Karate Tiger ist gleichermaßen Trash-Granate wie auch Kultfilm des 80’er Jahre Actionkinos. Der anhaltende Erfolg von Kung Fu Filmen war es wohl, der in Amerika schnell auch die Karate-Filme populär machte. Durch Filme wie „Karate Kid“ wollten plötzlich alle Kids Kampfsport lernen. Unzählige Schlechte, aber auch einige gute B-Movies entstanden in jener Zeit. Die meisten würde sich heute kaum noch jemand freiwillig ansehen, der 1985 produzierte „No Retreat, No Surrender“ gehört zu der Kategorie Film, welche zwar unfreiwillig komisch sind, aber durch ihren ganz eigenen Charme auch heute noch Fans besitzt.
Wahrscheinlich würde sich heut keiner mehr an Karate Tiger erinnern, wäre der Film nicht das Leinwanddebüt von Jean-Claude Van Damme. Zugegeben die Schauspielkünste des harten Belgiers sind eher bescheiden, starrer Blick und Machoposen sorgen ebenfalls für Belustigung, dafür sind die Kampfszenen aber 1A choreographiert. Jedenfalls hat seine Rolle des Russen Ivan durchaus Eindruck hinterlassen, sonst wäre er wohl kaum zu einer der Top-Stars des Actionkinos aufgestiegen. Kampftechnisch zeigt er jedenfalls schon in diesem Frühwerk was er kann, der obligatorische Spagat ist auch schon dabei.
Auch wenn Van Damme wohl die eindrucksvollsten Szenen im Film verbuchen kann, dreht sich Story eigentlich um Jason Stillwell (Kurt McKinney). Dieser ist nicht nur großer Bruce Lee Fan, sondern lernt auch Karate bei seinem Vater der ein eigenes Dojo in L.A. besitzt. Eines Tages wird dieser von Leuten aufgesucht, die seine Kampfsportschule übernehmen wollen. Da Stillwell nicht einwilligt, wird er im Zweikampf gegen den Russen Ivan schwer verletzt und beschließt sein Dojo dichtzumachen. Die Familie zieht nach Seattle, um ein neues Leben zu beginnen. Doch Jason will gegen den Willen seines Vaters weiter Karate trainieren. Dabei eckt er früh bei einigen Jugendlichen an und wird in der ansässigen Karateschule gleich zu Beginn vermöbelt. Als Jason am Boden zerstört ist, erscheint ihm sein Idol Bruce Lee und weiht ihn in die Geheimnisse der Kampfkunst ein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten macht sich das neue Training bezahlt und Jason kann bei einem Vollkontakt-Turnier sein Können unter Beweis stellen…
Für die einen ist der Film Müll, andere lieben ihn. Ich finde ihn ebenfalls klasse, trotz unübersehbarer Schwächen. Besonders die unfreiwillige Komik lässt mich immer schmunzeln, ich kann mir kaum vorstellen das die Macher den Mumpitz ernst gemeint haben. Schon allein die Grundidee ist so albern das sie schon wieder genial ist: nach einem Gebet am Grab von Bruce Lee, erscheint dieser und gibt dem jungen Jason nicht nur philosophische Ratschläge, nein er macht ihn auch durch eher unkonventionelles Training nach kurzer Zeit zum ganz großen Kämpfer. Wenn das Bruce-Double solche Binsenweisheiten wie: „Wenn sich deine Schulter bewegt, dann sehe ich das“ oder „du erlangst nur Kraft und Stärke durch Chi“ von sich gibt, dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Natürlich braucht es nicht lange und Jason wird zur unbezwingbaren Kampfmaschine, welcher nicht nur seinen Schwarzgurt-Vater aus der Scheiße haut, nein er macht auch den bösen Ivan ohne mit der Wimper zu zucken platt. Respekt! Besonders die Szenen mit dem Lee-Double sind sehr unterhaltsam und trashig, immerhin sieht das Double dem Original relativ ähnlich. Wirklich froh wird man mit dem Film wohl aber nur, wenn er einen durch seine Jugend begleitet hat.
Bei den Kämpfen gibt’s dafür wenig zu meckern, für einen amerikanischen Karatefilm sind sie sogar ziemlich gut choreographiert. Kein Wunder, Corey Yuen der heute sein Geld als Action Choreograph verdiente, sammelte hier erste Erfahrungen als Regisseur. Kurt McKinney ist natürlich nicht der geborene Martial Artist und besitzt auch nur mäßiges schauspielerisches Talent, in den Kampfszenen schlägt er sich aber dennoch ganz ordentlich. Mir ist er jedenfalls um einiges lieber als dieses nervige Karate-Kid.
Fazit:
Unterhaltsame Zeitreise in die 80’er, welche durch gute Kämpfe und unfreiwillig komischer Story gefällt. Übrigens, der Soundtrack ist auch klasse.
Kult und Trash zu gleich!