Von überschwenglichen Kritiken angetrieben habe ich den Film soeben gesehen und will die noch frischen Eindrücke gleich teilen. Wir haben es hier mit einem überdurchschnittlich guten Vertreter des Sub-Horrorgenre Exorzismus zu tun der ja generell an sehr guten historischen Basisvertretern wie "Der Exorzist" mit u.a. Linda Blair in seinen verschiedenen Teilen gemessen werden sollte.
Michel (Colin O' Donoghue) zieht zu Hause aus um vom gelernten Beruf Leichenbestatter zum Priester zu werden. Dann kommt er mit dem Exorzismus im Kontakt und "schult" in diese Richtung um. Sein Lehrvater ist Pater Lucas (Anthony Hopkins). Michael hadert allerdings immer noch mit seinem Glauben an sich, doch ohne dieses kann er nicht nachhaltig die Dämonen austreiben...die Probleme und Verwicklungen beginnen....
Im Gegensatz zu den meisten Streifen oben genannter Art wird hier zumindest anfangs weniger effekthaschend das Opfer des "Dämonen" gefeatured sondern es geht um den Priester Anthony Hopkins und seinen jungen Helfer Michael und deren Glauben und Beziehung untereinander in die dann der Dämon auch noch einzieht und einen netten Storytwist vorbereitet.
Dies wird sehr amüsant und genre-selbstkritisch nach dem ersten harmlosen und ruhigen Exorzismus von Pater Lucas an Michael zusammengefasst in seinem Satz....."Was haben Sie erwartet: sich drehende Köpfe und Erbsensuppe ?"....also auch eine direkte Kritik an übertriebenen Effekten des Genres wie aus "Der Exorzist" und seinen späteren Epigonen bekannt.
Der sich zumindest in der ersten Hälfte des Films immer an der Grenze zum tatsächlichen möglichen orientierende Realismus der Darstellung der Besessenheit kommt den Film sehr zu gute. Im späteren Verlauf werden allerdings die entsprechenden Dinge wie Erbrechen (von Sargnägeln !) und sexuelle und fäkal-orientierte Beschimpfungen der Besessenen in die Richtung der Priester in bewährter Form vorgetragen und somit den genretypischen Elementen Respekt gezollt. Als grosser Horrorfan mag ich diese durchaus. Trotzdem schade, dass hier kein eigener Weg zu Ende gegangen wurde, der Film hatte die Chance dazu sich genau damit zu differenzieren.
Anthony Hopkins und seine sehr gute Schauspielkunst auch in diesem Film machen sicherlich mindestens einen Basispunkt in der Bewertung alleine aus. Er versteht es den immer mehr besessenen Priester sehr nuancenreich und ohne unnötige Showeffekte darzustellen und ein kraftvolle und realistische Darstellung eines in sich auch zerissenen Priesters bis zum Ende durchzuhalten.
Die Effekte an sich sind auf sehr hohem Niveau und nie selbstzweckhaft, ca. 2-3 mal erschrickt man selbst als hartgesottener Film-Junkie ganz schön und sogar einmal habe ich das erste Mal in meinem Leben während einer Filmszene eine Gänsehaut vor Grusel bekommen. Ich konnte den Begriff "eine Gänsehaut kriegen" nie verstehen, jetzt kann ich es. Das muss ein Film nach fast 50 Jahren Filmgenüssen erst einmal schaffen. Für hochwertigen Grusel ist also auf jeden Fall gesorgt. Die eingesetzte Musik und die entsprechenden Soundeffekte sind grossartig und absolut passend.
Abwertend wirkt die Person der Journalistin die in der Story überhaupt nicht benötigt wird und wie ein überflüssiges Füllsel daherkommt. Der Film macht generell dann doch noch eine Reihe von inhaltlichen und darstellerischen Kompromissen zum einen an ein Overground-Publikum inbesondere ganz am Ende des Films, zum anderen an die Standard-Mechanismen eines durchschnittlichen Horrorfilms die er dann noch übernimmt ohne wirklich irgendetwas neues zum Genre beizutragen. Aus diesem gemischten Gefühl und dem lauen Ende kann ich leider keine Höchstnote vergeben.
6/10 Punkten