Zweifelsohne ist "Das Schweigen der Lämmer" nicht nur ein Klassiker im Thrillergenre, sondern auch in der Filmgeschichte. Die junge, ehrgeizige FBI-Agentin Clarice Starling jagt einen Serienkiller, der Buffalo Bill genannt wird. Mitunter versucht sie durch den kannibalischen Psychiater Dr. Hannibal Lecter ein psychologisches Täterprofil zu erstellen, um dem Serienkiller auf die Spur zu kommen. Nur durch Dr. Lecters Auftreten kann sich der Film von der gewöhnlichen Thrillerkost richtig abheben, denn dieser Mann ist die außergewöhnlichste Figur des Filmes.
Mit Intelligenz bis zu den Zehenspitzen ausgestattet ist Hannibal Lecter eine faszinierende und doch unheimliche Person. Der Mann ist schwierig zu beschreiben, denn obwohl er ist nicht das personifizierte Böse darstellt, bekommt man stets eine Gänsehaut, wenn er in Erscheinung tritt. Menschen zu Essen ist seine Leidenschaft, aber dabei macht er komischerweise keinen kranken Eindruck. Im Gegenteil, er sieht die Welt so klar, wie kein anderer und bringt Agentin Starling psychisch mächtig in Bredouille. Die Dialoge zwischen den beiden sind einfach erstklassig, wobei Hannibal zu jeder Zeit die superiore (dominate) Rolle beider Gesprächspartner übernimmt. Seine Worte sind schlichtweg genial. Das ist wohl das Intelligenteste, was man je in einem Film zu hören bekommen wird. Allerdings gehört eine gewisse Reife des Zuschauers dazu, um diese Genialität nachzuvollziehen.
Aber leider ist Hannibal Lecter hier keine der Hauptfiguren, was zu bedauern ist. In der Fortsetzung "Hannibal" wird seinem Charakter mehr Bedeutung geschenkt, was diesen Film in meinen Augen noch besser macht als "Das Schweigen der Lämmer". Hier konzentriert sich die Story zu sehr auf den Serienkiller Buffalo Bill, der geschnappt werden soll. Dieser ist mit seinem psychologischem Profil ebenfalls interessant, aber bei weitem nicht so sehr wie Dr. Lecter.
Zum Ende hin schafft es der Film, eine herausragende Atmosphäre und Spannung aufzubauen, was ihm während seiner vollen Spielzeit nicht immer gelingen will.
Anthony Hopkins stiehlt hier allen Akteuren trotz seines nebensächlichen Charakters Hannibal Lecter eindeutig die Show. Wie so oft tritt wieder einmal der Fall ein, dass ein Film ohne ihn nur halb so gut gewesen wäre. Dass jemand anderes den Kannibalen verkörpert, kann man sich gar nicht vorstellen. Hopkins ist mit seiner einzigartigen Ausstrahlung einfach die Idealbesetzung für Hannibal.
Die sympathische Jodie Foster macht ebenfalls einen sehr guten Eindruck, schafft es zugegebenermaßen aber nicht in Hopkins Liga. Auf jeden Fall ist sie als Clarice Starling die bessere Wahl gegenüber Julianne Moore in der Fortsetzung.
Fazit: "Das Schweigen der Lämmer" ist sehr abhängig von der Figur des Hannibal Lecter. Tritt er nicht in Erscheinung, verliert der Film trotz guter Atmosphäre seinen außergewöhnlichen Reiz.