrer Kollegin die Bühne überlässt, trotzdem stellt sie ihre Figur der fürsorglichen Schwester sehr gut dar. Charlotte Rampling, John Hurt, Kiefer Sutherland, Stellan Skarsgard und Udo Kier - der Rest der Schauspielerriege spricht für sich, jede Nebenrolle wird interessant dargestellt.

Trotzdem ist Melancholia ein streckenweise anstrengender Film, der Aufmerksamkeit einfordert. Die Musik aus Wagners "Tristan und Isolde" ist omnipräsent und vielleicht etwas überrepräsentiert. Gelungen sind die interstellaren Bilder des Planeten, wie er sich der Erde immer mehr nähert.

Insgesamt ist Melancholia ein Film, den man sich unbedingt im Kino ansehen sollte, aber er kommt nicht an seinen Vorgänger Antichrist heran. Er schockiert nicht so sehr und hat mich auch nicht verstört aus dem Kino gehen lassen. In Erinnerung bleiben aber die Performance von Kirsten Dunst und die Bilder von Melancholia sowie der oben angesprochene Rahmen des Films.

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