Einfach, aber überzeugend...12.02.2012
Es müssen nicht immer die überbordenden Spezialeffekte samt damit einhergehendem großem Budget sein, die einen guten Film ausmachen. Es bedarf auch nicht überteuerter ( Selbst- ) Darsteller, wenn gewisses Talent gegeben ist. Und auch Unmengen an Blut und Gekröse kann man sich durchaus schenken, wenn man eine interessante Story zu erzählen hat. Nun kenne ich nicht die literarischen Vorlagen Jack Ketchums, deren Genuß hier als Hintergrundmaterial sicher zu empfehlen wäre, aber das macht nichts, denn der Film schafft es, mit wenigen Mitteln und sich zunehmend steigernder Beklemmung den Zuseher an der Gurgel zu packen - und bis zum Schluß nicht mehr loszulassen.
Heile Welt, lieber Leser, sieht man hier nur vermeintlich. Wir folgen den Cleeks, Vater, Mutter, drei Kinder, nettes Häuschen, Hunde, er hat einen angesehenen Beruf, alles im Lot. Eines Tages stößt Vater Cleek bei der Jagd auf eine offensichtlich verwilderte Frau, nimmt sie gefangen und bringt sie in seinen extra dafür umfunktionierten Schuppen. Was zunächst ein bißchen wie die wohlwollende Domestizierung nach Art des Kaspar Hauser wirkt, entfaltet mit zunehmender Filmlaufzeit seinen wahren Schrecken, der vor allem hinter der Fassade des braven Familienvaters seinen Ursprung hat. Denn auf einmal...häusliche Gewalt, Inzest, Erniedrigung...und Eskalation, als eine Lehrerin den Dingen auf den Grund geht. Es gibt ein paar Tote, und die wilde Frau nimmt ihr altes Leben wieder auf - hat aber neue Familienangehörige, harhar...
Der Schrecken des Films liegt nicht etwa in den wenigen drastischen Gewaltszenen am Ende des Streifens, sondern vielmehr beim dämonischen, so freundlich wirkenden Familienvater, dessen hintergründige Seiten erst nach und nach aufgeblättert werden. Da schlägt man schon einmal seine Frau, falls diese Widerworte äußert, man hat ja schließlich zu gehorchen! Und auch die Zähmung der Waldfrau hat einen ganz anderen Hintergrund, wenn offenbart wird, wer bei den Hunden lebt...das alles ist ohne viel Schnickschack in Szene gesetzt, keine großartigen Ekeleffekte, und erinnert in dieser Form ein wenig vom Stil her an den sich ähnlich entfaltenden, aber ungleich schwächeren Dread. Hier ist man gefesselt und ganz dicht am Geschehen, natürlich mit leichten Schwächen, aber immer überzeugend, roh und ungeschminkt...8/10.