Die Farelli-Brüder wurden bekannt für ihren respektlosen Umgang mit Tabus in der amerikanischen Gesellschaft, aber in "Alles erlaubt - eine Woche ohne Regeln" widmen sie sich keiner verdrängten Randerscheinung, sondern einem weit verbreiteten Aspekt des Liebeslebens - dem Niedergang des Sexuallebens in einer langjährigen Beziehung. Doch die Farellis wären nicht die Farellis, wenn sie diesem Standard-Thema der amerikanischen Filmkomödie nicht ein originelles Motto überstülpen würden - die beiden männlichen Protagonisten Rick (Owen Wilson), Immobilienmakler und Vater dreier Kinder, und Fred (Jason Sudeikis), Versicherungsmakler, bekommen von ihren beiden Frauen für eine Woche frei - sie dürfen, ohne Konsequenzen zu befürchten, sieben Tage lang machen, was sie wollen.
Was sich vordergründig originell anhört und dem Film auch als Überschrift dient, wird von den Farellis überraschend konventionell angegangen. Allein schon der Fakt, dass die beiden Männer ihre Freiwoche auf Anordnung ihrer Frauen bekommen, die sich dafür psychologischen Rat einer Freundin einholten, nimmt diesem scheinbar so wagemutigen Akt jedes männliche Aufbegehren gegenüber den Institutionen Ehe und Familie. Auch der Anlass für die Idee der Ehefrauen ist vergleichsweise läppisch, denn die Männer liebäugelten keineswegs konkret mit außerehelichen Aktionen, sondern taten das, was fast alle Männer in größeren Runden zu tun pflegen - sie nahmen die Schnauze in sexueller Hinsicht voll. Wie wenig der Film riskiert, erkennt man auch daran, dass die Farellis nicht einmal Risse in den Beziehungen andeuten, wenn man von den typischen Auswirkungen sexueller Lustlosigkeit in einer langjährigen Beziehung einmal absieht.
Vielleicht muss man die sehr verklemmte amerikanische Gesellschaft und das innerhalb einer Kleinstadt vollständig kontrollierte Leben gedanklich hinzuziehen, um in dem einwöchigen Unterfangen, das normalerweise schon entsteht, wenn der männliche Partner sich auf eine Dienstreise begibt, als Sensation zu begreifen, aber dafür bleiben die Farellis in ihrer weiteren Betrachtung viel zu ernst. Es geschieht nämlich genau das, was zu erwarten war - die beiden Männer stellen sich komplett bescheuert an, in ihrem Unterfangen, nach vielen Jahren Beziehung plötzlich wieder den Aufreißer mimen zu müssen. Das entbehrt natürlich nicht der Komik, ist aber weder entlarvend, noch bricht es irgendein Tabu, sondern ist völlig normal. Genauso wie ihre allein gelassenen Ehefrauen Maggie (Jenna Fischer) und Grace (Christina Applegate), sich plötzlich einer Vielzahl von Verehrern gegenüber sehen, während die Großeltern auf die Kinder aufpassen.
Sollten die Farelli-Brüder mit ihrem Film vorgehabt haben, dass RomCom / Liebeskomödien-Genre zu persiflieren, dann ist ihnen das nicht gelungen. Ihre Botschaft ist letztlich genauso konventionell und angepasst wie von Hollywood gewohnt. Auch hinsichtlich der Vorhersehbarkeit in der Entwicklung der Beziehungen, sind Überraschungen nicht vorgesehen. Trotzdem verfügt auch "Alles erlaubt - Eine Woche ohne Regeln" über typische Farelli-Elemente, denn begleitend zu den üblichen Liebes- und Eheverwirrungen, werden hier diverse kleinere Tabus gebrochen, dürfen Penisse in Extremgrößen, feuchte Fürze und Spießer im Drogenrausch nicht fehlen.
Es gibt, dank des gut agierenden Duos Owen Wilson und Jason Sudeikis auch einige peinliche Momente zu bewundern, die teilweise sehr witzig sind, aber die Komik bekommt hier nie eine konsequente Linie, weshalb auch die schrägen Momente wirkungslos verpuffen und den Film eher zu einem mäßigen Vergnügen werden lassen. Letztlich wird auch hier alles streng auf die amerikanische Linie des Heiligtums "Familie" getrimmt, was angesichts der Vergangenheit der Farelli-Brüder eine Enttäuschung ist (4/10).