Nach einem Allerweltsstreit mit seiner Mutter stellt Milo nachts fest, dass diese im Begriff ist von Außerirdischen entführt zu werden. Milo kann dies zwar nicht verhindern, reist aber mit dem Raumschiff zum Planeten Mars um seine Mutter aus den Klauen der Marsianer zu befreien.
Die Marsmenschen benötigen Milos Mutter um deren mütterliche Qualitäten auf ihre Nanny-Bots zu übertragen, die wiederum die kleinen Marsmenschen-Kinder aufziehen sollen. Nach dem Transfer der mütterlichen Seele stirbt die edle Spenderin, was Milo natürlich verhindern will. Zusammen mit Gribble, einem vor langer Zeit ebenfalls auf dem Mars gestrandeten Menschen und Ki, einer Marsianerin mit Vorliebe für irdische TV-Shows, macht sich Milo auf um seine Mom zu retten.
Auch wenn meine Inhaltsangabe sehr knapp gehalten ist, dürfte den meisten Lesern klar sein, was sie hier zu erwarten haben. Dazu auch gleich mal ein paar Zahlen. „Mars Needs Moms“ hat ca. 150 Millionen US-Dollar gekostet, wurde in den USA gleichzeitig in 3000 Kinos gestartet und hat seit seinem dortigen Kinostart im März 2011 knapp 21 Millionen US-Dollar eingespielt. Diese Zahlen sprechen Bände und um es auf einen kurzen Nenner zu bringen, „Mars Needs Moms“ ist ein klassischer Flop geworden!
Bringt man diese Tatsache mit der produzierenden Filmgesellschaft in Verbindung, bekommt das Wort Flop gleich noch eine zusätzliche Dimension. Der Streifen stammt nämlich aus dem Hause Disney. Es handelt sich hier zwar um eine Produktion des Tochter-Unternehmens ImageMovers, aber auch diese produziert ihre Filme natürlich gemäß der kommerziell erfolgreichen Disney-Doktrin, wonach eine familienkompatible Handlung mit Humor, Tempo, witzigen Figuren, einer moralischen Botschaft und unter weitestgehendem Ausschluss jeglicher kritischer Ansätze auf handwerklich und technisch hohem Niveau produziert der direkte Weg zum Geldbeutel der Zuschauer ist.
Ironischer weise bietet „Mars Needs Moms“ selbstverständlich alle diese Zutaten und wartet zudem noch mit einer 3-D –Version auf. Was also ging schief?
Die Antwort ist simpel, eigentlich fast alles. Angefangen bei der familienkompatiblen Handlung, die so ausgewogen wie selten ausfiel, denn die dürfte diesmal sowohl für Kinder als auch begleitende Erwachsene gleichermaßen ärgerlich sein. Für die Kids, weil sie einfach langweilig, gerade mal passabel komisch und kaum spektakuläres zu bieten hat. Für die Erwachsenen dürfte die ganze Handlung nur eine endlose, dröge Geduldsprobe ohne einen einzige guten Gag sein, deren Charaktere nur aus x-fach bekannten Stereotypen bestehen, die zudem auch noch animatorisch nicht gerade überzeugend umgesetzt wurden.
Für die Handlung waren hier Simon und Wendy Wells verantwortlich, die die Story wohl während einer drogengeschwängerten, von Disney gesponserten Fortbildung für talentlose Drehbuchautoren ersannen. Formal erfüllt ihr Script zwar die Anforderungen der Disney-Norm, real besteht es leider nur aus einer Ansammlung von Zutaten, denen es an dem nötigen speziellen Etwas, einem Eigenleben sozusagen, mangelt.
Das Problem mit der Animation in Bezug auf einzelne Figuren ist eigentlich kein neues. ImageMovers arbeitet schon seit Jahren mit dem sogenannten Motion-Capture-Verfahren, was bedeutet, dass man reale Menschen in verkabelte Anzüge steckt und deren Bewegungen vom Computer aufzeichnen lässt umso realistischere Bewegungen und auch Charaktere in den letztlich computeranimierten Film zu bekommen. In Sachen Bewegungsabläufe kann man dem Verfahren sicherlich nichts vorwerfen, denn auch in „Mars Needs Moms“ wirken diese sehr realistisch. Das Problem sind aber wie eh und je die Gesichter der Figuren. Sofern diese menschlicher Art sind, bekommt man in einigen Momenten eine durchaus lebensnahe Mimik geboten, das Gesicht an sich wirkt aber trotzdem überwiegend wie das einer Wachsfigur.
Im Falle von ImageMovers und deren Ziel möglichst lebensecht wirkende computeranimierte Charaktere auf die Leinwand zu bringen klafft somit auch im zehnten Jahr nach Firmengründung ein beachtlicher Riss zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Kinderkrankheiten wie die Bewegungsabläufe, die in „Der Polarexpress“ noch ziemlich unrund wirkten wurden inzwischen zwar beseitigt, doch das Problem der zwar lebensnahen, aber doch künstlichen, wächsern wirkenden Gesichter besteht noch immer.
Story technisch waren die Filme von ImageMovers noch nie erste Sahne, hoben sich aber wenigstens ein klein wenig aus dem sonstigen Output der heilen Disney-Welt hervor. Ausgerechnet „Mars Needs Moms“, der die bisher größte Annäherung an Disneys Weltanschauung darstellt hat dem Studio nun aber auch das Genick gebrochen, denn Disney hat ImageMovers auf Grund des genannten Einspielergebnisses inzwischen geschlossen.
Da inzwischen die meisten computeranimierten Filme ohne Motion-Capturing mindestens genauso gute, wenn nicht bessere Ergebnisse in Sachen Bewegungsabläufe, Mimik usw. erzielen habe ich mich schon die letzten drei Jahre über gefragt, was ImageMovers da eigentlich machen. Nebenbei freue ich mich jetzt schon darauf endlich mal wieder einen vernünftigen Film von Regisseur Robert Zemeckis (Forrest Gump, Zurück in die Zukunft) zu sehen, der sich die letzten zehn Jahre ausschließlich mit der Produktion für ImageMovers beschäftigt hatte.
Aber zurück zum eigentlichen Thema „Mars Needs Moms“. Wie gesagt, die Animationen der Menschen sind nicht unbedingt perfekt oder gar beeindruckend geraten. Alles andere hingegen ist von der technischen Seite auf dem neuesten Stand und gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. Ausnehmen von diesem Urteil will ich hier aber den Teil der sich auf 3-D bezieht. Da ich den Streifen nur in der zweidimensionalen Ausgabe gesehen habe, kann ich den 3-D Aspekt nicht wirklich bewerten. Spezielle darauf ausgelegte Animationen konnte ich aber nicht ausmachen.
Fazit: „Mars Needs Moms“ ist schlichtweg enttäuschend. Kein Witz, kaum Tempo, keine Höhepunkte, technische Mängel und nicht ein Funken an Inspiration. Insgesamt ein nachvollziehbarer und vielleicht schon überfälliger Todesstoß für die produzierenden ImageMovers.