Review

„The Lincoln Lawyer" oder zu Deutsch „Der Mandant" hat mich sehr überrascht: Er hebt sich angenehm von den üblichen Grisham-Verfilmungen ab, was vor allem daran liegt, dass es gar keine Grisham-Verfilmung ist. Boing! Ein Michael Connelly hat die Romanvorlage geschrieben, aber wen interessiert das schon? Zumindest der deutsche Titel baut eine eindeutige Nähe zu den bewusst knappen Titeln wie „Die Firma", „Die Jury" oder „Der Klient" auf. Auch inhaltlich liegt diese Nähe nahe: Ein gerissener Anwalt gerät in das Komplott eines seiner Klienten und muss sein ganzes Können aufwenden, um nicht selbst unter die Räder zu kommen.


Im Gegensatz zu den eben genannten Storys des erfolgreichsten Schriftstellers der Neunziger hat man es hier aber nicht mit einer idealistischen Leitfigur zu tun, denn vergleicht man Matthew McConaugheys Figur Mick Haller mit der ebenfalls von ihm dargestellten Figur des Jake Brigance aus „Die Jury", so wird sofort klar, dass Mick Haller seine Ideale lange über Bord geworfen hat und mit allen Tricks arbeitet, um seinen Erfolg zu garantieren. Kriminell ist er zwar nicht, aber ein Schlitzohr ist er vom Scheitel bis zur Sohle. Daher wirkt McConaughey hier aber auch deutlich sympathischer als als glattgeleckter Saubermann und diese gewiefte Art nimmt man ihm sofort ab. 


Ebenso sympathisch ist sein Umfeld, aus dem besonders William H. Macy als Privatermittler und Marisa Tomei als Ex-Frau und Staatsanwältin herausragen. Das Zusammenspiel der Figuren funktioniert gut und es entwickelt sich ein angenehmer Drive, der nur dann und wann von dramatischen Höhepunkten der Handlung unterbunden wird.

Ryan Philippe, der mal heiß in Hollywood gehandelt wurde, aber nie so wirklich durchstartete, spielt den verwöhnten Sohn, der der Vergewaltigung verdächtigt wird, herrlich schmierig. Besser hätten das allenfalls Eric oder Donald Trump Jr. Hinbekommen. 

Während die Handlung für sich genommen zwar Wendungen bereithält, muss man aber sagen, dass hier letztlich doch eher Standardkost serviert wird, die niemals so wirklich überraschen kann. Es werden die Genrekonventionen aber reichlich bedient, so dass man wenig zu meckern hat.

Verdeckt werden die fehlenden Innovationen dabei sehr elegant von einem Soundtrack, der den gesamten Rhythmus des Films prägt und den Unterhaltungswert sehr stilvoll nach oben treibt. In Zusammenarbeit mit einer teils sehr kunstvoll eingesetzten Kameraarbeit und diesem orangenen LA-Licht ergibt sich ein Gesamtbild, das in seiner formalen Stimmigkeit auch bestens ohne inhaltliche Sensationen unterhält.

Fazit

„Der Mandant" ist ein gelungener Kriminalfilm mit Anleihen aus dem Thriller, der mit gut aufgelegten Darstellern, stimmigen Bildern und einem coolen Soundtrack seine inhaltlichen Schwächen gut kaschieren kann und vergnüglichere Unterhaltung bietet, als es sämtliche Grisham-Verfilmungen taten.     

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