Review

kurz angerissen*

Mit „Deadly Blessing“ verlässt Craven die Gefilde offen ausgelebter Abnormalität, wie sie in „The Hills Have Eyes“ und „The Last House On The Left“ zu sehen war, und verbirgt das Böse unter der Maske des Tugendhaften, indem er den Schauplatz in ein Dorf verlegt, das von einer Art „Ultra-Amish“ bevölkert wird. Einen Incubus lässt er im Unsichtbaren walten, entweder aus dem Kamera-Off hinaus, über verwaschene Träume oder das überlieferte Wort. Vom eintönig blauen Himmel über die schlichte Kleidung bis zur blassen Farbgebung ist Craven daran gelegen, sein Publikum in falsche Sicherheit zu wiegen, um dann doch unerwartet mit drastischen Szenen zu schockieren, zu denen auch eine solche gehört, in der Sharon Stone eine echte Spinne in den weit geöffneten Mund fällt (oder bei genauerer Betrachtung an ihrem Mundwinkel abprallt).

Das kann man reißerisch finden, was insofern den Kern träfe, als dass man mit damit in regelmäßigen Abständen aus dem drohenden Schlaf gerissen wird. Man könnte behaupten, „Deadly Blessing“ bedeute für den Horrorfilm das Gleiche wie „Der einzige Zeuge“ für den Thriller, doch dazu sind die Horror-Elemente nicht dicht genug in den Plot verwoben. Spätestens bei der showlastigen Finalsequenz, die eine (vielleicht unerwünschte) Antwort auf die Frage nach der Echtheit des Dämonenzaubers gibt, wird dies nur allzu deutlich. Ernest Borgnine ist in Amish-Montur ausnahmsweise mal keine Erfahrung wert, könnte man doch auch einen Computer dafür programmieren, von der Stadtdame bis zum Traktor alles als Hexenwerk zu deklarieren, was sich bewegt und Michael Berryman ist nach seinem eindrücklichen Craven-Auftritt vier Jahre zuvor nur noch ein dummes Kind, das mit schlichtem Gemüt für alle Ohren die Wahrheit ausplärrt.

Man kann das sehenswert finden, wenn man möchte, aber eine träge Angelegenheit ist es mitunter durchaus.

*weitere Informationen: siehe Profil

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