Außer optisch dem Zeitgeschmack angepasst und so stilistisch einschmeichelnd zu sein, und die Tatsache bestätigend, dass die Geschichte auch heutzutage noch funktioniert, bietet das auch als The Invincible bekannte, immer wieder mal als Ankündigung durch die Gazetten geisternde und ebenso von langer Hand geplante A Better Tomorrow Remake leider keine neuen Erkenntnisse.
In einer Ära, wo selbst in HK das Heroic Bloodshed Genre schon seit Längerem am vollkommen brachliegen und wohl in absehbar naher Zukunft auch nicht mehr am Aufblühen ist, scheint die versuchte Wiedererweckung selbst durch das nicht Neu-, sondern Nacherzählen fester Regeln von Loyalität und Kampf Seite an Seite bis zum Tod so die schlechte Idee für eine eventuell mögliche Initialzündung nicht zu sein; und hat auch John Woos Original eben nicht das eigentliche Naturrecht von Thematik und Motivik für sich, selbst wenn es mit Befugnis als Definitivartikel des Genres gilt. Derart im 1:1 und damit bald als Bild-für-Bild und so in streng beschränkter Freiheit und fern eigenen Lebens für sich formuliert, werden weder eine Fort- und schon gar nicht eine Aufwärtsentwicklung in Gang gesetzt. Und sollten sich die Befürchtungen der Aussichtslosigkeit seiner mimêsis imitatio vom auch gattungsfremden Regisseur Song Hae-seong, der erst nach Absage und dann mit Zögern die Aufgabe der Akquisition übernahm, dahingehend auch bewahrheiten:
Der ehemals aus Nordkorea geflohene Kim Hyeok [ Joo Jin-mo ] hält sich nunmehr mitsamt seinem Freund und Kollegen Lee Yeong-choon [ unauffällig: Song Seung-heon ] mit Auftragsausführung des im Waffengeschäft handelnden, nach Außen hin die Legalität vortäuschen Jeong [ Kim Hae-gon ] über Wasser, wobei er zusätzlich dessen Neffen Jung Tae-min [ Jo Han-seon ] anlernen soll. Kurz vor einer Geschäftsreise nach Thailand, die für ihn bitter und im Gefängnis enden soll, trifft Kim Hyeok nach Jahren des Nichtsehens seinen daheim gelassenen jüngeren Brüder Kim Cheol [ Kim Kang-woo, dessen Geschöpf am Ende völlig aus der bisherigen Rolle fällt ] wieder, der vor allem wegen des damaligen "Verrates" und dem zwischenzeitlichen Tod der Mutter starken Groll gegen seinen engsten Verwandten hegt. Drei Jahre später haben sich die Machtverhältnisse umgekehrt, sind die Gefühle aber geblieben. Während der frisch entlassene Kim Hyeok nun ehrbare Wege gehen will, der bei einem Rachefeldzug am Bein verletzte und dort verkrüppelte Lee sich mehr als schlecht über Wasser hält, und der Abtrünnige Jung nunmehr an der Spitze der Organisation steht, hat sich Kim Cheol in der Polizeiakademie und anschließenden Berufslaufbahn verdient gemacht. Ein Aufeinandertreffen untereinander und gegen die mit Blutpäckchen kostümierte Statisterie sind unvermeidlich.
Die größten und eigentlich bis auf winzige Details auch einzigen Änderungen in der True Colors of a Hero Geschichte, die einst in besseren Zeiten von Woo, Chan Hing-kar und Leung Suk-wah geschrieben und von Tsui Hark produziert wurde, sind im ersten Viertel der im Groben ansonsten nahezu übereinstimmenden, deswegen [anders als Alexi Tans zwar auch nicht restlos überzeugenden, sich aber von Bullet in the Head lösen könnenden, da gegen den Strich gebürsteten Blood Brothers] auch wenig eigenständigen, unpersönlich und letztlich uninteressant wirkenden Fassung zu finden. Ein Einstieg, der durchaus Potential bietet, aber teils mit und gleichzeitig teils auch ohne Vorkenntnis des Originals eher Verwirrung bis hin zur situativen Desorientierung und besonders dramaturgischen Verzögerung zur Folge hat. Und interessanterweise erst wieder mit dem konkreten Nacherzählen und Bebildern bereits bekannter Szenen sowie dem Einwerfen der Maschinengewehre den nötigen narrativen Boden erfasst.
Die Differenzen bleiben im Einzelnen marginal, im Gesamtkontext ergibt sich durch erstaunlich viel Weglassen bestimmter Kleinigkeiten – erstaunlich deswegen, weil die Neufassung fast 30min mehr Zeit in Anspruch nimmt – und dem Hauptaugenmerk auf ein reichlich stures, wenigstens maßvoll besetztes und sittsam gedrehtes Schuld-und-Sühne Drama allerdings bald eine immerhin andere Sichtweise auf Figuren und ihre Perspektiven. Dabei ist der proklamierte Nordkorea / Südkorea Aspekt nahezu komplett außen vor, das im Grunde genommen gleiche Alter aller vier Hauptpersonen allerdings ein durchaus auserkorener Kontrast zum '86er, wo Ti Lung und sein Ex-Krimineller / Ex-Sträfling und nun Geläuteter tatsächlich vom Reifegrad schon etwas gesetzter im Vergleich zu den anderen Beteiligten und so wie von vornherein über ihnen positioniert wirkte. Nicht bloß, dass er vom Geburtsjahr ein Jahrzehnt voraus, sondern auch noch ein auffällig häufig benutzter Schauspieler mit bereits langlebiger Karriere und eigentlich fast schon wieder weg von der Popularität und durch diverse schlechtere Erfahrungen gezeichnet war.
Außerdem ist der Neueintritt des Bruders in die bisher bekannte Konstellation die so schlechte Idee auch nicht, ändert sich zu Beginn spürbar das bisher geordnete Gefüge und wird die Nicht-Familienperson, der bisherige Waffenbruder schon ein wenig durch den genetischen Blutsbruder zur Seite geschoben. In den besten Momenten kommt hierbei gar die Frage nach der jetzigen Stellung des bisher ergebenen Kompagnons auf, bevor man sich wieder im zu treuen Update bzw. der die eigene Meinung verleugneten Kopie ergeht. Und letztlich ist gar der englische [Haupt]Titel von dem in der wörtlichen Übersetzung mit "A Person without Country" noch eher Beschriebenen unzutreffend, streben alle Interessengruppen gar nicht nach vorn, sondern nach hinten, immer in der Aufbereitung eigentlich längst geschehener Ereignisse, am ungünstigsten immer ein und dasselbe und so stetig in der Vergangenheit zurück. Ein Return to a Better Tomorrow, das sich vor lauter Tragik und Tränen ewig im Kreise dreht.
Stark im Streichen bisheriger Pinselstriche [ die Familie der Brüder fehlt, die Freundin des Jüngeren, der neubegonnene Beruf des Älteren ] und uninspiriert und uninteressiert an frischen Nuancen [ das Erwähnen von Geschäftsbeziehungen mit russischen Gangstern, erst angerissene, dann vernachlässigte Polizeiarbeit ], bleibt bei all den vielen Vorwürfen, traurigen Blicken und einsam verbrachten, nahezu desolaten und auf jeden Fall depressiv angehauchten bittersweet life Stunden in dunkler Nacht und leerer Wohnung dann nur noch der Aufgriff der bereits herrschenden Denkart zurück. Die Kapitulation in der Nachahmung gerade der Schlüsselszenen, sprich und im Grunde genommen verständlicherweise die Action, die Quelle der Deutlichmachung, die damals wie heute durch ihre inszenatorische Einheit und auch aufgrund ihrer Ikonographie deutlich erkannter Vollkommenheit bestehen.
Neben dem bleihaltigen Showdown am Hafen, der hierbei durch die solide Co-Produktion zwischen Südkorea, Hongkong, Japan und Thailand und dem verfügbaren Finanzvolumen von geschätzten 8.7 Mio USD schon explosiv mit Feuerbällen, Granatwerfern und Munitionshagel um sich wirft, ist natürlich vor allem der Rachefeldzug im Alleingang im Auftakt interessant; bei dem zwar das einst durchlöcherte Japanische Restaurant gegen einen Massageparlor ausgetauscht, die Abfolge von Auftritt des Gunman bis hin zum Schußmassaker im engen Raum und dem zerstörten Knie beim Abgang als vorgegeben eingehalten wird. Hier wie auch bei einem Shootout im thailändischen Hinterwald vermag man schon mit Abschiedsgrüssen aus Schmutz-, Holz-, Wasser- und Blutpartikel auftrumpfen, ist auch nicht in der ästhetischen, aber der choreographischen und auch direkten statt indirekten Urteilskraft immer ein oder mehrere Schritte hinter der gar nicht so visuell anheimelnden, in der Rückbetrachtung weich-überbunten Urfassung.