Review
von Leimbacher-Mario
Darum ist es auf Frauenklos immer schmutziger als bei den Herren...
Man nehme eine klassische (Apatow) RomCom, Hangover-Fäkalhumor & eine typische Ami-Mädelsclique, steckt sie in den Moviemixer - fertig ist eine der besten Komödien der letzten Jahre... Naja, ganz so einfach ist es nicht - aber zumindest könnten sich die Produzenten das bei ersten Meetings zu "Brautalarm" so ausgemalt haben. Die wahren Gründe warum diese (zum Glück & zu meiner Verwunderung bisher noch nicht kopierte) Mischung funktioniert, ist die Besetzung. Das Who-is-Who der weiblichen Comedy-Elite aus den Staaten ist hier am Start. Und jeder der Comedy-Queens harmoniert & blüht auf, überdreht höchstens hier & da mal - aber der Spaß der Frauen mal richtig über die Strenge zu schlagen, überträgt sich unaufhaltsam auf den Zuschauer.
Kristen Wiig sticht eindeutig heraus, ist schwach, verwirrt & doch irgendwie eine starke Frauenrolle, selbst wenn ich der im realen Leben beeindruckend erfolgreichen Karrierefrau die liebenswerte Loserin nicht immer abkaufe. Aber Rose Byrne als reiche neue Freundin, die man liebt zu hassen, & McCarthy als dickes Vorzeige-Mannsweib sind Gold. Vor allem fällt hier sicher vielen Frauen ein Stein vom Herzen, als sie merkten, wie schamlos "Bridesmaids" Niveau sowie Klischees über Bord wirft. Und das man Männern in gar nichts nach stehen muss. Vielleicht der männlichste Frauenfilm aller Zeiten. Also Männer: absolut keine Schande, wenn ihr den auch toll findet!
Auch wenn jedem klar war, dass auch Frauen mal richtig abkacken können, betrunken fluchen & eine freies Sexleben haben, ist das in Hollywood leider immer noch eine frische, ehrliche Brise & absolut lobenswert, keine Selbstverständlichkeit. Ein kleines Wunder, warum nicht schon seit Jahren maue Kopien aus dem Boden sprießen, trotz großer Beliebtheit & Erfolg dieses Wegweisers - vielleicht, weil man es gar nicht viel besser machen kann? Weil die Frauenwelt ihr Mutpulver schon verschossen hat? Weil "Brautalarm" in Sachen schlechter Geschmack doch zu weit ging? Ich habe keine Ahnung. An der Qualität des Endproduktes kann es jedenfalls nicht liegen...
"Brautalarm" hasst man, oder liebt man. Dazwischen geht kaum. Das hängt vor allem damit zusammen, wie tief man seine Geschmacks- & Humorgrenzen hängen hat. Denn die Geschichte um eine auf die Probe gestellte Frauenfreundschaft während den Vorbereitungen zur Hochzeit der einen, ist zwar nicht bahnbrechend oder total dumm - teilweise ist es aber doch gewöhnungsbedürftig das "schöne" Geschlecht so am Boden & unvorteilhaft zu sehen. Aber auch verdammt lustig. Klingt was macho, ist aber so. Gleichzeitig das Beste wie auch das Schlechteste was Ami-Humor zu bieten hat, in einem etwas zu lang geratenen Film. Muss man auch erstmal schaffen. Manchmal übertreiben die Figuren es etwas & betteln um Lacher, halten die Gagdichte so hoch, dass irgendwann einfach bei jedem Zuschauer mal ein Lacher entlockt wird. Ich persönlich habe hier aber sogar fast durchgängig Spaß. Auch wenn es die klischeehafte aufkeimende Beziehung zu einem Polizisten nicht gebraucht hätte. Insgesamt ist "Brautalarm" ein Film voller Klischees, die aber meist umgekrempelt, auf den Kopf gestellt oder anders als sonst beleuchtet werden. Auch absolut überzeugend ist die Frauenfreundschaft als Kern der Geschichte - ganz einfach weil diese Beziehung wie fast alles im Film ehrlich & realistisch rüberkommt, mit Stärken & Schwächen. Messerscharfes Writing, in der OV erst recht. Das die zwei Hauptdarstellerinnen dabei auch in echt sehr gute Freundinnen sind, war sicher auch nicht hinderlich.
Fazit: eine Art Hangover Feminin & noch viel mehr - wenn auch nicht ganz so lustig & zu lang. Trotzdem erfrischend die Geschlechterrollen mal vertauscht zu sehen & Comedy mit dem Herz am richtigen Fleck! Ein Faible für die USA, deren Geschmack & insbesondere
Saturday Night Live hilft aber ungemein!