Warum denn nicht gleich so? Die Doppelfolge "Lethal Justice" stellt in jeder Hinsicht eine große Überraschung dar und ist mit großem Abstand besser als die grottigen Vorgänger. Auch bei den Darsteller hat sich einiges getan. Keine steinernen Gesichtsausdrücke und völlige Teilnahmslosigkeit mehr, sogar Produzent, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Steven Seagal (Exit Wounds, Alarmstufe: Rot) ist mehr bei der Sache. Und man möge es kaum glauben, wie diese bisher völlig emotionslose Serie in neuem Licht erstrahlt, hoffentlich handelt es sich hierbei nicht nur um ein Zwischenhoch. Regisseur Wayne Rose (Battlestar Galactica) scheint auf jeden Fall gelernt zu haben, dass Stilmittel nicht alles sind, denn "Street Wars" verursachte teilweise wirklich Augenkrebs. Hier kommen nur seltenst diverse Stilmittel zum Einsatz. Ein paar Zeitlupen, eine ganz nette Idee ist die gelegentliche Bildteilung. Ansonsten wird die Kamera ruhig gehalten, selbst wenn Seagal in Aktion tritt. Da verzeiht man wesentlich leichter, dass ständig die selben Luftaufnahmen von Seattle gezeigt werden. Und eines muss man "True Justice" sowieso lassen, in Punkto Musikuntermalung ist die Serie top und auch "Lethal Justice" führt dieses Erbe fort.
Elijah Kane (Steven Seagal) und sein vierköpfiges Team legen sich diesmal mit der "New Hope Arian Nation" an. Grund genug um Radner (Warren Christie) undercover dort einzuschleußen, denn diese wird von einem korrupten Sheriff angeführt. Außerdem erschießt ein Scharfschütze wahlos Menschen, die Spur führt zu einem Club ehemaliger Veterane, wo Elijah auf einen alten Bekannten trifft.
Diesmal darf man storytechnisch zufrieden sein, wenn man seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt. Diverse Überraschungen gibt es nicht, aber das Team um Elijah hat diesmal mit vielen Problemen zu kämpfen. Da wäre Radner, der undercover in die "New Hope Arian Nation" eintritt und dort gezwungen wird Crystal Meth zu nehmen. Etwas unglaubwürdig ist allerdings, wie leichtsinnig er mit seiner Tarnung umgeht, kein Wunder dass er bald entlarvt wird. Auch Juliet (Meghan Ory) geht es an den Kragen, denn sie wird des Mordes an einem Vergewaltiger bezichtigt. Den musste die Staatsanwältin Lisa Clayton (Tia Carrera) auf freien Fuß setzen, wegen Beweismangels. Doch Juliet kommt damit aufgrund eines tragischen Ereignisses in ihrer Vergangenheit nicht klar. Auch weiß sie um die Rückfälligkeit des Vergewaltigers und man darf sich wirklich lange nicht sicher sein, ob sie ihn nicht doch ermordet hat.
Auch die emotionelle Geschichte um einen traumatisierten Kriegsveteran ist nicht übel, besonders wenn man die Ursache dieses Traumas zu Gesicht bekommt. Ist er der wahlos mordende Scharfschütze? Nebst bahnt sich auch eine kleine Romanze zwischen Radner und Sarah (Sarah Lind) an. "Lethal Justice" hat wesentlich mehr Futter, um den Zuschauer bei Laune zu halten und dabei genauso viel Action wie die Vorgänger. Kleine Keilereien, Schusswechsel, sowie eine Autoverfolgungsjagd am Ende. Nichts besonderes, aber diesmal deutlich besser choreographiert, auch die Schusswaffen klingen authentischer und hinterlassen vor allem Einschusslöcher in Gegenständen. Seagal darf auch zweimal ran und scheint hier sogar ohne Double zu kämpfen.
Jedenfalls freut hier ganz besonders, dass die Darsteller sich mehr ins Zeug legen. Endlich Mimik und Gestik auf einem durchschnittlichen Niveau und auch Seagal hat hier mehr Screentime und liefert eine weitaus bessere Performance. Selbst vereinzelte Onliner sind drin, hier scheinen die Beteiligten endlich den Spass an der Arbeit gefunden zu haben.
Wäre die Serie "True Justice" durchgehend auf dem Niveau von "Lethal Justice" dürfte man zufrieden sein. Die Story ist solide, die Darsteller durchschnittlich und die Action passabel. Auch an der Regieleistung von Rose gibt es diesmal nichts zu meckern. So darf es gerne weitergehen. Ich bin hier durchaus bereit sogar 6 Punkte springen zu lassen.