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„Das Schweigen der Lämmer“ - eine weitere Thrillerlegende aus den Anfangs-90ern, in denen reichlich Stoff aus dieser Richtung aufkam. Jonathan Demme, von dem man heutzutage nur noch wenig hört, verfilmte Harris Roman, dessen legendärer Hauptdarsteller allerdings nicht zum ersten Mal auf der Leinwand Gestalt annahm (das erste Mal in "Blutmond", 1986). Doch Anthony Hopkins einzigartigem Spiel verdankt nicht nur der Streifen eine ganze Menge, er verhalf der Figur des kannibalischen Psychiater Hannibal Lecter auch zum Ikonenstatus im ewigen Kabinett der Horrorfiguren, in das sich bis dato lediglich Horrorgrößen wie Freddy Krueger, Michael Myers oder Jason Vorhees geschlachtet hatten.

Doch die britische Schauspiellegende ist nicht die einzige Person in Demmes Ensemble, die im „Schweigen der Lämmer“ vollkommen aus sich geht und Glanzleistung pur abliefert: auch Jodie Foster in ihrer Rolle der engagierten, intelligenten, aber doch unerfahrenen FBI-Agentin Starling überzeugt frei nach dem Motto „Klein aber oho“ auf ganzer Linie. Zwar ist sie die Hangelnde am handlungsfaden, doch liegt der Fokus dennoch deutlich auf den finsteren Figuren des mörderischen Albtraums: auch der sehr wandlungsfähige Ted Levine, der hier den Psychopathen „Buffalo Bill“ gibt, spielt absolut Over the Top.
Am meisten hat mich jedoch die Mehrgleisigkeit des Films fasziniert, auf der man im Verlauf über fährt. Für alles nimmt sich der Thriller mehr als nur ausreichend Zeit, um die nötige psychologische Tiefe zu erreichen. Zum einen wäre da der tief greifende Fokus auf die auf den ersten Blick sehr widersprüchliche Figur des Hannibal Lecter: ein barbarischer Psychopath, der ohne Reue tötet und es genießt, Teile seiner Opfer zu verspeisen, allerdings auch hochintelligent, wortgewandt und künstlerisch hochbegabt manifestieren sich Furcht und Faszination für die Person gleichermaßen. Nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für Jodie Foster. Diese birgt ebenfalls eine drastische kerbe im psychologischen Profil; gibt sie sich doch nach außen hin als geradlinig, knallhart und emanzipiert, so zehrt doch der semi - titelgebende Albtraum der schreienden Lämmer an ihr, der auf ein Kindheitstrauma zurückzuführen ist und – logischerweise – im Rahmen ihrer überspannenden Konversationen mit dem Kannibalen durch seine Preisgabe als Bezahlung für wichtige Informationen herhalten muss. Neben den fieberhaften, äußerst gefährlichen Ermittlungen spielt sich viel des Films in der düsteren Hölle des zu fassenden Psychopathen ab: „Buffalo Bill“, einem intelligenten, jedoch vollkommen sicken Mörder, der Frauen umbringt und häutet, um sich ein Kleid aus ihnen zu nähen, während im Hintergrund coole Mucke aus der Zeit zu hören ist. Zum Mitfiebern trägt hier auch der Überlebenskampf seines momentanen Opfers bei, welche in einen trockenen Brunnenschacht gesperrt wurde und sich ständig das tuntige Gejaule seines Mörders in spe anhören muss.

So wechselt der Film ständig äußerst geschickt das Szenario und schafft es von Minute zu Minute, immer noch eins Draufzusetzen und spätestens bei Dr. Lecters Ausbruch könnte die Spannungskurve nicht steiler sein. Bei aller Subtilität geizt der Film themengerecht auch nicht mit einer guten Prise Gore und Blut – alles andere wäre auch unangebracht gewesen. Dennoch liegt der Schwerpunkt konstant auf psychologisch tief schürfendem Spiel zwischen Täter, Opfer, Jäger und Gejagtem und der Person inmitten des Ganzen. Howard Shores Score ist einprägsam und trägt definitiv zum furcht einflößenden Gesamtbild bei, während auch die meisten der Drehorte nichts für Feingeister sind: sei es der Keller des einen Psychopathen, die Zelle des anderen oder das triste Umfeld drum herum – auch die Atmosphäre wird im „Schweigen der Lämmer“ durchweg groß geschrieben. Das intelligente Drehbuch wird der Romanvorlage durch und durch gerecht und schafft es spielend, die mentalen Ströme unter und zwischen den Charakteren, zum Ausdruck zu bringen.

Klar kennt den heute sowieso jeder, und so bleibt kaum zu erwähnen dass Demmes Klassiker ein absolutes Mustsee für jedermann bleibt, der nicht gerade den weichsten Magen der Welt hat. Gehört zudem in die oberste Riege der US-Psychothriller und DVD-mäßig eh in jede vernünftige Sammlung.

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