Review
von Con Trai
Zweistündiger Zusammenschnitt der koreanischen, seit 2006 geplanten und dann ummodulierten Serie Airiseu, die von Oktober - Dezember 2009 in 20 Episoden laufend gerne als Antwort auf 24 beschrieben und so sicherlich auch weiterhin in den westlichen Markt verkauft wird. Appetizer auf die Zweite Season und den spin-off Athena mit zusätzlichen Verkaufschancen, z.b. Kinostart in Japan unter Iris: The Last. Und Zeitersparnis für den gehetzten Zuschauer, der zur Besserwisserei die markanten Eckdaten und Ausschnitte der teuren Action [ Gesamtbudget knapp 18 Mio USD, 1/2 Jahr Drehzeit ] als kommunikativer Kraft und dafür weit weniger Melodram und Romanze geliefert bekommt.
Aufgrund der nunmehr notgedrungenen Kürze, bei derer man im Eilverfahren durch die ansonsten ausgedehnten und mit Verzweigungen bestückte Landschaft von Spionage hier und Gegenspionage da rast, erhält die eigentliche Saga um tief verstrickte Probleme und Emotionen nun natürlich den Eindruck einer arg gestutzten Kurzgeschichte. Die nur aufgrund der ursprünglichen, wenn auch eher ideenlosen Qualität nicht gänzlich flügellahm oder seelenlose Marionette ist. Und die Abschnitte, die den Schneideraum überleben durften, durchaus Größeres andeuten vermögen:
Nachdem der nordkoreanischer Überläufer Hong Seung-ryong, ein Nuklearwissenschaftler, wegen Landesverrates von seinen Landsleuten liquidiert wird, bekommt der NSS Agent Kim Hyeon-joon [ regungslos bis apathisch: Lee Byeong-Heon ] von seinem Vorgesetzten, dem NSS Vizedirektor Baek Dan [ Kim Young-cheol ] den Auftrag, ein gleichfalls politisches Attentat auszuführen. Die Aufgabe gelingt, allerdings wird Kim dabei schwerverletzt und sieht sich plötzlich nicht nur den nordkoreanischen Geheimdienstleuten Park Cheol-yeong [ Kim Seung-woo ] und Kim Seon-hwa [ Kim So-yeon ] gegenüber, sondern wird auch von den eigenen Leuten, allen voran sein Freund und 707 Corps Kollege Jin Sa-woo [ Jeong Joon-ho ] verfolgt. Von seiner großen Liebe, der NSS Profilerin Choi Seung-hee [ Kim Tae-hee ] totgeglaubt und ausgestoßen gliedert sich Kim zum Schein in eine terroristische Vereinigung namens "Iris" ein, die die Wiedervereinigung des seit 1945 geteilten Landes verhindern und zu diesem Zweck eine Bombe inmitten von Seoul detonieren lassen wollen.
- "Haven't you realized by now?
No nation or individual survives against lris."
Produziert mit als Aushängeschild des Korean Broadcasting System, als eigentlich gedachter Shiri-Ableger, entsprechend spendabel unterstützt und pompös angeleitet, ist aus dem Medium komplexer Handlungsstruktur sicherlich nicht der Sinn, aber oft der Zusammenhang entfernt. Sieht man auch vereinzelt ruhige und um Emotionalität bemühte Momente, die aber sattsam außen vor stehen, um einem kindlich faszinierten, technik- und waffenaffinen Plot voll Irritations- und Schwächemomente als Verhackstück gängiger Agentenware mit vielen ungelösten und auch gar nicht weiter beachteten Chiffre Platz machen, wobei das sich ergänzende Ziel von Produzenten und Konsumenten allerdings trotzdem auf jeden Fall, allerdings auch um manchen Preis und im Ex und Hopp Verfahren erreicht wird.
Um Bestehen der Internationalität in Aufwand und Niveau bemüht, bleibt in dieser Schnittmenge vor allem der Eindruck eines zunehmend einkreisenden Geschehens mit klar thematischer, wenn auch voralphabetisierter Konzeption zurück. Der Auftakt verweilt noch im bunten Ungarn, später Abstecher ins verschneite Japan, umgarnt mit Attentaten, Autoverfolgungsjagden und Explosionen vor dem Zugbahn- und in einem stillgelegten Güterfriedhof, um sich dann doch bald in die Verschwörungen innerhalb der Gemäuer zurückzuziehen. Dabei ist die Eröffnung im ehemals kommunistischen Osteuropa, dass spätestens ab Ende der Neunziger plötzlich sowieso Blickfang der asiatischen Filmemacher war, noch mit die interessanteste Erscheinung im Handlungsgerüst. Mehr Downtown Torpedos als Blacksheep Affair, mit Außenseiter-Perspektive und zwischen Multikulturalität und Wirklichkeitsfern auf proklamiert Breiten Raum bestückt. Hysterisch und reißerisch gleich der Auftakt, erscheint besonders Agent Kim hier als Stehaufmännchen, da sich die Gefahren im Minutentakt und entsprechend auch die Wunden häufen, Schüsse um ihn herum und Kugeln in ihn einprallen; eine Akkumulation der Handlung fern von Individualisierung und dafür mit rein optisch-affektiven Bindungen und animalischer und gleichzeitig nüchterner Triebhaftigkeit, in der niemals die Exposition, sondern immer das Abschied nehmen, nicht das Wort, sondern die Wortkontraktion und ausführende Tätigkeit im schwarzweiß eingeschränkten Vordergrund steht.
Dabei kann die Taewon Entertainment Fabrikation auf die Brauchbarkeit und Güte sonstiger im mittlerweile leicht schleppend gewordenen Koreanischen Kino Tätigen vor und hinter der Kamera zurückgreifen, besteht das Regieduo neben dem serienerfahrenen und damit prestigeträchtig gewordenen Kim Kyoo-tae [ u.a. A Love to Kill + Worlds Within ] aus dem auch im Ausland reputierten Yang Yoon-ho [ Fighter in the Wind, Libera Me, Rainbow Eyes ], die das Bühnengeschehen aus der Unterwerfung der Mattscheibe heraus und mit unterschiedlichen künstlerischen Handschriften, der Reibung dessen und physischen Gattungsverständnis beleben und variieren. Der Mut zur Größe, wenn auch nicht gleich die immer gelungene Umsetzung macht sich in einigen haarsträubend unlogischen oder mit schlechter Tricktechnik angereicherten Actionszenen vor dem Rückzug in Korea ersichtlich, wird sich an Häusern und Staudämmen entlang und hinab gehangelt, vom Hubschrauber aus beschossen oder umgekehrt die Segelflieger vom Himmel geholt. Besser als diese unnütze Aufopferung im James Bond - Terrain funktionieren gerade die handelsüblichen Autokollisionen, die ebenso wie die kurzen, interessanterweise immer unter der zeitlichen Norm liegenden und so ebenso abgehakten Shootouts – ausnahmsweise der hohe Munitionsverbrauch auf dem Seouler Gwanghwamun-Platz vor dem Palast Gyeongbokgung – zwischen schmucken Spezialeinheiten gleichsam trocken wie sauber und durch das Format angenehm unplastisch und greifbar präsentiert werden.