Frankie hat in jeder Hinsicht ausgedient: seit dem Ende des Vietnamkrieges ist der Ex - Soldat, eine von abertausenden gegen ihren Willen eingezogenen jungen Seelen in einem sinnlosen Krieg, psychisch gebrochen, ein kränklicher junger Mann, für den Arbeitsmarkt kaum noch verwertbar, als Mensch für die Gesellschaft wertlos. Die Zeiten des Jubels vom patriotischen Pöbel ist längst vorbei, Schimpf und Schande sind nur die Krönung des Berges aus psychischer und physischer Folter durch den selbsterklärten Feind der USA. Regelmäßig findet er sich in seinen Erinnerungen wieder, allein, verzweifelt, wieder hautnah am Schmerz und an der Angst vergangener Tage. Die Gegenwart, kaum besser als das damalige Martyrium, wartet mit einer versifften Wohnung im Ghetto auf, in der Frankie mit seiner enttäuschten, stets den durch Agent Orange mutierten Sohn umsorgend, in Armut haust. Was Schlimmer ist - Realität oder Wahn - hat Frankie schon längst vergessen.
Täglich erinnert sein Umfeld ihn daran, dass der Krieg auch nach seiner Rückreise aus Vietnam, noch lange nicht zu Ende ist: Schulden bei einer Straßengang, die Drogensucht eines ehemaligen Kameraden sowie die weggeworfene Unschuld des sich prostituierenden Nachbarmädchens sind das Zünglein an der Waage, die bald aus dem Gleichgewicht geraten wird, sehr zu Frankies Nachteil: Es muss ein Ende haen, auf die ein oder andere Art. Frankie zieht ein letztes Mal an die Front.
Lasst euch nicht von dem Namen "Troma" im Vorspann beirren: In Buddy Giovinazzos punkigem Regiedebut wartet kein fröhlich grinsender Toxic Avenger darauf, gegen bösartige Oberflächlichkeit und Verbrechen zu Felde zu ziehen: Frankie ist ein wehr - wie rastloser Geist, ein Typ ohne Chancen, gefangen in einer Welt, in der das Böse gewonnen hat. Nicht mal sein im Sterben liegender Vater hat für den verzweifelten Veteranen auch nur einen Cent für die Rettung von dessen eigener Familie übrig,
Der Regisseur schickt seinen Bruder und Hauptdarsteller Rick von einer Hölle in die nächste und wieder zurück: Frankies Leben ist eine einzige Würdelosigkeit, fremdverschuldet durch seinen EInzug in einen Krieg, den er nicht zu verantworten hat. Giovinazzos Schlachtenbilder sind minimalistisch, aber harsch. Einige von Frankies Flashbacks, vor allem jene, in denen das Kriegsgeschehen per Projektor über sein verstörtes Gesicht gelegt wird, wirken wie surreales, hochdepressives Theater, allerdings im besten, unbequemsten Sinne. Alles, was einem Unterhaltungsfilm das Prädikat "Trash" verleihen könnte versieht dieses Werk mit dem Attribut "Alptraum".
Während Frankie in jeder Schnittfassung des Filmes dazu verdammt ist, jede Nacht seines irdischen Lebens wieder in die grüne Hölle Vietnams zurückzukehren löse ich dieses Ticket für die Talfahrt durch die menschlichen Abgründe nur äußerst selten: Der Film ist effektiv in dem, was er tut, was er sein will. "Combat Shock" gehört zu der Art Film, die ihre Zuschauer depressiv, leer zurücklassen, so, wie sein Protagonist sich fühlen muss. Das macht ihn zu einem sehr nachvollziehbaren, tatsächlich abschreckenden Kriegsfilm, der sich nicht für eine oberflächliche Betrachtung, noch weniger zur Unterhaltung eignet. Aber welches Märtyrium ist schon unterhaltsam?