Regisseur Craig Lahiff dreht nur alle paar Jahre einen Film, wobei er grundlegend versucht, seine australische Heimat als Hauptschauplatz markant in den Vordergrund zu rücken.
Auch in diesem Neo- Noir dient ein typisches Wüstenkaff als Handlungsort, was überzeugender wirkt, als die zwar wendungsreiche, doch teilweise lückenbehaftete Geschichte.
Ein Fremder ist im australischen Outback mit einem Koffer voller Geld unterwegs, als sich sein Wagen bei einem Ausweichmanöver überschlägt. Die Unfallbeteiligte Jina (Emma Booth) und der heraneilende Colin (David Lyons) können nur noch den Tod des Fahrers feststellen. Colin findet indes den Geldkoffer und gibt ihn beim örtlichen Sheriff Frank (Jason Clarke) ab, der sich als Ehemann von Jina entpuppt. Doch je länger Colin im Örtchen Neverest verweilt, umso stärker gerät er in einen Strudel aus Habgier, Verrat und Intrigen…
Lahiff liefert die Grundzutaten eines Noir, bedient sich ein wenig der Erzählweise der Coen-Brüder und mischt gegen Ende noch ein wenig „Der unsichtbare Dritte“ in die Handlung.
Die ausgefuchste Kamera fällt jedoch gleich mit der ersten Einstellung positiv auf, als eine Vogelperspektive eine Kreuzung erfasst und ein wenig später einige recht wirkungsvolle Distanzaufnahmen diverser Vorgänge geliefert werden. Spiele mit Licht und Schatten sind in einem verstaubten Wüstenkaff zwar ein wenig schwierig zu realisieren, doch dafür wird die vorherrschende Hitze recht gut transportiert.
Figurentechnisch scheint man sich lediglich auf den grundehrlichen Colin verlassen zu können, der eigentlich auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch war. Jina gibt hingegen die beispielhafte Femme Fatale; mit augenscheinlichen Hintergedanken versucht sie Colin zu verführen, um eines ihrer nebulösen Ziele näher zu kommen, während ihr eifersüchtiger Ehemann mindestens eine Leiche im Keller hat. Hinzu kommt noch ein namenloser Herr, der offenbar auf der Suche nach dem Geldkoffer ist und dabei über Leichen geht.
So baut sich langsam eine Dreiecksgeschichte auf und weiht den Betrachter in gleich mehrere dunkle Geheimnisse ein, welche jedoch nicht unbedingt die wahren Ziele der Protagonisten enthüllen. Im Verlauf spielt ein alter Minenschacht eine Rolle, ein Hinweis gebender Arbeitgeber ist von Bedeutung, während jeder versucht sein Gegenüber auszutricksen und nicht ahnt, welchen Trumpf der andere womöglich im Ärmel versteckt hält.
Die Erzählung wird relativ zügig vorgetragen und erlaubt sich nur minimale Längen, doch trotz latenten Unterhaltungswertes mangelt es ein wenig an narrativen Höhepunkten.
Denn obgleich einiger Wendungen und Kniffe stellt sich zu keiner Zeit ein Aha-Effekt ein, einige Ereignisse sind gar hanebüchen, andere wiederum weit im Voraus erahnbar, so dass sich der Showdown nicht überdurchschnittlich spannend gestaltet.
Immerhin lockern ein paar schwarzhumorige Einlagen ein wenig auf und auch einige augenzwinkernde Referenzen lösen ab und an ein leichtes Schmunzeln aus.
„Swerve“ (Dt.: sich schlängeln, winden) ist recht treffend besetzt, vor allem Emma Booth verkauft sich gut als verführerische Lady mit arglistigen Absichten. Das staubige Wüstenkaff bietet eine Kulisse mit leichtem Wiedererkennungswert und auch der Score müht sich um eingängige Themen. Die Geschichte wirkt hingegen nicht immer ganz ausgegoren, ist mit einigen Logiklücken behaftet und weiß zum Finale keine Steigerung oder gar eine unvorhergesehene Wendung zu bieten.
Nichtsdestotrotz dürfte der Streifen insgesamt passables Futter für Genrefans bieten, denn trotz ausbleibender Höhepunkte liefert er genügend Kurzweil für eine Sichtung.
6 von 10