Review

Jetzt ist es also doch noch passiert, ich hab mich in einem "Fast & Furious"-Film tatsächlich einigermaßen amüsiert! Tassen hoch.
Nachdem mich der berühmte erste Teil doch noch zweifelnd darüber zurückließ, wie man mit so viel prolliger Poserei so viel Aufwand betreiben konnte; der zweite Teil so angeödet hat, daß ich ihn noch mal sehen muß, um ein Review darüber schreiben zu können und der dritte Teil die Serie im Teeniebereich versenkte, hab ich mir mal Durchlauf 4 gespart und jetzt gleich beim Best-of von Teil 5 eingesetzt, bei dem sich die Macher angesichts des Erfolgs des Vorgängs wohl gedacht haben, daß man gemäß "Expendables"-Prinzip am besten alle Publikumslieblinge auf einmal aufbietet, so daß wohl jede Zielgruppe (Weiße, Farbige, Asiaten, Latinos, Frauen, Männer, Bodybuilder, Autonarren, Actionfreaks) im Komplettpaket befriedigt werden würde.

Und so ist es dann zum Glück auch, denn nachdem mal in den ersten drei Teilen ordentlich quer über den Planeten gerast war, um nach einer tragbaren Formel zu suchen, hat es seit Teil 4 die Bagage wohl endlich geschnallt, daß Stars dann doch mehr ausmachen als nur heiße Karren und Mädels mit knappen Höschen.

Inhaltlich ist alles beim Alten geblieben, man erkundet weiter fröhlich die Grauzone zwischen Gesetz und Verbrechen, zwischen Recht und Unrecht und spielt in heißen Karren weiter Robin Hood mit dem kleinen Bonus für die eigene Tasche.
Paul Walker und Vin Diesel konkurrieren nicht mehr wie in Teil 1 bzw. lassen sich kaum blicken, weil sie eigene Karrieren verfolgen, die dann doch eher unglücklich verlaufen, sondern flüchten aus den Staaten als Gesetzlose nach Rio de Janeiro, weil die Stadt eben weiträumig, groß und teilweise (in den Favelas) recht brüchig-arm daherkommt und man dort ne Menge kaputtmachen kann.
An der Front bietet Justin Lin (der damit die Teil 3-5 inszeniert hat) alles auf, was zu so einem Actioneintopf gehört: semitransparente Love Story, Schwangerschaft, Familienzusammenhalt, Autoklau und dann ein finsterer Geschäftemacher, der die sonst doch so edlen Armen (oder armen Edlen) in Brasiliens Elendsvierteln auch noch in der Tasche hat.
Den will man natürlich beklauen, während die guten alten USA noch das Extraschmankerl nach Rio hinterher schicken: Dwayne "The Rock" Johnson als knallharter Agent, der das Zusammentreffen mit dem ebenfalls vollrasierten Muskelberg Vin Diesel endgültig zum Powergipfel macht.

Bei der Mischung kann natürlich gar nichts mehr schief gehen, also wird gekurvt, gerast und zwischendurch gibts ordentlich Stunts und Feuergefechte, bis dann die gute alte Family auftaucht, also praktisch die brauchbarsten und beliebtesten Figuren aus den Teilen 1 bis 4, die dann demographisch alle Zielgruppen abdecken, erfreulicherweise aber auch alle ihr Stück vom Kuchen abbekommen. Ein Schelm, wer da nicht an ähnlich gelagerte Stoffe wie "Ocean's Eleven" denkt, nur daß hier nicht ein paar Stars selbstzufrieden einen In-Joke abliefern.
Stattdessen wird ordentlich geklotzt, auf das Machbare geschissen und das Unmögliche umarmt und abgesehen von einer stillen Minute zwischendurch ist immer was los, weil für solche Großcoups wie den Klau von 100 Millionen Dollars (ist das eigentlich die Währung unten in Brasilien?) ja erstmal Menschen, Material und Vorbereitungen besorgt und abgeschlossen müssen.

Hightlights sind sicherlich der relativ früh im Film gelagerte Klau dreier Autos aus einem fahrenden Zug, bei dem man auf gute alte und riskante Handarbeit zurückgriff; eine bleihaltige Verfolgungsjagd durch die Favelas, die lang erwartete Prügelei zwischen Diesel und The Rock; einen Straßenhinterhalt aus besten Drogenthrillerzeiten und natürlich der finale Destruktionsakt, der jede Logik pulverisiert, wenn man mittels zweier Autos einen Riesentresor hinter sich durch die Metropole zieht (verfolgt von ungefähr 100 Streifenwagen) und dabei alles in Schutt und Asche legt.
Wieder mal eine echte Freude für Eskapisten, aber eben ein deutlicher Fortschritt gegenüber den ersten Serienbeiträgen, wo das Umfeld eher zwielichtig und schmierig aussah, wie man sich da zwischen Minis, Tangas und Rallyestreifen per Filmaufnahme einen runterholte, während Dialoge des Grauens abgespult wurden, stets in der Hoffnung auf die nächste Rennszene.

Die gibt es hier zwar auch, aber deutlich gebremst, dafür schleppt man (endlich!) mal zu viel Plot mit sich rum und so richtige Autorennen bei Nacht gehören jetzt schon zum erhabenen Spaß für Erwachsene. Den hatten übrigens alle Beteiligten offenbar, denn es ist zu spüren, daß die Atmosphäre stimmte und selbst der Schnitt zerstört das Timing hier mal nicht vollständig.
Die Erfolgsformel ist also im Rollen: weniger Posen, weniger Spoiler, mehr Drive in der Geschichte, mehr gute Härte.
Und in der Durchreiche wärmt man schon mal den Plot für Teil 6 auf, während die Schlußtitel rollen. Servieren bitte. (7,5/10)

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