Review

Rango ist ein Chamäleon, das bis dato in einem Terrarium in Menschenhand aufwuchs. Während die Menschenfamilie durch die amerikanische Wüstenlandschaft fährt und scheinbar umzieht (schließlich nimmt man ja nicht auf jedem Roadtrip sein Terrarium mit), weicht der Vater einem Gürteltier aus - mit unangenehmen Folgen: Das Auto kommt ins Schleudern, das Terrarium fliegt durch die Heckscheibe und zerbricht auf dem Asphalt. Rango durchstreift allein und verlassen die Wüstenlandschaft auf der Suche nach Wasser, bis er die Westernstadt "Dirt" erreicht. Leider ist auch hier das Wasser knapp und Rango spürt, das  irgendwelche Verbrecher dafür verantwortlich sind.

Meine Fresse, da will man sich Sonntag mittags völlig entspannt einen Animationsfilm ansehen und muss völlig entsetzt feststellen, dass "Rango" mal gar nicht so süß und familiengerecht abgedreht ist, wie jeder andere Animationsfilm. Jeder Arthouse-Fan wird jetzt wohl wichsend auf der Couch liegen, während es solche Poppcorn-Idioten wie mich kalt erwischt hat...

Wie konnte ich auch nur? Da grinst mich auf dem Cover ein Chamäleon mit Hawaii-Hemd an, das seinen orangenen Plastik-Fisch lieb hält. Nun frage ich mich, ob Rango in der anderen Hand einen  Molotow-Cocktail oder eine Bong in der Hand hält ?!? Ich weiß es nicht, da die Hand durch einen großen, gelben FSK6-Flatschen versteckt ist.

Nun ja, nach zehn Minuten fragte ich mich schon, ob das gezeigte nicht etwas "hart" wäre, es den kleinen Bubus zu zeigen, denn so ein überfahrenes Beuteltier, das trotz übler Verletzungen seinen Dialog mit Rango führt, kann schon mal zu einem Trauma führen. Spätestens als das Chamäleon in "Dirt" angelangt ist, merkt man, dass sich der Film eher an Erwachsene richtet, vorallem Fans des Italo-Western-Genres wird das Herz in der Hose aufgehen - schließlich kann man hier sehr viele Filmzitate auf andere Werke erkennen.
Kalt geduscht und den Schock erstmal verdaut, dass ich was anderes zu sehen bekomme, was ich erwartet habe, reißt mich "Rango" trotzdem nicht vom Hocker.
 Bis auf die Leguanin "Bohne" sind sämtliche Figuren eine totale Freak-Show. Man hat viel Wert draufgelegt, alle hässlichen Geschöpfe der Tierwelt in einen Western zu verpacken und noch zusätzlich einen draufgesetzt, da jeder Charakter  durch Kleidung oder Eigenschaften noch ein Stück dreckiger wirkt. Das Mitfiebern hält sich dadurch in Grenzen. Selbst bei Rango  fällt das Identifikations-Gefühl manchmal schwer.
So wurschtelt man sich durch die Geschichte auf der Suche nach dem Wasser und nach den Schurken, die irgendwie völlig daneben wirkt. Einerseits wird versucht, den erwachsenen Western-Fan bei Laune zu halten (was auch einwandfrei gelingt), auf der anderen Seite werden auch immer wieder "kindgerechte" Gags eingebaut - und diese Mischung funtioniert nicht wirklich.

Zurück bleibt ein Animationsstreifen mit wirklich erstklassiger Optik, der das erwachsene Italo-Western-Publikum anspricht - aber solche Durchschnitts-Typen wie mich einfach kalt lässt.

3/10

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