Lange Zeit galten die USA als Land des Fortschritts und neuer Trends in vielen Lebensbereichen, doch darf man dabei nicht von den großen Metropolen auf die ländlichen Gebiete wie den mittleren Westen schließen. Denn in diesen Breiten leben viele Menschen abgelegen ländlich und unter sich, - ein fruchtbarer Boden für religiöse Fanatiker, wie Autor und Regisseur Kevin Smith mit seinem ungewöhnlichen Werk auf den Punkt zu bringen versucht.
Die drei Teens um Travis fallen auf ein sexuelles Online-Angebot rein und landen kurz darauf in den Fängen der christlichen Fundamentalisten unter der Leitung von Abin Cooper (Michael Parks), die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht haben, das Land von Homosexuellen zu befreien. Als der Sheriff zufällig Wind von der Sache bekommt und daraufhin das FBI kontaktiert, droht die Situation zu eskalieren…
Smith führt den Zuschauer bewusst auf eine falsche Fährte, denn der Einstieg erinnert frappierend an den typischen Slasher, zu dessen Mitte die vermeintlich unschuldigen Teens von degenerierten Rednecks gejagt werden. Jene drei Jugendlichen sind hier lediglich das Bindeglied, um überhaupt ins Revier der ansonsten von der Außenwelt abgeschirmten Sekte zu gelangen, welche fortan im Mittelpunkt steht.
Dabei schwingt latent ein wenig Zynismus mit, wenn Cooper (eine viel zu lang gehaltene) Ansprache vor seinen Jüngern hält, die ihm regelmäßig mit verbalen Einwürfe und Gesten zustimmen, wobei einige Momente eher wie eine Persiflage auf Amerikas Religionsfanatiker anmuten. Später, als das FBI auf den Plan tritt, kristallisiert sich überhaupt erst das eigentliche Genre des Action-Thrillers heraus und es wird ordentlich geballert und mit Klischees der jeweiligen Figuren gespielt, denn besonders während der Action kommt es zu einiger Situationskomik.
Konsequent ist die Erzählung immer dann, wenn es um das Brechen von Genrekonventionen geht und dem was der Zuschauer vom Verlaufsmuster her erwartet.
Infolgedessen wird auf den typischen Sympathieträger verzichtet, so dass man im Grunde zwischen den Fronten steht, denn jede Figur scheint nur an das eigene Wohl zu denken, was konsequent zu Fehlentscheidungen führt und wiederum eine Kette ungeahnter Reaktionen auslöst.
Leider gelingt Parks es nicht so recht, seinen provokativen, politisch zweifelhaften Stoff wirkungsvoll umzusetzen und mit einer finalen Botschaft zu versehen, denn die Homosexuellen bleiben eher ein Vakuum und ohne eigene Stellungnahme, während die Terrorbekämpfung der letzten Jahre am Ende noch einmal so richtig ihr Fett wegbekommt, was in der Form der Inszenierung jedoch ein wenig zu weit her geholt und übers Knie gebrochen wirkt.
Interessant sind Kevin Smiths Ansätze im Gesamtbild allemal, denn er spielt gekonnt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und spendiert seinen Hauptakteuren Michael Parks und John Goodman (als FBI-Mann) genügend Raum, um die jeweilige Figur mit einigen überzogenen Attributen auszustatten, die nebenher zum Schmunzeln anregen.
Etwas konstruiert wirkt der Verlauf besonders gegen Ende, als einige unerwartete Aspekte zusammenkommen, jene sorgen allerdings auch dafür, den Spannungsbogen, trotz einiger etwas zu lang geratener Monologe, fast konstant aufrecht zu erhalten.
Phasenweise wirkt „Red State“ zwar etwas unausgegoren und ziellos, doch die zweite Hälfte weiß demgegenüber ein ums andere Mal positiv zu überraschen.
6,5 von 10