Review
von Leimbacher-Mario
Von wegen, es gibt keine klassischen Epen mehr...
"Wasser für Elefanten" ist teilweise ein atemberaubend schöner Film. In der Art, wo viele sagen, die wird gar nicht mehr gemacht. Fantastisch & doch realistisch, intim & doch episch. Letztens habe ich mich noch mit meinen Großeltern über die alten Klassiker ala "Dr. Schiwago" oder "Vom Winde verweht" unterhalten & ihnen erklärt, warum es diese Art heute (leider) nicht mehr gibt. Und auch wenn es eine kleine Sünde ist, "Wasser für Elefanten" in einem Atemzug mit diesen Schwergewichten der Filmgeschichte zu nennen, ist er doch erfreulich klassisch, erfreulich solide, erfreulich unterhaltsam. Erst recht wenn man gerne in den Zoo geht & mal einen Einblick in das Geschäft vor fast 100 Jahre erhaschen möchte. Erhebliche romantisiert & nicht ganz so drastisch wie das ebenfalls empfehlenswerte Buch, versteht sich.
Wir folgen einem jungen Fast-Tierartzt, der durch einen tödlichen Autounfall seiner Eltern, nicht nur seinen Abschluss verpasst, sondern auch sein gesamtes Hab & Gut, sein Heim, seine Familie, seine Zukunft verliert. Nun verschlägt es ihn zu einem Wanderzirkus, bei dem er als Tierpfleger arbeiten darf, unter der harten Hand des Direktors leidet & sich auch noch in dessen Frau verliebt... Titanic im Zirkus? Ganz so gut jetzt nicht & es gibt offensichtliche Schwachpunkte - aber trotzdem ist der Film eine positive Überraschung, speziell wenn die Erwartungen vorher Limbo getanzt haben.
Optisch ist die Welt des Zirkus, der Tiere, des Schmutzes, des Wandervolkes & der Wirtschaftskrise lange nicht mehr so opulent umgesetzt worden. Beeindruckend, ein Fest für die Augen. Abgesehen von ein paar schwächeren CGI-Effekten gegen Ende. Dazu kommt ein wie immer famos, akzentuiert & teuflisch aufspielender Christoph Waltz als Zirkusdirektor. Leider können da Witherspoon & vor allem Pattinson nicht ganz mithalten, auch die Chemie der beiden sprang auf mich nicht über. Die Magie des Zirkus allerdings schon. Ärgerlich nur, da Pattinson schon gezeigt hat (z.B. in "The Rover"), dass er mittlerweile viel besser ist, als alles aus Twilight. Hier ist es so ein Mittelding & er schafft es nicht ganz den Film zu tragen. Außerdem ärgerlich einfach, aber simpel effektiv + realistisch (eher noch geschönt): gequälte Tiere, hier ein wundervoller Elefant.
Fazit: ein Zirkus-Epos - das ich das noch erleben darf. Sehenswerte Schauwerte, leider durchwachsene Schauspieler & Chemie unter diesen!