Das sich Animationsfilme nicht selten an ein junges Publikum anbiedern bzw. eher für ein junges Publikum gemacht werden ist kein Geheimnis und auch kein Wunder. Schließlich gelten Animationsfilme, außerhalb Japans, im allgemeinen leider immer noch als Kinderkram und wenn man sich mal in einen Animationsfilm begibt, ist ein müdes Lächeln bei Freunden und Verwandten nicht selten auszumachen. Doch es gibt aus Ausnahmen und das nicht nur im Land der aufgehenden Sonne, wo Zeichentrick für Erwachsene eh Gang und Gebe ist. Solch eine Ausnahme ist z. Bsp. "Rango", vom Fluch der Karibik-Regisseur Gore Verbinski. "Rango", ein Film für die ganze Familie und diesesmal im wahrsten Sinne des Wortes.
"Rango" funktioniert von vorne bis hinten und das durch alle Altersgruppen hindurch. Das fängt schon bei der Story an. Ein zunächst namenloses Chamäleon kommt, durch dummen Zufall, in die Westernstadt "Dirt", welche schon seit langer Zeit unter Wasserknappheit leidet. Kurzerhand zum Sheriff auserkoren und mit dem Namen "Rango" versehen, versucht das Chamäleon nun den Stadtbewohnern zu helfen. Doch nicht nur die Wasserknappheit an sich ist ein Problem, auch ein Wasserdieb macht die Runde. Wird Rango die Probleme lösen können? Die Story ist von vorne bis hinten gut durchdacht, umschifft sauber alle Logikprobleme und ist vor allem durch seine Figuren glänzend ausgefallen. Egal ob es die Hauptfigur Rango ist, "Bohne", welche sich als treue Helferin erweist oder der zwielichtige Bürgermeister. Hinter allen Figuren steckt Pfeffer und sich mit ihnen zu identifizieren ist eine Kleinigkeit für allemann. Kurzum, Story und Charaktere sind für einen Animationsfilm schlichtweg Top!
Aber auch in allen anderen Punkten glänz "Rango" durchweg. Der Humor ist durchgehend von der intelligenten Sorte und kommt vollkommen ohne jedweden Fäkalhumor oder übertriebenen Slapstick aus. Entweder besteht er aus gepfeffertem Wortwitz oder zieht sich an den Tollpatschigkeiten seiner Hauptfigur auf, welcher aber ein ums andere Mal schlichtweg sitzt. Denn die Tollpatschigkeit ist durchweg von der sympathischen Worte und kommt vollkommen ohne übertriebene Blödheit aus, sondern ist, so wie sie aufgezeigt wird, schlichtweg menschlich. Blindgänger sind absolut nicht auszumachen. Jeder Gag sitzt absolut.
Was aber am positivsten ins Gewicht fällt ist die Tatsache, dass sich der Film in keinster Weise an ein junges Publikum anbiedert, sondern, so wie er ist, für die ganze Familie passt, von den Kleinsten vielleicht mal abgesehen. Denn während sich die Erwachsenen hauptsächlich an der Action und den liebevollen Anspielungen auf das Westerngenre erfreuen dürften, sind die Kinder natürlich am abfeiern, wenn Rango sich tollpatschig durch die Gegend bewegt. Dies geschieht jedoch in keinster Weise auf kindlichem Niveau, sondern bleibt immer noch auf so hohem Niveau angesiedelt, dass man sich auch als Erwachsener darüber freut. Dagegen bleiben die Actionszenen immer knackig, sind aber dennoch in keinster Weise zu übertrieben, so dass sie auch Kinder nicht überfordern werden. Kurzum vom 10-80 Jährigen dürfte wirklich jeder an "Rango" seine Freude haben.
Doch nicht nur der Inhalt überzeugt, auch die ganze Inszenierung kann sich sehen lassen. Das die Animationen mit Pixar nicht mithalten können ist zwar klar, denn das scheint irgendwie kein Studio zu erreichen, doch das was ILM hier zu Stande gebracht hat ist schon verdammt nah dran. Vor allem wenn man sich die menschlichen Gesichter ansieht, welche zu Beginn kurz zu sehen sind, klappt einem schon die Kinnlade runter. Doch auch die Westernstadt und allgemein die Landschaftsaufnahmen an sich, sind von großer Klasse. An die Animationen der Tiere muss man sich zu Beginn zwar vielleicht ein wenig gewöhnen (außer an Rango, denn der passt von Anfang an), aber alles in allem gibt es auch bei ihnen keinen Grund zur Kritik.
Genauso was die Synchronisation angeht. Verbinski hat einen ordentlichen Stab an Stars verpflichtet, allen voran Johnny Depp, welchen er ja schon bei "Fluch der Karibik" unter der Fuchtel hatte. Wie er "Rango" das Leben einhaucht kann man hierzulande gut erahnen, denn bei uns ist seine Synchrostimme David Nathan am Zug, der Johnny bekannterweise aufs trefflichste zu lokalisieren versteht. Dazu im Original noch Alfred Molina, Bill Nighy oder Timothy Olyphant und bei uns z. Bsp. Martin Semmelrogge, der seinen Part von Warzenkröte Waffles ebenfalls perfekt umzusetzen weiß. Also ist auch hier alles in bester Ordnung.
Fazit: "Rango" als einen der besten Animationsfilme der letzten Jahre zu bezeichnen ist sicher alles andere als hochgegriffen. Egal ob es die Story ist, welche von vorne bis hinten zu überzeugen weiß, die Charaktere, mit denen man sich perfekt zu identifizieren weiß oder all der vortreffliche Humor. Mit "Rango" hat Gore Verbinski einen Animationsfilm geschaffen, an dem wirklich jeder Freude haben kann, die Erwachsenen vielleicht sogar etwas mehr als die Kiddies. Eine Anbiederung an irgend ein Zielpublikum findet jedenfalls nicht statt, letztendlich nicht einmal ans 3D-verwöhnte Publikum, denn "Rango" kommt, anders als ursprünglich geplant, in 2D daher. Wer also mal wieder so richtig Freude an einem Animationsfilm haben will, der sollte sich Rango nicht entgehen lassen, egal wie alt er ist.
Wertung: 9/10 Punkte