Review
von Leimbacher-Mario
Mel brings Hell
Mel Gibson galt jahrelang nahezu als Persona Non Grata in Hollywood, hätte er nicht seine eigene Produktionsfirma und sein Vermögen und seine Connections auf Lager gehabt, wäre er aus diesem (dem Alkohol und ekelhaften Aussagen geschuldeten) Karriereloch wohl auch kaum noch entkommen. Obwohl, wer weiß, die Welt liebt ja Comeback-Stories... So oder so: „Get The Gringo“ ist eines dieser Vehikel, die ihn über diese sicher nicht einfache Zeit getragen haben und die seine Stärken nicht haben in Vergessenheit geraten lassen. Charisma, Echtheit, Eier, Härte, Charme, Gerissenheit, Männlichkeit. All das und mehr hat der kauzig-coole Australier über die Jahrzehnte seit Mad Max und Lethal Weapon nicht verloren, sodass auch ein „Get The Gringo“ noch vollkommen nach altem Muster funktioniert. Und kein Wunder, dass Regisseur Adrian Grunberg nach dieser kleinen Splittergranate von Film dieses Jahr sogar den fünften Rambo inszenieren durfte, denn sein rauer, grieseliger Style passt durchaus zu Stallones Vorzeige-Charakter...
Zurück zu „Get The Gringo“, in dem ein Gibson in einem mexikanischen Knast/der dreckigsten Kleinstadt der Welt landet und versucht von dort auszubrechen und an seine Kohle zu kommen, die ihm von der korrupten mexikanischen Polizei entwendet wurde... Zwei fette Pluspunkte hat die (leider recht gering erfolgreiche) Produktion auf ihrer Seite: Mel Gibson und das authentische Setting. Gibson spielt den schlitzohrigen Gangster grandios, seine Ausstrahlung ist noch immer einmalig und er passt in die Rolle exzellent. Egal ob als Held, Antiheld oder Erzähler. Gedreht wurde dieser leicht satirischer Thriller in einem echten mexikanischen Gefängnis, was enorm zur Atmosphäre und der Textur des Films beiträgt. Vor allen, da es kein normales Gefängnis ist, sonder eher ein spezieller Umschlagplatz oder eine brennende Mall, gekreuzt mit dem beschissensten Klo der Welt. Allein wie Gibson es sich dort „gemütlich“ und mit den Sitten, Bräuchen, Gefahren vertraut macht, ist faszinierend und sehenswert. Rechnet man dazu noch ein brisantes Tempo, eine enorme Härte, gewisse western-Touches und eine lässige Coolness, dann kann man „Get The Gringo“ nur die grüne Ampel zeigen. Sicher kein Klassiker, sicher nicht ewig lang im Gedächtnis, aber für heutige Verhältnisse eine gnadenlos erfreuliche Nachricht.
Fazit: schmutziger, rauer und verdammt starker Gefängnis-Actioner, der Gibson in Hochform und ein echtes mexikanisches Drecksloch zu bieten hat. Man schwitzt, man staunt, man lacht, man freut sich, dass sowas überhaupt noch gemacht wird. Unterhaltsam, hart, maskulin. Erfrischend oldschool. Nur das CGI-Blut hätte besser gelöst werden dürfen. Ansonsten: guter Guck!