Review

kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 06.04.2012

Animationstechnisch oberklasse, gar keine Frage - gerade in den Totalen überwältigte kaum ein Animationsfilm der letzten Jahre so wie dieser. Speziell die von den Motiven her zwar klischeehaften, in der Umsetzung aber bombigen Luftaufnahmen von der Küste Rios (mit Christus-Wahrzeichen) erzeugten selbst in 2D fast schon 3D-Feeling, Tiefenperspektive en masse und unzählige Details.

Die familienfreundliche Geschichte wagt dabei aber wieder, ihr Miterziehungsrecht in Anspruch zu nehmen und nutzt es, um den Kids vor dem TV große Freundeskreise vor Partykulisse konsensgerecht als großes Erstrebnis zu verkaufen. Der Zwang in die Samba-Fröhlichkeit stellt aber ein gewisses Paradox dar, wenn man bedenkt, dass "Rio" eigentlich davon erzählt, dass man die Natur eines Individuums nicht in falsche Zwänge stecken sollte. Sprich: Es ist schön, dass der Papagei in Rio seine wahre Natur entdeckt; dass der kalte, von Schnee bedeckte Norden allerdings als Negativ herhalten soll, ist schwer nachzuvollziehen. Dazu hätte man eher herausstellen müssen, dass der Papagei im Zwiespalt mit seinem alten Leben steht und seine Natur ihn immer wieder einholt, aber in Obhut der Bibliothekarin hat er sich doch zur stattlichen, charakterstarken Persönlichkeit entwickelt, warum ihn also unbedingt in die Partymeile verfrachten?

So hat die "Entführung" auf den südamerikanischen Kontinent nichts anderes an sich als der Tierhandel zu Beginn des Films, mit dem Exoten in die Einöde verschifft werden - in beiden Fällen werden Lebewesen ihrer Heimat entrissen. Hier krankt "Rio" eindeutig an seiner Doppelmoral. Immerhin sind die Figuren sympathisch (insbesondere die Hauptfigur), werden allerdings durch die üble deutsche Synchronisation arg heruntergezogen - abgesehen von Robert De Niros Stammsprecher Christian Brückner (der hier allerdings ganz großartig ist) kann man da alles in die Tonne hauen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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