In dem stetigen, aber doch sehr ungleichen Kampf zwischen den CGI-Animationsschmieden Pixar und Dreamworks gesellt sich im Kampf um den Animationsblockbuster des Jahres nun zu aller Überraschung und auch ersehnten Abwechslung Nickelodeon-Movies hinzu. Tricktechnisch (von ILM) überzeugt Rango ab der ersten Minute und braucht sich weiß Gott nicht hinter irgendwem zu verstecken. Regie übernahm der Hit-Garant Gore Verbinski, der, obwohl im Animationsgenre bisher unbedarft, seine Sache souverän macht.
Ein kleines Chamäleon fällt mitsamt seinem Terrarium aus einem Auto und damit aus seinem Haustierdasein und landet inmitten der – auch für Chamäleons – lebensfeindlichen Wüstengegend Kaliforniens. Nach kurzer Orientierungsphase verschlägt es ihn in ein von allerlei Wüstengetier bewohntes Dreckskaff mit dem bezeichnenden Namen „Dirt“. Unser Reptil mit Schauspielambitionen ahnt, dass es, um hier bestehen zu können, lieber seine wahre Herkunft verheimlichen und stattdessen einen zu diesem Western-Setting durchaus passenden Revolverhelden mimen sollte. Eingebettet ist diese Verwechslungskomödie in eine Geschichte rund um eine die Dorfgemeinschaft betreffende Dürreperiode und die daraus folgende Suche nach dem kostbaren Nass.
Bereits im dritten Teil der Pirates of the Carribbean - Trilogie konnte sich Gore Verbinski seine Huldigungen an das (Italo-)Westerngenre nicht verkneifen und es etwas schludrig und seltsam in seine Piratengeschichte einbringen. Nun hat er genau 103 Minuten Zeit damit und lässt die Geschichte um Rango damit zum humorigen Neo-Western werden. Wie auch schon bei Kung Fu Panda wird hier ein antiquiertes Genre wiederbelebt und zu einem weitgehend kindgerechten (lustige sprechende Tiere halt) und ironisch gebrochenen Animationsfilm transformiert. Die Story könnte dabei aus einem x-beliebigen Film des zitierten Genres adaptiert sein. Im Falle von Rango findet man referenzielle Anspielungen der Handlung beispielsweise aus A Fistful of Dollars, Django oder dem ausdrücklich genannten High Plans Drifter. Rango macht keinen Hehl daraus und parodiert, kontrastiert und zitiert ergeben. Doch seine wahre Stärke bezieht der Film kaum daraus. Es sind vielmehr die kleinen verrückten, surrealen Szenen, die dem Film Substanz verleihen. Etwa das orakelhafte Gürteltier, dass die mystische Grenze (eine Straße) des „Diesseits“ bewacht oder die wirklich alles andere als liebeswert oder gar süß gezeichneten (sic) Charaktere. Der immer wieder ins surreale kippende Ton, der in Verbinskis Schaffen öfter zu sehen ist und seine diversen kauzig schwarzhumorigen, die Grenzen des Familienfilms scharf auslotenden Einlagen, retten Rango vor dem filmischen Allerlei.
Trotz dieser guten Eigenschaften haftet dem Film etwas tendenziell unspannendes und gewöhnliches an. Das und so mancher flacher Gag, lassen vieles zu einer etwas vorhersehbaren Nummernrevue werden. Am meisten fällt dies leider beim Protagonisten auf. In seiner neurotisch hysterischen Art erinnert er unangenehm an die schablonisierten Charaktere aus dem Hause Dreamworks. Seine Figur ist weder besonders liebenswert noch charmant, sondern bedient doch nur den allseits bekannten, sich ironisch abhebenden, immer ein wenig ins Publikum zwinkernden Schelm, der (unter anderem deswegen) ein wenig seelenlos bleibt. Spätestens hier merkt man den qualitativen Unterschied zu Pixar deutlich.
Rango ist nettes, faszinierend animiertes, getreu einer liebevollen Hommage, kurzweiliges Unterhaltungskino. Manch beherzt aufgenommene und leider unpointiert wieder fallengelasse Idee, lässt viel Potential erahnen, doch führt letztlich zu kaum wesentlichen Veränderungen oder Überraschungen des Genres. Stört man sich nur bedingt an der etwas zu hektisch geratenen Erzählweise und so manch - dem Klischees des Westerngenres geschuldeten - flachen Gags, erwartet einem ein durchaus spaßiger, fantastisch aussehender Animationsfilm, der trotz auffallender Schwächen das hollywoodsche Animationskino bereichert.