John LeTour (William Defoe) ist Kokskurier. Die kleine und familiäre Firma für die er arbeitet, beliefert ausschließlich die Upper Class New Yorks, und auf Anruf zuckelt er los und liefert Drogen. Als seine Chefin Ann (Susan Sarandon) umsatteln will auf Kosmetik fängt er an den Halt zu verlieren. Eine kurze und heftige Affäre mit seiner Ex-Frau (Dana Delany) kann sein Leben zwar kurz konsolidieren, dann aber stirbt seine Ex-Frau bei einem Nicht-ganz-Unfall, und auch sein Leben ist in Gefahr.
Das Portrait eines schwachen Mannes. John hat keinen eigenen Antrieb, und verbringt sein Leben damit Drogen zu nehmen oder Befehle anderer Leute auszuführen. Er geht sogar zu einer Seelenleserin (einem Psychic Seer, wie immer man das auch übersetzen mag) die ihm sagen soll was er tun soll. Er führt ein Tagebuch, aber nur, weil ihm jemand davon erzählt hat. Ein Polizist bezeichnet ihn als Laufbursche, und das trifft die Sache ziemlich genau. Es macht auch nicht den Eindruck als ob ihn die Bezeichnung wirklich treffen würde. Aber als seine Chefin, die letzten Endes seinen Tagesablauf durchführt, den Ausstieg aus dem Drogengeschäft plant, sieht er vor sich das große schwarze Loch der Untätigkeit. Und somit ist der Film in der Konsequenz das Portrait eines Drogenbenutzers, eines Menschen der für fast jede Handlung äußere Unterstützung benötigt. Und der vor sich ein Leben sieht in dem er aktiv handeln muss ...
John fährt vorwiegend in der Nacht durch New York. Er sieht den Schmutz, die sich häufenden Müllberge (während der Spielzeit des Films streikt die Müllabfuhr), und er ist wie Iggy Pop’s Passenger, der die glitzernden Städte von hinten sieht. Und er ist auch wie Travis Bickle, der ebenfalls als Passagier durch die Stadt fährt, bis er den Schmutz und die Gewalt nicht mehr erträgt. Die immer höheren Müllberge sind auch eine Allegorie auf die Müllberge in der Seele Johns. Und wenn am Ende die Müllabfuhr wieder arbeitet, ist auch für John Zeit aufzuräumen. Und damit sich der Film ein wenig von einem düsterem Drama abhebt (das er nämlich in Wahrheit ist) packt Paul Schrader dies in eine rudimentäre Krimihandlung, die in einem ähnlich eruptivem Gewaltausbruch mündet wie in Taxi Driver.
Beide Filme zeigen einsame Menschen, die nicht wirklich fähig sind in der Gesellschaft anderer Menschen zu leben, und die wie Wanderer durch die moderne Zeit gleiten. Der Polizist meint zu John, dass er nicht unsichtbar sei. Aber fast er ist es. Es ist sein Job unsichtbar zu sein, und das macht er auch gut, aber nur solange, bis er vor dem Problem steht sichtbar werden zu müssen, sein Leben selber organisieren zu müssen. Plötzlich wird er von fremden Menschen angerempelt, plötzlich kommt er in das Visier der Polizei. Er ist sichtbar geworden, und es ist schwer zu sagen ob er damit klar kommt. Aber wenn er am Schluss des Filmes meint dass es im Gefängnis nicht so schlimm sei, dann wissen wir, dass er dort ein fremdbestimmtes Leben führen wird. Und damit erheblich besser zurecht kommt.
Kein Krimi, auf gar keinen Fall, sondern ein Drama über einen schwachen und einsamen Menschen. Wenn man das weiß und beherzigt, dann ist der Film gut. Und wem Taxi Driver gefallen hat, der kann auch hier ein Auge riskieren.