Im Zuge des Remake-Wahnsinns müsste früher oder später natürlich auch der Kleinstadt-Klassiker von Sam Peckinpah dran glauben. Glatt gebügelt und mit hübschen Darstellern bestückt, wie da wären Kate Bosworth (BLUE CRUSH, SUPERMAN RETURNS) und Alexander Skarsgard (TRUE BLOOD).
Inhaltlich ähnelt der neue STRAW DOGS dem alten sehr: Das Ehepaar David und Amy Sumner ziehen zurück aufs Land, wo Amy herkommt. David ist Schriftsteller und Drehbuchautor (im Original: Mathematiker) und will die ländliche Ruhe zum Schreiben nutzen. Amys Ex-Lover Charlie meldet sich zur Stelle und pocht sogleich unterschwellig auf sein Bumsrecht. Aus kleinen Zankereien zwischen den versnobten Städtern und der Landbevölkerung entwickeln sich unüberwindbare Disparitäten. Während David durch ein Ablenkungsmanöver auf die Hirschjagd gelockt wird, wird daheim Amy von Charlie und einem seiner Kumpels vergewaltigt. Die Sumners gewähren dem geistig zurückgebliebenen Dorfdepp, der von der Bauernclique als Triebtäter gesucht wird, Unterschlupf. Die Lage spitzt sich zu und es kommt zum Showdown auf dem Anwesen der Zugezogenen, in dem David aus seiner Rolle des zivilisierten Musterschülers ausbricht.
Viele Szenen sind nahezu 1:1 übernommen, z.B. die erdrosselte Katze im Wandschrank und die Bärenfalle (auch wenn diese ein anderes Opfer findet als im Original). Andererseits gibt es auch diverse Unterschiede: Zum einen wird die Handlung aus dem Süden Englands verlegt in die Südstaaten der USA. Es herrscht kein so gravierendes intellektuelles Gefälle zwischen den Eheleuten Sumner. Die Rolle des David fällt im Vergleich zu Dustin Hoffmans Interpretation weitaus weniger schüchterner und introvertierter aus, sondern überheblich, protzig und arrogant - ein durch und durch hassenswerter Schnösel. Sein finaler Wandel zur Furie fällt nicht so drastisch und überraschend aus wie im Original. Daneben Size-Zero-Blondine Bosworth: Ihr nimmt man die Rolle des Dummchens vom Land nicht ab. Optisch hat sie durchaus ihre Reize, aber schauspielerisch... - naja. Die Kleinstadtbewohner werden anfangs bescheiden und bodenständig dargestellt, allen voran: Schönling Alexander Skarsgard, der fünfmalige "Sexiest Man Alive" in Schweden. Keine ganz so degenerierten Bauerntölpel und Hinterwäldler wie im Film von 1971. James Woods als cholerischer Alkoholiker sticht da ein bisschen raus. Ansonsten wirkt die Verwandlung der ansonsten gar nicht so dummen Landeier zu schießwütigen Rednecks nicht ganz nachvollziehbar. Muskelmann Dominic Purcell (PRISON BREAK) ist als geistig behinderter Jeremy geradezu unglaubwürdig.
Hält sich der Film zu 80% an seine Vorlage, geht er vor allem im Showdown eigene Wege. Auch die Schlüsselszene, die Vergewaltigung, ist visuell entschärft und inhaltlich abgeändert. Gibt sich Amy aus sexueller Unzufriedenheit im Original ihrem Peiniger nach und nach hin, ist der Akt im Remake eindeutig erzwungen und als Vergewaltigung zu werten. Das Kontroverse geht dabei verloren, ebenso der schmale Grat zwischen Leid und Leidenschaft.
Dafür liefert die Neuauflage endlich die Erklärung, was das mit den titelgebenden Strohhunden auf sich hat. Dabei handelt es sich nämlich um Opfergaben an die Götter im alten China - toll...
Fazit:
Mittelprächtige, glatt gebügelte Neuauflage, der es eindeutig an Sympathieträgern und schlüssiger Charakterentwicklung mangelt. Dafür sieht man die Nippel der Bosworth durch ein vollgeschwitzten Top schimmern. ...Geht so.