Kurz nachdem Larry und Carol ihre neuen Nachbarn Paul und Lillian kennengelernt haben, stirbt Lillian plötzlich an Herzversagen. Carol meint, dass Paul für einen frisch gebackenen Witwer viel zu gut drauf ist, und steigert sich mit ihrem Freund Ted in die fixe Idee rein, dass Paul seine Frau umgebracht hat. Sie stellt Nachforschungen an und bricht sogar in seine Wohnung ein, was ihrem Mann überhaupt nicht gefällt („Spar Dir noch ein paar Verrücktheiten für die Wechseljahre auf“). Eines Tages sieht sie die vermeintliche Leiche quicklebendig in einem Bus an sich vorüberfahren...
Mehr möchte ich nicht verraten, denn die Geschichte ist nicht so simpel wie sie zunächst anmutet. Und spätestens hier wird sie auch richtig interessant, was man von der ersten Hälfte nur bedingt behaupten kann. Da ich selbst nicht neugierig bin, was das Privatleben meiner Mitmenschen betrifft, hat mich Carols Interesse an diesem Tod etwas befremdet. Wie langweilig muss ein Leben sein, damit man eine solche Tragödie zum Anlass nimmt, um aus dem (Ehe-)Alltag auszubrechen? Daher nervt Diane Keaton mit ihrem Gelaber am Anfang ziemlich rum, was aber ihrer Rolle geschuldet ist und nicht ihrem guten Schauspiel. Woody Allen als ihr Gatte verkörpert das sarkastische Nervenbündel perfekt, das über die gesamte Laufzeit verteilt mehrere lustige Oneliner raushaut. Der Film ist sehr dialoglastig, was den ein oder anderen vielleicht abschrecken könnte, aber die verbalen Schlagabtausche machen Spaß und sind nichts für zarte Seelchen. Mein Favorit ist die Szene, als Beide frühzeitig die Oper verlassen: „Wir hatten abgemacht, ich halte das Eishockeyspiel durch und Du siehst Dir die ganze Oper an.“ – „Ich kann mir so viel Wagner nicht anhören, ich spüre dann den Drang in Polen einzumarschieren.“
Mir persönlich war das Detektivspiel zu stark auf den zunächst außenstehenden Larry und besonders Carol fokussiert. Von Alan Alda und Angelica Houston hätte ich gern mehr gesehen, da diese äußerst sympathisch agieren. Im technischen Sinne fand ich nur die wacklige Kamera negativ, die zwar eine große Nähe zu den Figuren aufbaut und die Unruhe der Darsteller direkt auf den Zuschauer überträgt, jedoch in den unspannenden Momenten schnell lästig wird. Inhaltlich ist das Ganze eine Variation von Hitchcocks „Fenster zum Hof“, die zu Beginn der Ermittlungen leider viel Standard bietet (zum Beispiel kommt Paul in seine Bude zurück als Carol dort noch spioniert und sich geschwind verstecken muss). Ab dem Punkt, wo ich meine Inhaltsangabe beendet habe (ungefähr in der Filmmitte), bietet uns Herr Allen ein paar Wendungen, wie man sie auch in vielen Gialli vorfindet, sodass ich „Manhattan Murder Mystery“ zuletzt doch noch für einen gemütlichen Krimi-Nachmittag auf der Couch empfehlen kann – 6/10.