Wirrer Sektenwahn und Ekeleffekte, auf solche Fazits lief es des öfteren schon mal bei "Tödlicher Segen" heraus, der so den Anschein erweckt, eine Art "Children of the Corn" zu sein.
Papier ist in dieser Hinsicht leider geduldig, aber wer schon mal seine Lieblingshorrorregisseure etwas genauer unter die Lupe nimmt, sollte sich von solchen Fehlinformationen nicht abschrecken lassen.
Erschaffen hat diesen untypischen Grusler unser aller "Scream"-Star Wes Craven, allerdings in einer Art erfolgsarmen Zwischenphase Anfang der 80er Jahre, wo der gute Mann seinen Horror eben doch gegen Schecks und nicht wegen der enormen Kreativität inszenierte (absoluter Tiefpunkt war der 1984 inszenierte "Exit - Ausgang ins Nichts", der aber wegen der Popularität von "Nightmare on Elm Street" im gleichen Jahr zum Glück wieder in Vergessenheit geriet).
Heute erinnern sich Fans aus dreierlei Gründen noch an "Deadly Blessing": einmal die Besetzung mit einer noch fangfrischen Sharon Stone; dann ist da die berühmte Ekelszene mit der Spinne, die einer Darstellerin in den Mund fällt und dann wäre da noch das Überraschungsende, die einzige Sequenz mit übernatürlicher Beteiligung.
Abgesehen von dieser letzten Szene, die übrigens Craven von den Produzenten praktisch aufgezwängt wurde und die er komplett ablehnt, wird in diesem Film zwar viel über den Teufel und Incubi geredet, etwas zu sehen bekommt man aber abgesehen von ein paar beunruhigenden Traumsequenzen mit latent sexuellem Inhalt nicht.
Ort der Handlung ist eine abgelegene Farm im ländlich flachen Nirgendwo, wo eigentlich das Glück eines jungen Paares so richtig aufblühen könnte, würde der freundliche Ehemann nicht der Abtrünnige einer Amish-ähnlichen Sekte sein, die alle Technologie und Beiträge von außen brüsk ablehnt, vom Teufel faselt und in Ernest Borgnines Backsteingesicht genau den richtigen Vorsteher hat, um sie uns so unsympathisch wie möglich zu machen. Daß "mutant face" Michael Berryman als leicht zurückgebliebener Sektensohn auch Verwünschungen schreiend über die grünen Hügel hüpft, macht den Aufenthalt auch nicht gemütlicher.
Und wie sollte es anders sein: eines Nachts macht sich der Traktor selbständig und mangelt den Göttergatten um. Ja Freunde, das ist der Film, in dem Douglas "Howie Munson" Barr untern Trecker kommt, Colt Seavers sei Dank. Von nun an steht Maren Jensen (die man ev. noch aus der originalen "Kampfstern Galactica"-Serie kennt, unter Beschuß. Sektensöhne mit komischen Hüten entwickeln ein Interesse für ihre Scheune, lebensgefährliche Übernahmeangebote werden gemacht und die Polizei erklärt sich nur für bedingt zuständig, weil der Anfahrtsweg zur Rettung ja so lang ist. Als Verstärkung rücken nun noch zwei Freundinnen an, von denen eine die besagt Mrs. Sharon Stone ist. Wie diese drei Mädels eine Farm führen wollen, bleibt ein Rätsel, aber in der Folge entwickelt sich eh mehr Liebes- und Familiendrama als echte Horrorbedrohung, bis dann doch noch ein paar Leute gemeuchelt werden.
Gewisse Horrormeriten kommen aber selten auf, allein eine Sequenz in der abgeschlossenen (und spinnenverseuchten) Scheune funktioniert prima und Miss Stone darf so ein langbeiniges Vieh mal über ihren Ausschnitt krabbeln lassen.
Bei diesem Stunt sieht man dann auch mehr als in der "berüchtigten" Spinnenszene, die eigentlich eine Traumsequenz ist und genau dann wegschneidet, als das Tierchen im offenen Mund ankommen müßte - Filmkritiker können ja so zimperlich sein.
Alles in allem entwickelt sich daraus dann noch ein passabler Thriller von der Stange, bei dem es am Ende sogar einen Killer gibt, der all die Taten auf dem Gewissen hat. Von Okkultismus und Teufelswahn ist aber abgesehen von unruhigen Träumen hier wenig zu sehen und zu hören, was angesichts der überragenden Drehlocation, der atmosphärischen Kameraarbeit und Beleuchtung und einiger weniger Spannungsszenen eigentlich sehr schade ist.
Ausgerechnet als der Käse dann gegessen ist, kommt der Gehörnte doch noch geritten, was im Grunde eine sehr schön böse Pointe darstellt, denn es beweist genau die litaneihafte Annahme der Sekte, daß der Incubus irgendwo in der Gegend rumseucht. Leider paßt sie irgendwie nicht zum Restfilm und wirkt auch sonst nicht wirklich befriedigend, außer man ist vierzehn Jahre alt und derlei Überraschungsenden noch nicht gewohnt.
Schlußendlich ist "Deadly Blessing" dann doch mehr Thriller denn Horror, denn mittels diverser POV-Shots zeigt sich hier dann doch nur die alte Chose von dem Täter, der drei scheinbar wehrlose Frauen in ihrer Isolation (der totalen Freiheit und Weite) bespitzelt und bedroht - den Täter kann man sich übrigens gegen Ende dann doch ganz gut selbst denken.
Für die Spielfilmlänge hält das aber den Spannungsbogen nicht straff, zu wenig Spektakuläres passiert und zu unflexibel wirken die Frauenfiguren, die eigentlich bezüglich der Farmarbeit total unerfahren wirken (zwei davon sind auf jeden Fall Stadtmädels und die Dritte ist auch nicht farmgeboren) und dennoch unbedingt trotz aller Wehnisse die Farm halten wollen.
Angesichts von Dutzenden Filmen, die immer wieder ein- und dieselbe Situation ausbeuten, wirkt Cravens Setting aber dann doch noch ansprechend kreativ, immerhin. (5/10)