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Sie ist eine der berühmtesten und mit mehreren Milliarden Dollar Einspielergebnis auch der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten - und mit dem fünften Teil "Fast & Furious 5" ließ sie im Jahr 2011 endgültig die Kinderschuhe der betont coolen, reinen Streetracer-Story hinter sich.

Nach den dramatischen Entwicklungen des vierten Films knüpft diese Fortsetzung direkt an den Vorgänger an und führt die mittlerweile zentralen Helden Dominic Toretto (Vin Diesel) und Brian O'Connor (Paul Walker) diesmal nach Rio. Hier legen sie sich mit einem mächtigen Mafiaboss an, dessen gesamtes Vermögen sie zu rauben planen - dabei permanent von Polizei und FBI verfolgt, das seinen besten Headhunter Luke Hobbs (Neueinstieg Dwayne Johnson) auf sie hetzt.

In gewisser Weise ist die Reihe mit diesem fünften Teil tatsächlich erwachsener geworden: Bis auf eine kurze Szene verzichtet der Film vollständig auf die hippen Streetracer-Klischees mit getunten Autos, knapp bekleideten Damen, die nur als Dekoration dienen, und simplen Storylines à la Wettrennen um das Auto. Stattdessen setzt Regisseur Justin Lin, der seit "The Fast & the Furious - Tokyo Drift" Erfahrung mit der Reihe hat, auf eine handfeste, wenn auch hauchdünne Geschichte um Mafiagewalt und familiären Zusammenhalt. Das sorgt besonders in den ruhigen Passagen für einige arg pathetische und kitschige Szenen, wenn etwa Dom immer wieder die Bedeutung der Familie betont, verleiht dem Ganzen aber eindeutig mehr Tiefe, als es die ersten Fortsetzungen des Überraschungshits von 2001 zu bieten hatten.

Auch die Inszenierung kommt ein Stück weit seriöser daher. Keine Neonlichter, keine computeranimierten Kamerafahrten durch Motorblöcke oder Auspuffrohre; stattdessen geradlinige, klare Bilder, ein guter Tempowechsel zwischen Highspeed-Action und Dialogpassagen und eine stärkere Fokussierung auf das Figurenarsenal. Das ist und bleibt klischeehaft und blass, und auch nicht jeder Oneliner trifft humoristisch ins Ziel, dennoch vermag das alles gut zu unterhalten. Auch wenn dem zweistündigen Film im Mittelteil ein wenig die Puste ausgeht, ist er ein starkes Stück Popcornkino, an dem nicht allzu kritische Zuschauer ihre Freude haben können.

Und ganz besonders natürlich Actionfans. Denn das Zentrum der "Fast & Furious"-Reihe ist und bleibt die Action. Und die fällt hier entschieden spektakulär und enorm originell aus: Speziell der Überfall auf einen fahrenden Zug und das bombastische Finale, in dem mittels eines an Autos gehängten riesigen Tresors halb Rio in Schutt und Asche gelegt wird, gehört zu den absoluten Actionorgien-Highlights dieses Kinojahrzehnts. Dazwischen gibt es immer wieder wuchtige Schießereien, Verfolgungsjagden und einen Faustkampf zwischen Diesel und Johnson, der schon durch die pure körperliche Wucht der beiden Bodybuilder beeindruckt. Das alles ist auf höchstem Niveau, im Falle des Finales gar genial choreografiert und rasant geschnitten (auch wenn manche Szenen, typisch für postmoderne Actionfilme, zu hektisch montiert sind). Pures Adrenalin- und Machokino, ja, aber eines der besonders unterhaltsamen Sorte.

"Fast & Furious 5" findet eine neue Zusammensetzung der bisherigen Zutaten der Reihe, hebt den fünften Teil ein gutes Stück über das Niveau seiner Vorgänger und ist vor allem ungeheuer kurzweilig und temporeich. Damit hat er den Startschuss für die besonders erfolgreiche und vielleicht sogar schon kultverdächtige zweite Hälfte der Reihe gegeben. Für Genre-Fans ein unumgängliches Muss.

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