Review

Seine Mitbewohner sucht man sich in einigen Fällen nicht aus, wie in manchen Studenten-WGs, im Krankenhaus oder im Altersheim.
Natürlich gäbe es die Möglichkeit, bei einer penetranten, einnehmenden Person die Lokalität zu wechseln, doch dann würde ein Klischee der gefühlten 400 in diesem Streifen ausbleiben.

Sara (Minka Kelly) freut sich auf das erste Semester Design an der Uni, gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin Rebecca (Leighton Meester).
Doch Letztgenannte entpuppt sich mit der Zeit als obsessiv und besitzergreifend, was im gefährlichen Kontrollwahn und Bedrohung von Saras Umfeld gipfelt…

Was dieser Teeny-Thriller nun genau verkörpern möchte bleibt ungewiss, denn hier kommt einem von A bis Z wirklich alles bekannt vor. Schwer abzuschätzen, aus wie vielen Vorbildern er sich dabei insgesamt bedient, denn Eigenständigkeit sucht man definitiv vergebens. Schlimmer noch: Aspekte, die später noch relevant sind, werden im Vorfeld so überdeutlich eingeführt, dass man sich bereits eine halbe Stunde davor ausmalen kann, an welcher Stelle sie erneut ins Spiel kommen könnten.
Das beginnt mit einem kleinen Kätzchen, geht über die Halskette von Saras verstorbener Schwester, bedient nebenbei die Klischees des lüsternen Professors und der lesbischen Modefrau und endet noch lange nicht mit dem obligatorischen Besuch bei den Eltern der Kranken.

Was demgegenüber gefällt, sind die optischen Reize der beiden Hauptakteurinnen, auch wenn sich ihr Spiel auf Niveau einer durchschnittlichen Seifenoper einpendelt, was selbst auf routinierte Mimen wie Billy Zane als Professor und Tomas Arana als Vater von Rebecca zutrifft.
Ähnliches gilt für die Kamera, die ein wenig Abwechslung durch nette Fahrten und schräge Perspektiven schafft und den Score, der mit einem ordentlichen Repertoire lässiger Songs aufwartet.
Handwerklich lässt sich insgesamt nicht allzu viel Negatives feststellen.

Storytechnisch wirkt die Chose hingegen wie die ersten Gehversuche eines Lehrlings, der statt innovativer Kniffe nur altbewährte Muster durchkaut, ohne dabei an logische Zusammenhänge oder Tiefe der Figuren zu denken, welche folgerichtig allesamt stereotyp erscheinen.
Kleine Plot Wendungen am Rande sind zwar willkommen, doch bis einschließlich des Showdowns wird man zu keiner Zeit überrascht und somit nur leidlich unterhalten.

Außer der vagen Begründung einer psychischen Erkrankung liefert die Besessene keine Motive für ihr Handeln und warum sie irgendwann einen Überfall mit kleinen Blessuren vortäuscht, bleibt ebenfalls der Schludrigkeit des Drehbuchs geschuldet.
Also wird eine Kommilitonin eingeschüchtert, Kunststudenten gehen alle Nase lang feiern und saufen, es gibt einen vorhersehbaren Besuch beim Tätowierer und es wird häufig geduscht, wobei die Kamera uns glauben machen will, dass davon oft nur Kopf und Bauchnabel betroffen sind…

Am Ende ist der Streifen aber nicht so katastrophal, wenn man mit überaus zurückhaltenden Erwartungen herangeht. Denn aufgrund der zahlreichen Klischees und der manchmal grobschlächtigen Dialoge kommt Amüsement ins Spiel und auch wenn Suspense und Atmosphäre eher Mangelware darstellen, wird der Streifen zumindest nicht gänzlich langweilig. Er setzt allerdings voraus, dass man nicht nur von der Prämisse angetan sein muss, sondern darüber hinaus bereit ist, seine Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Bedürfnissen und damit automatisch einhergehender Geisteskrankheit gründlich zu überdenken…
Knapp
5 von 10

Details
Ähnliche Filme