Der frühere Pariser Literat Marcel Marx (André Wilms) lebt mit seiner Frau (Kati Outinen) in Le Havre und verdient seinen bescheidenen Lohn als Schuhputzer. Eines Tages rettet er einen Jungen, der in einem Container von Gabun nach Frankreich geflohen ist, vor der Polizei...
5 Jahre nach "Lichter der Vorstadt" (2006) wird der bisher letzte Film des großen europäischen Autorenfilmers auf den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt. Nach eigener Aussage ist Aki Kaurismäki ("Schatten im Paradies" 1986, " Leningrad Cowboys Go America" 1998), Jahrgang 1957, "alt... und zu sensibel um traurige Filme zu inszenieren". In der beschaulichen Hafenstadt Le Havre (so hab ich sie von meiner Rundfahrt 1998 auch in Erinnerung) spielt sich eine ergreifende Geschichte ab, die ruhig beginnt und einen dann immer mehr in ihren Bann zieht. Zuerst rührt der liebevolle Umgang des herrausragend dargestellten armen alten Paares den
Zuschauer, wenn sie schimpft "immer wenn ich mal einen Tag nicht da bin,
wirst Du verschwenderisch" als er der Krebskranken Blumen ans Krankenbett
bringt, dann aber kommt Kaurismäkis politische Aussage zu Tage, die eindeutig "Pro Asyl" heißt. Der vorbildliche mitmenschliche Umgang in den
Straßen des ehemaligen Fischerdorfs, das im 2.Weltkrieg traurige Berühmtheit erlangt hat, macht auch vor der Unterstützung eines hilfebedürftigen Flüchtlingskinds nicht halt. Solidarität ist hier das Selbstverständlichste auf der Welt. Kaurismäkis Film besticht gewohnt durch Minimalismus, diesmal allerdings in satten Farben und mit wenig, aber pointiert eingesetzter Musik: bei Idrissas Flucht aus dem Container erklingen Streicher, französische Akkordeonklänge begleiten seinen Versuch Geld zu verdienen und satte Gitarren und der lokale Alt-Rocker Little Bob geben ein Benefizkonzert.
Hochaktuell und sehenswert. (9/10)