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Wenn Cthulu Piano spielt…

Ozeanpoesie und Blutfontänen, Pixelporno und Puffbredouille, Kernkraft und Meersalz, Karaoke und Gangsterbosse, Tauchgänge und Tieftraurigkeit, Selbstbestimmung und Körperkunst, Poolgymnastik und Filmnirvana, Racheplan und Freizeitpark, Flutregen und Hawaiihemden, Feminismus und Mystik, Gewaltexzess und Melancholie - „Mermaid Legend“ ist ein bizarres Paket und für mich voller Erfolg! Er hat sein ganz eigenes Tempo und es ist ganz wunderbar, dass man ihn momentan auf großer Leinwand (!) beim Fantasy Filmfest quer durch Deutschland wiederentdecken kann, denn bisher galt er weitestgehend vergessen bis verschollen. Damit ist nun Schluss! Und auch wenn ich nicht direkt behaupten will, dass dieser lethargisch-erotische Special Interest-Genremix zu den ganz großen Filmen seiner Zeit zählt, gehört er doch mindestens respektiert und rehabilitiert, sollte er auf jeden Fall auch erhältlich zu sein (Bildstörung, bitte übernehmen?). Denn er hat seine ganz eigene romantisch-lyrische Schönheit und passenderweise Sogwirkung, die man absolut empfehlen kann. Diving Lady Vengeance. Irgendwo zwischen Tarantinos Vorbildern, Lovecraft und einem ruhenden Liebesbrief an den Ozean selbst… Erzählt wird von einem Fischer, der einem Grossdindustriellen im Weg steht und zur Strecke gebracht wird. Daraufhin flüchtet seine attraktive Frau - und sieht sich dennoch auf einem nass-nackten Kurs der Rache… 

Meerjungfrauen haben schöne Keime

„Mermaid Legend“ kann etwas einschläfernd und einlullend wirken, sodass manche Leute sicher erst beim blutigen Massaker am Ende wach werden könnten. Mich konnte dieses Beinahe-Märchen aber auch vorher schon fesseln, gänzlich wachhalten und teils begeistern. Guillermo Del Toro gefällt das sicherlich. Die Unterwassershots gehören zum Besten, was ich in dieser Beziehung bisher gesehen habe. Jemals. Die Hauptdarstellerin hat eine unfassbar intensive Aura und einen krassen Blick. Der Score ist ebenfalls extraklasse - mal jazzy, mal pianolastig, immer vollkommen, ausbalanciert, geschmeidig. Im Flow wie im Wasser. Dann die Sexszenen, dann die Blutfontänen, dann die fast apokalyptischen Züge. Wie toll, dass Japan damals solche Wagnisse eingegangen ist. Eine algige Achterbahnfahrt. Mit nichts dann zu vergleichen, mit nichts heute zu vergleichen. Verträumt, gleichmäßige Atemzüge, brodelnde Rache. „Im Rausch der Tiefe“ trifft „Kill Bill“. Ein Unikum, das jede Wiederentdeckung wert ist. Stylisch, moody, rhythmisch. Exploitation trifft Kunst. Und im Kino, als ob man selbst in einem riesigen Aquarium sitzt. 

Bis die Flossen wieder lila sind…

Fazit: Sexy Blutfontänen… Im Reich der Kiemen & Kimme… ein verlorenes Japan-Meisterwerk der 80er?! Atmosphärisch und akustisch in jedem Fall. Feucht, melancholisch, aquatisch, sinnlich. Score, Hauptdarstellerin und Unterwasseraufnahmen sind meisterhaft. Auf den Rest muss man sich geduldig einlassen und ein gutes Stück treiben lassen.

P.S.: Auch wenn es zur Erheiterung als Kuriosum beigetragen hat - ohne „Züchtigkeitswölkchen“ vor den primären Geschlechtsorganen bei den Sexszenen wäre auch schön gewesen! ;)

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