Review

Paris als Projektionsfläche

Godard goes full Godard, meta und voll in seinem Element / über Paris und wie es bei unserer Spezies offene Türen einrennt. 

Komplexer Kapitalismus und schöne Hülle / Paris entlarvt unsere Fehler und Widersprüchlichkeiten in Fülle.

Schauspieler und ihre Charaktere / setzen Stiche wie schön verzierte Speere.

Das Ich steht zum Verkauf / nur damit das Ego hat 'nen Lauf. 

Stellung, Prestige und Strömungen der Sprache / entrinnt unserer Gesellschaft eine unidentifizierbare Lache.

Wichtig ist es gut auszuschauen / zur Not darf man dafür auch ein paar Ideen klauen.

Zwischen Voiceover, Alltag und Mode / kein Wunder, dass ich dieses Panoptikum überwiegend lobe.

Godard im perfekten Fluss / zwischen Übermut und Verdruss.

Er lässt einfach mal laufen / und uns ein gutes Stück in Ideen ersaufen.

Langer Titel, schon dort mit Augenzwinkern / dieses Stück kann zubeißen genauso wie mit den Äuglein klimpern. 

Das kann betören, das kann verstören / doch eins ist klar: dass wir hier mit Haut und Haaren ganz Godard gehören.

Philosophisch wie verspielt / wie die amerikanische Popkultur französische Identität stiehlt.

Ein Flüstern der Weisheit, gegen und wie Gehirnwäsche / macht Godard sich hier eine gute Zeit und prellt ungeniert die Zeche. 

Flüchtig wie die Blasen im Kaffeebraun / ein niederschmetternder und doch irgendwie hoffnungsvoller Traum. 

Auch gesellschaftliche Ungleichheiten / einige Momente und Aussagen einen noch langen danach begleiten. 

Wir, die Sklaven des Konsum / dennoch alles Farbe, wenig Doom und Gloom. 

Eine Epoche der Werbung und des Sex / alles hat seinen Preis, alles ist ein Flex. 

Fazit: eine intellektuelle und bezirzende Collage der Stadt Paris in den 60ern, Godards komplexer Gedankenwelt (über u.a. Sprache, Kapitalismus, Schauspiel und menschliche Entwicklung) und anregenden Ideenschnipseln. Null klassischer Erzählfilm. Komplett meisterhaftes Essay. 

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