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Spätestens seit "Unsere Erde" sind Naturfilme im Kino wieder angesagt. Filme wie "Unsere Ozeane" haben spürbaren Erfolg und auch sonst scheint der Dokufilm im Kino momentan zu boomen, wie schon lange nicht mehr. Doch nicht alle Filme haben wirklich das Recht, sich als Kinofilme zu bezeichnen, weshalb wohl auch auf ein wenig unlautere Werbung zurückgegriffen wird. "Von den Machern von "Unsere Erde" und "Unsere Ozeane"" tönt es im Trailer von "Serengeti", doch ist nur das deutsche Verleihstudio Universum Film der einzige wirklich zusammenhängende Nenner, zwischen den drei Filmen. Ansonsten hat der deutsche Film nichts mit den Produktionen aus Großbritannien und Frankreich gemein. Schon gar nicht die Qualität.

Regisseur Reinhard Radke wandelt auf den Spuren des berühmten Bernhard Grzimek und seinem Film "Serengeti darf nicht sterben", welcher gerne als ein Meilenstein des deutschen Naturfilms bezeichnet wird. Auch wenn ich diese Produktion leider noch nicht kenne, so dürfte sie wohl unweit besser sein, als der aktuelle Streifen hier. Es geht also um den Lebenszyklus der Tiere, welche sich in der glühenden Hitze der Serengeti behaupten müssen. Nicht einfach haben es Leoparden, Löwen und Gnus, wenn die sengende Hitze ihnen zu schaffen macht. Zwar bringt die Regenzeit ihnen auch wonnige Monate, doch jedes Jahr aufs Neue machen sie sich auf die Wanderung und die Suche nach Essen und die Geschichte vom Jäger und Gejagten ist und bleibt allgegenwärtig... Doch diese Geschichte dürfte der Zuschauer schon kennen, denn leider bietet "Sergenti" kaum, wenn nicht gleich gar keine neue Informationen zum Leben in der Wüste, sondern spult inhaltlich nur das wieder, was der Zuschauer schon in unzähligen Fernsehdokumentationen zu sehen bekommen hat. Also kommt es alles in allem mehr darauf an, wie das Ganze verpackt ist, doch auch da happert es.

Denn zum einen müssen wir uns mit Hardy Krüger Jr. zufrieden geben, welcher hier als Erzähler auftritt. Krüger Jr. spult seine Informationen jedoch so derart lieb- und elanlos runter, dass man schon bald ein wenig ermüdet. Er schafft es nicht, das Gezeigte spannend und interessant zu untermahlen, sondern wirkt durchgehend so, als würde er seinen Text aus dem Begleitbuch runter rasseln, welches zum Filmstart erschienen ist. Selbst Kindern dürfte der Erzählonkel wohl schon bald ein wenig auf die Nerven gehen, in seiner Monotonie.

Und auch die Wiedergabe der visuellen Informationen ist nicht durchgehend gelungen. Zwar muss man es dem Team schon lassen, dass sie einige mitunter sehr beeindruckende Bilder eingefangen haben, die Freude am zuschauen machen. Wenn die Leoparden rasant ihrem Futter nachjagen oder mal auf einen Baum klettern um die Gegend zu erkunden, dann sieht man ihnen gerne dabei zu. Genauso wenn die Leopardenkinder spielen, wenn eine Giraffe mal eben den Tag der Löwen "versaut" oder wenn die recht einfältigen Gnus immer wieder zur Wasserstelle zurückkehren, wo sie doch jedesmal aufs neue von den dort hausenden Krokodilen angegriffen werden. Ohne Frage, der Inhalt der Bilder ist alles andere als langweilig oder öde.

Jedoch waren die Macher wohl der Meinung, dass der ständige Einsatz von Zeitlupeneffekten für mehr Informationen gut sein mag. Doch genau in diesem fatalen Punkt irren sie sich. Denn wo ab und an mal eine Zeitlupe okay sein mag, so stört sie auf Dauer dann doch irgendwann gewaltig. Z. Bsp. wird ungefähr 4-5 Mal gezeigt, wie ein Krokodil versucht sich ein Gnu zu packen und wirklich jedes Mal wird es dem Zuschauer in Zeitlupe gezeigt. Genauso wie das freudige Hüpfen der Aasgeier, wenn sie an das Fleisch kommen oder das Jagen der Tiere hier und da. Fast schon im Minutentakt gibt es eine Zeitlupe nach der Anderen, und das nervt nicht nur auf Dauer, es lässt sogar ein bisschen den Eindruck entstehen, dass das vorhandene Material nicht ausgereicht hat, um 100 Minuten zu füllen, so dass es irgendwann künstlich einfach gestreckt werden musste. Und wirklich mehr Informationen bringt es schon gleich gar nicht.

Fazit: Gut gemeinter, aber letztendlich ziemlich langweilig und dröge geratener Naturfilm, welcher im TV besser aufgehoben ist, als im Kino. Auch wenn die Bilder der Serengeti einen immer noch beeindrucken und auch hier teils wirklich wunderbar eingefangen wurden, durch den ständigen Zeitlupeneinsatz, der schnarchigen Kommentierung von Hardy Krüger Jr. und dem Fakt, dass neue Informationen hier letztendlich nur mit der Lupe zu finden sind, wird einem der Genuss dieser Bilder schnell wieder getrübt. Da gab es in der Vergangenheit doch einige deutlich bessere Naturfilme im Kino zu betrachten und selbst der angestaubte Grzimek-Streifen dürfte da immer noch wesentlich besser sein. Schade eigentlich!

Wertung: 4/10 Punkte

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