Aus dem Leben eines Anwalts...15.04.2012
Filme und Bücher über Anwälte sind eine ganz und gar amerikanische Sache. Dem deutschen Publikum sollte dieses Metier spätestens seit der Firma bekannt sein, aber dennoch schaffen es Filme aus dem Subgenre Gerichtsthriller nur sehr selten, die Aufmerksamkeit des Betrachters zu fesseln, denn das Wesen der amerikanischen Justiz ist dem Deutschen fremd - es bevorzugt Schauspieler, die auch eine juristische Ausbildung genossen haben sollten, ganz anders als die gesetzestextorientierten Anwälte, denen man hier vor Gericht begegnet. Macht mir persönlich aber nicht viel aus, denn ich mag das Genre, auch wenn die Filme an sich eine Wiederholung des Immergleichen sind - der Mandat ist unschuldig, wird wegen irgendwas zu Unrecht verdächtigt, und der Anwalt schafft es mit einem finalen Kniff, seinen Mandanten vor der Todesstrafe zu retten.
Was also ist hier anders? Zunächst nicht viel...wir folgen Mick Haller, dem "Lincoln Lawyer" ( so der Originaltitel, wieder einmal viel passender als der deutsche...), der sein Büro auf der Rückbank eines Lincoln hat. Mick interessiert nur die Kohle, die er machen kann, egal, von wem sie kommt. Doch der aktuelle Fall scheint der große Glücksgriff zu sein, denn der Mandant ist aus sehr gutem Hause, das Honorar entsprechend hoch - und auch der Prozeß scheint ganz locker zu gewinnen zu sein. Leider gibt es einen Fall hinter dem Fall, und schnell wird Haller klar, daß er in der Zwickmühle steckt. Als dann noch sein Ermittler ermordet und er der Tat verdächtigt wird, muß er all sein Können aufbieten, um hier unbeschadet herauszukommen.
In der Hauptrolle sehen wir Matthew McConaughey, und das ist zwar angesichts seiner ähnlich gelagerten Rolle in der Jury zwar durchaus nachvollziehbar, wundert aber in der Rückschau seiner jüngeren Rollen doch ein wenig. Ob es nun der Womanizer ist oder der Schatz zum Verlieben - McC ist eigentlich abonniert auf die Rolle des Schönlings. Doch der Mann kann auch anders - und hat tatsächlich mehr drauf als nur zwinkern und nett tun. daß paßt sehr gut zur Rolle, die einerseits den Charmeur fordert, andererseits aber auch den in echten Schwierigkeiten steckenden Mann samt Trauer und moralischen Erwägungen. Die Story selbst basiert auf einem Roman von Michael Connelly, ein mittlerweile recht bekannter Autor mit einigen Verfilmungen im Ouevre. Das Problem der Verfilmung ist die notwendige Kürzung, so scheint am Ende einiges zu schnell erledigt, auch der eine oder andere Hintergrund kommt zu kurz. Macht aber nichts, denn dank McC ist der Streifen rundum gelungen - 8/10.