Der Hollywood-Drehbuchautor David Sumner zieht gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Fernseh-Schauspielerin Amy, von L.A. in deren ehemaliges Heimatnest Blackwater im tiefsten Süden von Mississippi, wo die beiden das Haus von Amys verstorbenem Vater übernehmen. Um das Dach ihrer Scheune zu reparieren, engagiert David Amys ehemaligen High School-Boyfriend Charlie und dessen Redneck-Kumpels... und natürlich dauert es auch nicht lange, bis dieser wieder ein Auge auf seien alte Flamme wirft, was zunehmend zu Animositäten zwischen dem schnöseligen Großstädter und den rüpelhaften Landeiern führt, die sich nach und nach hochschaukeln: Zunächst finden die Sumners ihre Katze erhängt im eigenen Schrank vor und kurz darauf wird Amy von Charlie und einem seiner Kumpels vergewaltigt, während sich David auf einem Jagdausflug befindet, was sie ihrem Ehemann allerdings verschweigt. Das schwelende Pulverfass geht schließlich hoch, als David dem Dorftrottel Jeremy, der beschuldigt wird, sich an einer Teenagerin vergriffen zu haben, in seinem Haus Zuflucht gewährt und Charlie und seine Kumpels den versoffenen Vater des Mädchens dabei unterstützen, sich mit Waffengewalt Zutritt zu der Bude zu verschaffen... Sam Peckinpahs "Wer Gewalt sät..." von 1971 war ein rechter Skandalfilm, der sogar noch solche exzessiven Terror-Streifen wie "Last House on the Left" und "Ich spuck auf dein Grab" vorweggenommen und sein gutbürgerliches Publikum damals nachhaltig verstört hat, indem er den ideal gecasteten Dustin Hoffman in der Rolle des gesitteten Intellektuellen als Identifikationsfigur rigoros in die Barbarei hat zurückfallen lassen und dadurch aufgezeigt hat, zu welcher Gewalt auch ein vermeintlich zivilisierter Mensch immer noch fähig ist, wenn man ihn nur weit genug in die Enge treibt. Mehr oder weniger dieselbe Geschichte ohne großartige inhaltliche Neuerungen - mal abgesehen davon, dass die Handlung von einem englischen Dorf in den Süden der USA verlegt wurde und die Hauptfigur nun nicht mehr Mathematiker, sondern Drehbuchautor ist, womit sich der amerikanische Durchschnitts-Zuschauer wohl eher identifizieren kann - tischt Regisseur und Drehbuchautor Rod Lurie auch in seinem Remake auf... und sieht sich da recht schnell mit einem tückischen Problem konfrontiert: Was damals nämlich noch ziemlich geschockt hat, wirkt vier Jahrzehnte später, die angefüllt gewesen sind mit einer Vielzahl von ebenso krassen (und teils noch wesentlich extremeren!) Streifen jedoch schon sehr viel zahmer und fast schon wie Schnee von gestern. Etwas verlogen kommt die Angelegenheit zudem daher, wenn man sieht, wie die zentrale Vergewaltigungs-Szene, die bei Peckinpah noch für viel Aufsehen gesorgt hatte, hier (auch durch die Performance der Bosworth) subtil aber merkbar abgemildert wurde. Dabei ist der 2011er-"Straw Dogs" eigentlich aber kein schlechter Film, denn handwerklich und darstellerisch ist er schon auf der Höhe, in seiner Schilderung der langsam eskalierenden Situation, in die sich die Großstädter da mehr oder weniger unabsichtlich auch durch ihre überhebliche Art selbst hineinmanövrieren, ist er ebenso nachvollziehbar wie glaubwürdig und man merkt dem Ganzen auch die Intension der Macher an, während des ausgedehnten Brutalo-Finishs viel von der Härte des Originals rüberzubringen. Schade nur, dass man sowas mittlerweile schon viel zu oft gesehen hat... und zwar ebenso oft besser wie auch schlechter. So ist "Straw Dogs - Wer Gewalt sät" heutzutage auch innerhalb der Remake-Flut des 21sten Jahrhunderts leider kein Meilenstein mehr, sondern nur noch ein Genre-Vertreter unter vielen... echt schade...
6/10