Weite Teile der USA sind bereits von Degenerierten übernommen, nun scheinen die ersten ländlichen Bezirke in Europa von den Hinterwäldlern dominiert zu werden.
Regisseur und Autor Alex Chandon hat sich rein handwerklich seit „Cradle Of Fear“ merklich entwickelt und hebt seinen Beitrag über zurückgebliebene Dorfkannibalen und bedrohte Städter allein durch die urigen Locations über Genredurchschnitt.
Die vier Problemteens um Sam machen einen Wochenendausflug mit ihren Sozialarbeitern Jeff und Kate und landen dabei im kleinen Dorf Mortlake in der Grafschaft Yorkshire.
Dabei geraten sie jedoch mit einigen Einheimischen aneinander. Als jemand aus der Gruppe ernsthaft verletzt wird, zeigen die Dorfbewohner um Kneipier und Anführer Jim ihr wahres Gesicht…
In einer Mischung aus „2001 Maniacs“ und „Wrong Turn“ liefert Chandon vertrauten Stoff ab, variiert diesen jedoch leicht, indem etwa die Schauplätze wie Scheunenarena oder Eisenbahnschrottplatz recht markant erscheinen und nach einem blutigen Einstieg in der zweiten Hälfte einige deftige Splattereinlagen folgen. Allerdings scheint er sich nie so recht entscheiden zu können, ob sein Werk eher den Pfaden fiesen Terrors folgt oder einen auf Fun-Splatter macht, denn die Stimmung schwankt stets zwischen zynisch, schwarzhumorig und todernst.
Nach oberflächlicher, jedoch ausreichender Charaktereinführung der wesentlichen Figuren lebt die Erzählung primär von seiner unheilsvollen Atmosphäre, der düsteren Farbgebung und angedeuteten Gräueltaten, was bereits einsetzt, als zwei während der Anreise eine Gruppe von Kindern beobachten, die ein potentielles Opfer auf dem Feld umkreisen und drangsalieren.
Der erste direkte Kontakt mit den Einheimischen fällt schließlich in die Kategorie maßlos überzogen aus, wird aber mit viel Freude an typischen Genreklischees auf den Punkt gebracht: Kneipier Jim gibt sich betont freundlich und scheint seine Jungs im Griff zu haben, zahnlose und gesichtszuckende Gestalten hocken im Hintergrund und es wird natürlich inakzeptable Kost an die Gruppe verteilt.
Als es schließlich ab Mitte der Geschichte zur Sache kommt, scheiden sich die Geister.
Und das hängt eigentlich nicht vom eigentlichen Film ab, sondern davon, welche Version man eingeworfen hat, da die FSK diesmal bis zum Unverständnis des Verlaufs die Schere angelegt hat und streng genommen noch nicht einmal der Ausgang der Erzählung verständlich ist.
Rund viereinhalb Minuten wurden rigoros entfernt, wobei derbere Einstellungen wie blutige Axthiebe, eine Enthauptung, zerfetzte Körper und herausploppende Augäpfel lediglich in der Originalfassung zu sehen sind. Die Effekte sind durch die Bank gelungen, manchmal ein wenig übertrieben dargestellt, doch selbst die wenigen Computerhilfen fallen nicht negativ ins Gewicht.
Dieses wäre dann eher die wenig kreative Handlung, welche trotz nicht eindeutig geklärter Machtverhältnisse und einiger Gegenwehr kaum Innovationen ins Spiel bringt und mit der Konsequenz seiner Handlung nicht unbedingt jeden Zuschauer begeistern dürfte.
Spannende Momente sind demgegenüber dennoch zu verzeichnen, die bedrückende Atmosphäre punktet und auch die Mimen machen ihre Sache ordentlich, während die Kamera einige überraschend variable Blickwinkel ins Spiel bringt.
Letztlich steckt in „Inbred“ ein durchaus gelungener Hinterwäldler-Flick, der das Rad zwar nicht neu erfindet, selbiges jedoch recht munter und ohne große Stolperer ins Rollen bringt.
Handwerklich grundsolide und recht passabel ausgestattet, dürften vor allem Gorehounds ihre Freude an einigen derben Gewaltdarstellungen haben und auch die Maske fördert einige nette Randerscheinungen zutage. Von den bisherigen deutschsprachigen Fassungen sollte man allerdings die Finger lassen, denn die lassen den Streifen weitaus durchschnittlicher erscheinen als er eigentlich ist.
6,5 von 10