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Erst für das Weihnachtsgeschäft 2010 angedachte, dann aufgrund der starken chinesischen Konkurrenz für das Neujahrsfest Januar 2011 verschobene Wiederaufnahme der Geschichte um dem Shaolin-Tempel, wobei die ersten Ankündigungen und die wörtliche Übersetzung des Originaltitels auf Cheung Yam-yims Shaolin Temple (1982) und zusätzlich noch seiner hierzu gleichnamigen Fernsehserie The New Shaolin Temple (1998) verweisen. Dabei und der Wiederverwendung von Praying Mantis Veteran und Großmeister Yu Hai bleiben die Referenzen des Actiondramas allerdings auch schon aus; auch wenn die eigene Bedeutung und letztlich auch die Fallhöhe durch die Ermahnung auf das Original und dem "28 Jahre später" der Produktion noch mehr hervorgehoben wird, als das bereits 2005 initiierte und 2008 noch einmal konkretisierte Projekt von seinem Staraufgebot her so schon darstellt.

Freudigen Anklang auf dem Festland und auch der ehemaligen Kronkolonie selber hat diese Besinnung auf einst bessere Zeiten mit modernen Mitteln und der Berufung seit Jahren popuärer Schauspieler dann auch gefunden. Wobei das Werk selber die sich bedingende Beziehung aus Blockbuster und scheinbar nötigen Lehrstück auch wie selbstverständlich zu eigen macht, aber über manche Strecken zumindest in dieser – gegenüber dem Rohschnitt um 1h45min gekürzten – Fassung auch einem Ein- bzw. Zugeständnis bis hin zur leichten Enttäuschung [und trotzdem für den eventuell kommenden Legend of Military God regelrecht vielversprechend] gleichkommt. Und zuweilen in seiner Funktion als Repräsentant des bestehenden Staates und Sammelbecken des Kollektivbewusstsein gefangen und trotz des Budgets von $29 million und der geballten Kooperation von Emperor Motion Pictures, China Film Group, Huayi Bros. Media Corp., Beijing Silver Moon Prods. und – ersichtlich – dem China Songshan Shaolin Temple Culture Communication Center mit seltsam begrenzt wirkender Reichweite versehen und vom gewünschten fightfest weg zwischenwegs in die große chinesische Absorbierungs- und Neutralisierungsmaschine geraten scheint:

Ca. 1920, Zentralchina, Henan Provinz, Dengfeng.
Der führende Kriegsherr General Hou Jie [ Andy Lau ] hat zusammen mit seinem Protégé Cao Man [ Nicholas Tse ] trotz der Gegenwehr der ortsansässigen Shaolin-Mönche um ihren Abbot [ Yu Hai ] den feindlich gesinnten General Huo Long [ Chen Zhihui ] aus dem Weg geschafft, und streben nun eine Zusammenarbeit mit westlichen Kapitalisten an. Allerdings lehnt Hou den Austausch von fortschrittlichen Waffen und Munition gegen die Erlaubnis der Benutzung des Landes durch den Bau von Eisenbahnen ab, was ihm bald ebenso zum Verhängnis werden soll wie das Misstrauen gegen den gleichwertigen und in Zukunft auch in die Familie ein heiraten wollenden General Song Hu [ Shi Xiaohong ]. Durch den flügge gewordenen Cao Man und dessen Handlanger Suo Jiangtu [ Xiong Xinxin ] verraten und auch seiner Frau Yan Xi [ Fan Bingbing ] und Tochter bedroht, muss Hou in den einst von ihm verschmähten und gedemütigten Shaolintempel Zuflucht suchen; sehr zum Unwillen der dortigen Mönche Jing Neng [ Jacky Wu Jing ], Jing Hai [ Yu Shaoqun ], Jing Kong [ Xing Yu ] und des etwas abseits stehenden Koches Wu Dao [ Jackie Chan ], der ihn ganz speziell unter die Fittiche nimmt. Als die Kunde von Hous Existenz an das Ohr des mittlerweile mit brutaler Herrschaft agierenden Cao Man dringt, steht ein Angriff schwer bewaffneter Truppen und eine Feuerhölle sondersgleichen bevor.

Schon in der Ausstattung gestopft mit Devotionalien, die je nach Ansicht wertvolle Artefakte oder billige Glücksbringersymbole aus dem Talmishop darstellen, verhält sich auch der dramaturgische Aufbau mit Schleifchen und anderen Ver- und Ausziehrungen wie den Meditationstechniken des Bodi-Dharma und der Ausübung des Zen-Buddismus versehen. Ein geruhsamer Aufbau, der sich Zeit für zumindest die eindeutige Hauptfigur des gefallenen General Hou Jie und seine Veränderung nimmt, und sich diesbezüglich auch mit voller Inbrunst in die Aufgabe der Zeichnung vom Saulus zum Paulus stürzt, darüber aber ein wenig die Direktheit oder gar absolute Authorität in seiner sonstigen Bestimmung, vor allem bezüglich des Aggressionspotentials vergisst.

Gedreht in überlebensgroßen Kulissen in der Zhejiang Provinz, eine malerische Szenerie voll Großmannssucht und Massensterben, im Dialog rhetorisch überzeugend, wenn auch stetig erhöhend und wiederholend. Angesichts des ausklingenden Kleinkriegsmassaker und der Umgebung politischer Wirren zur Zeiten der Gründungsjahre der Chinesischen Republik sind die Bilder adäquat bleich und trotzdem bewegungssprachlich überzeugend, wenn auch in seiner zwischen grau, sandfarben und hellbraun innehaltenden Grafik etwas zu sehr auf das Zentrum der Tempelanlage und so bis zum furiosen Befreiungsschlag des Showdowns als Flammendes Inferno gleich doppelt begrenzt.

Dabei ist dieser Umgang für seinen Regisseur Benny Chan, der sich ein halbes Jahr zuvor den albern-vergnüglichen, aber ebenso kapitalen Fehlschlag City Under Siege und so die bestätigte Kritikerblöße erlaubt hat, im Vergleich zum sonstigen Œuvre wenn auch nicht neu, so durchaus ungewöhnlich. Wird die Fortführung der Martial Arts of Shaolin - Legende eher mit vielzähligen Durchbrüchen menschlicher Emotionen als der reinen Kampftechnik [plus Streitaxt und Langstock], und so in der gefühlten Aneinanderreihung von erst Tränen und anschließenden Weisheiten auch in der drohenden Überschwemmung von Pathos als eigentlicher roter Faden der Geschichte gefüllt.

Zwar wurden auch zuvor den vor allem aufwühlenden Gemütsbewegungen gehuldigt, dann allerdings in einem ausdauernden Einzel- und nicht der lang dauernden Verkettung von Momenten; wobei im positiven Sinne zu vermerken ist, dass sich diese zwar den Schicksalsinhalt bis zum Extravagieren verlängernd, teils auch überflüssig, aber im Grunde geistreich durchkalkulierend und schlüssig bleibend gestaltet. Ein Viel, aber nicht zu viel des Guten und auch nicht wie sonst schon üblich in das automatisch Lächerliche gleitend.

Siegreich durch das Ziel gefechtet wird sich auch in der Behandlung der Actionszenen von Kampfkunst- und Selbstschutz, die, wenn denn und das überraschend selten, dafür aber umso voluminöser auftretend, natürlich ihren Einsatz von Wirework, aber zudem hinlängliche Kenntnis ihrer Verwendung und der der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schauspieler, Stuntmen und Choreographen Corey Yuen Kwai und Yuen Tak beinhalten. Zwischen Unmittelbarkeit der Grundtritte, Grundschläge, Blocktechniken des Northern Shaolin Kung Fu und einer gewissen vorfabrizierten Sanftheit, gleichzeitig mit Accessoires, agiler Kamera und tänzelnder Beweglichkeit unterfüttert und doch auf das Wesentliche konzentriert, offenbaren sich sowohl die Kämpfe als auch die späteren Explosionen und Verfolgungsjagden zu Fuß, zu Pferde und zu Wagen als dem Auge angenehm schmeichelnde Aktivität. Im Stil der momentan aktuellen Inszenierung eher aufreizend auf Manieren und der Souveränität der Ästhetik abgestimmt, obendrein im massiven finalen Bombenhagel wie ehedem konsequent auf Druck und Dynamik getrimmt.

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