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Es gibt mehrere Indizien dafür, dass es sich bei dem dritten Film über die Jugendgang aus dem Ruhrgebiet, um den Abschluss dieser Serie handelt.

Erstmals steht kein Kriminalfall im Mittelpunkt, den die jungen Detektive aufklären können, während die erwachsene Umgebung nichts davon mit bekommt. Stattdessen entsteht die Action aus einem selbst verschuldeten Unglück, das Fragen nach einer Moral aufwirft, die in den ersten beiden Teilen klar definiert war. Zwar befleißigte sich die Bande an Heranwachsenden schon immer unkonventioneller, nicht ganz legaler Methoden, aber diese legitimierten sich durch die Notwendigkeit, echte Verbrecher dingfest machen zu wollen.

Doch in "Vorstadtkrokodile 3" wird die Schwelle zum Erwachsensein für alle Beteiligten spürbar. Nicht nur die romantische Szene zwischen Maria (Lonie Tepe) und Hannes (Nick Romeo Reimann) zu Beginn, jede Handlung wirft die Frage nach Vernunft und Berechtigung auf. Als die Bande feststellen muss, dass die Go-Kart-Bahn, bei der sie noch vor wenigen Wochen einen Gutschein für Hannes' Geburtstag erworben hatten, inzwischen geschlossen hatte, gewinnt noch der kindliche Charakter. Sie nehmen sich einfach die abgestellten Karts und veranstalten ein Rennen im nahe gelegenen Parkhaus. Doch als Frank (David Hürten) dabei schwer verletzt wird und mit irreparabler Leber im Krankenhaus liegt, werden sie von der Realität unmittelbar eingeholt.

Ähnlich wie in den ersten beiden Teilen, wird die Story geschickt aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen im Ruhrgebiet heraus entwickelt, aber diesmal entzieht sie sich dabei gleichzeitig ihrer Grundlage. Stand der Wunsch nach Freiheit und Abenteuerlust bisher Pate für die Zusammenarbeit unterschiedlichster Charaktere, ist es erst dieses Verhalten, dass die "Krokodile" zu einem Plan zwingt, der deutlich konstruierter daher kommt, als die bisherigen Fälle. Weil sich der einzige mögliche Spender für eine Leber (zumindest ein Teil davon), Franks Bruder Dennis (Jakob Matschenz), im Ausbruch sichersten Gefängnis des Ruhrgebiets befindet, und sich der Gefängnisdirektor als bornierter, selbst verliebter und nur nach Paragraphen handelnder Zeitgenosse geriert, wandelt "Vorstadtkrokodile 3" auf den Spuren von "Prison Break" - die Bande ist gezwungen, Dennis zu befreien.

Es bedurfte schon der überzeichneten Figur des Gefängnisdirektors, um eine solche Maßnahme zu rechtfertigen, weshalb auch die neuerlichen Moralfragen nach Ungesetzlichkeit oder Schaden gegenüber Unbeteiligten wenig überzeugend wirken, denn was hätte dagegen gesprochen, Dennis unter polizeilicher Bewachung zur Operation in das Krankenhaus zu begleiten. Genauso, wie es schwer vorstellbar ist, dass nicht genügend Druck in der Öffentlichkeit entstehen würde, wenn das Leben eines Kindes auf dem Spiel steht.

Auch sonst lassen sich eine Vielzahl an Ungereimtheiten auflisten, etwa wenn zwei Mitglieder der Bande als DJ und Go-Go-Girl Minuten lang, von der Polizei unbehelligt, einen Höllenlärm veranstalten dürfen, oder ein gescheiterter Ausbruchsversuch keinerlei Konsequenzen nach sich zieht. Insgesamt entsteht hier der Eindruck, dass den Machern keine schlüssige Geschichte mehr einfallen wollte, weil sie die Beteiligten nicht in der bisherigen naiv, abenteuerlichen Form auf Verbrecherjagd schicken konnten oder wollten. Auch die sehr kurze Laufzeit von unter 80 Minuten weist darauf hin (die Gesamtlaufzeit von 83 Minuten entsteht nur dank eines langen Abspanns, indem nochmals Ausschnitte aus allen drei Teilen gezeigt werden).

Auch der zweite Teil leistete sich Genre-typische Unlogiken, blieb aber in sich schlüssiger, weshalb sich die Frage stellt, warum unbedingt noch ein dritter Teil nachgeschoben werden musste, wenn man schon erkannt hatte, dass die durchweg überzeugenden Jung-Darsteller inzwischen größtenteils zu alt für eine Vorpubertäts-Gang geworden waren. Doch selbst wenn Teil 3 schwächer als seine Vorgänger ausgefallen ist, gibt es immer noch einiges auf der Habenseite - der Film vermittelt einen moralischen Zusammenhalt unter Jugendlichen, ohne dafür den Zeigefinger zu gebrauchen und legt nach wie vor ein Höllentempo vor. Das ist Unterhaltung pur für eine Zielgruppe, für die nicht viele Kinofilme gedreht werden, und vermittelt ein lockeres, im Detail authentisches Deutschlandbild, das einfach eine Abschluss-Episode verdient hatte (6/10).

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