Robert Pattinson hat es heutzutage wirklich nicht leicht. Egal in welchem Film er in Zukunft mitspielen wird, man wird ihn immer mit Edward Cullen aus der Twilight-Saga in Verbindung bringen, die ja nicht gerade bei allen Kinofans größte Beliebtheit genießt. Doch aus meiner Sicht sind diese Vorurteile etwas unfair, denn Robert Pattinson hat schauspielerisch auf alle Fälle etwas drauf, wie er bspw. in "Remember Me" bewies. Doch schon wenn nur der Name "Pattinson" irgendwo steht, ist das Gestöhne groß und das vorzeitige Niedermachen steht auf dem Programm. So war es auch beim Circus-Drama "Wasser für die Elefanten", der bei weitem kein Meisterwerk ist, aber dennoch nicht so schlecht es, wie er gerne von einigen Kritikern dargestellt wird. Klar, für einen spektakulären Zirkusfilm ist das Ganze hier deutlich zu wenig und auch die Liebesgeschichte wirkt ein bisschen emotionslos. Dennoch sollte man diesen Film nicht völlig als typische "Pattinson-Schnulze" abstempeln, denn schauspielerisch ist hier alles auf einem sehr hohen Niveau.
Der angehende Veterinärsmediziner Jacob steht kurz vor seiner Abschluss-Prüfung, als ihn plötzlich ein Schicksalsschlag völlig aus der Bahn wirft und er dadurch seine Prüfung nicht beenden kann. Als er sich völlig alleine und nur mit seinem Koffer aus dem Staub macht, springt er spontan auf einen Zug und landet urplötzlich mitten in einem Zirkus, dem er sich nach anfänglichen Schwierigkeiten sofort anschließt. Dort lernt er die hübsche Artistin Marlena kennen, in die er sich sofort verliebt. Doch Marlena ist mit dem Zirkusdirektor, August Rosenbluth, verheiratet, einem zynischen Sadisten, der weder das Leben der Tiere, noch das Leben eines Menschen wertschätzt. Doch er hält Jacob anfangs für einen nützlichen Gehilfen, denn seine Tierarztfähigkeiten möchte sich der kaltherzige Direktor zu Nutze machen. Als sich Marlena und Jacob jedoch immer näher kommen, droht die ganze Geschichte ein dramatisches Ende zu nehmen.
Das erste was ich diesem Film hoch anrechne ist die hübsche Erzählweise. Ich liebe einfach Filme, die viel mit "Voice-Over" arbeiten und vor allem wenn man einen alten Mann zu Beginn sieht, der über sein Leben berichtet (wie in etwa in "The Green Mile"), geht mir persönlich jedes mal das Herz auf. Die Erzählweise ist wirklich perfekt, doch leider bewahrt die interessante Struktur den Film nicht vor diversen Mängeln. Im Vorfeld habe ich mich sehr auf den Film gefreut, da ich mich nicht erinnern kann, mal einen Film gesehen zu haben, wo das Thema Zirkus im Mittelpunkt steht. Leider kommt nie so wirklich ein positives Zirkus-Feeling auf, da man einfach zu oft abseits der Manage agiert. Bei solch einem Film hätte ich mir viel mehr Zirkusnummern gewünscht, mit tollen Artisten und einem bombastischen Klang. Zwar bekommt man hier die ein oder andere Parade in der Manege zu sehen, doch sind diese viel zu kurz gehalten und erwecken leider nur selten eine authentische Zirkusatmosphäre. Abseits des Zirkuszeltes konzentriert sich der Film sehr auf die Figur Jacob und besonders sein Umgang mit den Tieren, insbesondere einer wunderschönen Elefantendame, kommt sehr glaubwürdig und gefühlvoll rüber. Leider gibt es auch davon viel zu wenig zu sehen, stattdessen presst sich die etwas lieblos gestaltete Lovestory immer zwischen rein, so als ob die Macher des Films mit aller macht unbedingt diese Liebesgeschichte wollten. Klar wird das Verhältnis zwischen Marlena und Jacob zum wichtigsten Ereignis in diesem Film, aber auch mit etwas weniger Liebeleien und etwas mehr intensiveren Szenen zwischen Mensch und Tier hätte dieser Film wunderbar funktioniert. Das Finale ist zwar sehr spannend inszeniert, jedoch wurde sie mit einer solch üblen Klischee-Szene (Elefant + Halterung) ausgestattet, dass es schwer fällt, den Ausgang vom Showdown im Zirkuszelt wirklich ernst zu nehmen. Es sind im Prinzip nur einige Kleinigkeiten die den Film von einem Meisterwerk bewahren, aber zu viele Kleinigkeiten verderben eben auch oft eine Story. Auch der Titel des Films ist vollkommen irreführend und hat praktisch nichts mit dem eigentlichen Film zu tun. Denn hier gibt es weder mehrere Elefanten (nämlich nur Einen), noch ist dieser Film eine reine Rettungsaktion für die Dickhäuter. Titel wie "Elephant" oder "Circus" wären deutlich passender für diesen Film gewesen.
Der Grund, weshalb "Wasser für die Elefanten" letzten Endes doch ein guter Film ist, sind die tollen Schauspieler, die durch die Bank weg einen hervorragenden Job abliefern. Hier zeigt Robert Pattinson wiedereinmal, wieso er ein unterschätzter Schauspieler ist. Eine Rolle wie die des "Edward Cullen" fordern dieses Talent einfach nicht, doch hier als Jacob (ausgerechnet Jacob) überzeugt er auf ganzer Linie und kann in jeder dramatischen, witzigen und spannenden Szene überzeugen. Man merkt es Robert Pattinson auch an, dass er sehr viel Spaß beim Dreh hatte, besonders wenn er zusammen mit den verschiedensten Tieren agieren darf. Die großartige Reese Witherspoon zeigt hier wieder einmal, wieso sie zur Creme de la Creme der Hollywood-Schauspielerinnen gehört. Ihre Ausstrahlung ist einfach einzigartig und wenn man sie hier in diesem Film sieht, denkt man nicht, dass sie das alles nur spielt. Sie wirkt wie eine echte Artistin, so als würde sie schon ihr ganzes Leben im Zirkus verbracht haben. Als Drittes haben wir Christoph Waltz und meine Güte was liefert dieser einzigartige Schauspieler hier wieder für eine Performance ab. Klar, die zynische und sadistische Art von August erinnert schon streckenweise sehr an Hans Landa aus "Inglourious Basterds", aber dem Christoph Waltz sind nun mal solch Sadisten-Rollen auf dem Leib geschnitten. Er ist ganz klar die stärkste Figur in diesem Film, auch wenn es jedem normal denkenden Zuschauer schwer fallen dürfte, Christoph Waltz Rolle charakterlich zu mögen.
Wasser für die Elefanten ist sowohl als Familienfilm tauglich, als für für Liebespärchen. Die 2 Stunden vergehen, trotz kleinerer Längen, sehr schnell und werden sehr ereignisreich gefüllt. Kreischende Teenie-Stars, die Pattinson als Gott verehren, werden hier aber wohl nicht ganz auf ihre Kosten kommen, denn spätestens wenn man Robert Pattinson in Frauenklamotten und Clown-Schminke sieht, wird für den ein oder anderen Twilight-Fan eine Welt zusammen brechen.
Fazit : Etwas zu wenig Zirkus und etwas zu viel Kitsch und Turtelei. Dennoch ist der Film empfehlenswert und lebt vor allem von seinen tollen Darstellern. Achja und ärgert NIEMALS, wirklich NIEMALS einen Elefanten!
7/10