Review

Allzu viele Aspekte können dem Thema des Exorzismus nicht mehr abgerungen werden und auch hier ist es einzig und allein Anthony Hopkins zu verdanken, dass dem Streifen nicht bereits im Mittelfeld die Puste ausgeht.
Dabei haben jüngere Beiträge wie „Der letzte Exorzismus“ und zum Teil auch der von Emily Rose vorgemacht, wie man das Subgenre mit neuen Betrachtungsweisen bereichern kann.

Der junge Leichenbestatter Michael (Colin O´Donoghue) flieht förmlich aus dem Betrieb seines Vaters (Rutger Hauer), um Priester zu werden. Doch sein Vorgesetzter erkennt seinen Zweifel und schickt in nach Rom zur Exorzismus-Schule. Hier lernt Michael den exzentrischen Pater Lucas (Anthony Hopkins) kennen und muss bald feststellen, dass Zweifel an der Besessenheit seiner Klienten unangebracht sind…

Regisseur Mikael Håfström gelingt es immerhin, eine stimmige Atmosphäre zu kreieren und ein paar finstere Einstellungen zu wählen, die die trüben Vorzeichen adäquat unterstützen.
Etwa mit einem Flashback in Michaels Kindheit oder beim Unfall, als eine Radfahrerin sterbend um den letzten Segen bittet.
Leider werden Michaels Glaubenskonflikte zu oberflächlich abgehandelt, zu selten setzt er sich mit dem Thema auseinander und versucht für das vom Teufel Besessene rationale Erklärungen zu finden.
Eine ganze Weile mäandert die Handlung vor sich hin und man ist froh, als endlich Anthony Hopkins ins Geschehen einsteigt.

Denn sein Charisma und das teilweise merkwürdige Verhalten bei diversen Ritualen sorgt zeitweise für einen gehobenen Unterhaltungswert, etwa, als er inmitten einer Austreibung einen Telefonanruf entgegennimmt oder mit einem Jungen spricht und anschließend mit dessen Kissen.
Die Austreibungen offenbaren hingegen keine neuen Erkenntnisse, die Kamera arbeitet zwar zweckdienlich und die Maske ist überaus solide, doch darüber hinaus dürfte der Genrefreund wohl eher gelangweilt aus der Wäsche gucken, denn Dutzende von Kröten und erbrochene Nägel, ein Pferd mit roten Augen und Fluchen in mehreren Sprachen sind wohlbekannte Begleiterscheinungen in ähnlich gelagerten Streifen.

So wohnt Michael mehreren Austreibungen bei, besucht Seminare, wird von einer Journalistin ein wenig ausgehorcht und steht irgendwann im Zwiespalt mit seinem Vater.
Pater Marcus macht hingegen eine andere Entwicklung durch, welche Michael gegen Showdown richtig fordert, wobei ein Hopkins im Delirium schon eine Klasse für sich verkörpert.
In dieser Phase macht sich auch der ausgezeichnete Sound bemerkbar, der sauber abgemischt ist und dezente Spracheffekte einbindet.

Dennoch schwappt insgesamt wenig Begeisterung rüber, denn die Spannung hält sich die meiste Zeit über arg in Grenzen, während man inhaltlich ein wenig auf der Stelle tritt und zu wenig in die Tiefe geht.
„The Rite“ erzählt kaum etwas Innovatives und auch wenn er handwerklich sauber in Szene gesetzt ist, sind oben genannte Beiträge und natürlich William Friedkins Original von 1973 deutlich vorzuziehen.
4,5 von 10

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