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„Ich will ‘n bisschen Remmidemmi diesen Sommer!“

Nach seinen Debüt-Langfilmen „Foxy Lady“ und „Cannibal Girls” war Ivan Reitman in erster Linie als Produzent in Erscheinung getreten, u.a. von „Animal House“, der Mutter aller College-Komödien. Von dort nahm er den zuvor für seine Arbeiten für ernsthafte Filme bekannten Komponisten Leonard Bernstein mit und führte die Regie bei „Babyspeck und Fleischklößchen“ – der Mutter aller Feriencamp-Filme und zudem Bill Murrays Einstand in einer Hauptrolle. Fünf Jahre später sollten Murray und Reitman mit „Ghostbusters“ eine der erfolgreichsten Komödien des Jahrzehnts erschaffen.

Die Jugendlichen strömen ins etwas heruntergekommene Camp North Star, dessen Betreuer Tripper (Billy Murray) mit lockeren Sprüchen und etwas Sarkasmus für gute Stimmung sorgen will. Er nimmt sich des schüchternen Außenseiters Rudy (Chris Makepeace, „Labyrinth der Monster“) an und wirft ein Auge auf seine Kollegin Roxanne (Kate Lynch, „Def-Con 4 - Das letzte Kommando“). Gemeinsam bereitet man sich auf die Camp-Olympiade vor, in dessen Rahmen man es den Erzfeinden vom Nobelcamp Mohawk zeigen will…

Schlechte Eltern schieben ihre Brut gern den Sommer über in Feriencamps ab, um ihre Ruhe zu haben. Diese (Un-)Sitte scheint besonders in den USA weitverbreitet zu sein. Reitmans Anliegen war es weder, das Campleben zu romantisieren, noch es zu kritisieren. Stattdessen machte er aus seinem dritten abendfüllenden Spielfilm eine Art recht harmloser, episodischer Nummernrevue, gespickt mit diversen Streichen, etwas Coming of Age und unverfänglichen Liebeleien. Tripper ist hier keine Geschlechtskrankheit, sondern Murray in einer frühen Paraderolle als um keinen Spruch verlegener Betreuer, meist etwas mürrisch, aber mit dem Herzen am rechten Fleck. Als roter Faden ziehen sich leidlich die Themen Rudy, Roxanne und Olympiade durchs kaum eine Dramaturgie entwickelnde Filmchen.

Das tut niemandem weh, sondern unterhält passabel, sofern man sich seicht von häufig überzeichnet alberner Camp-Folklore berieseln lassen möchte – vielleicht, um in eigenen Ferienlager-Erinnerungen zu schwelgen, vielleicht, um die sommerliche Atmosphäre zu genießen. Ansonsten ist diese Komödie natürlich von filmhistorischem Interesse, sei es aufgrund ihrer Personalien, sei es wegen ihres Pionierstatus. „Babyspeck und Fleischklößchen“ ist gewiss nicht unsympathisch, ich persönlich präferiere jedoch das Camp Crystal Lake oder das Sleepaway Camp.

5,5 von 10 Seitan-Fleischklößchen dafür, ohne Babyspeck.

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