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Tja, dass kann passieren! Da greift man beim Stöbern in der DVD-Abteilung zu einer günstigen DVD, liest sich die neutral wirkende Inhaltsbeschreibung durch und guckt sich das Cover nur mal ganz grob an. Adam Sandler in einem Zeichentrickfilm? Das könnte interessant sein. Also zugegriffen, ab nach Hause und die DVD in den Player gelegt. Und plötzlich merkt man, dass man sich das Cover doch etwas besser hätte anschauen sollen (ehrlich gesagt muss ich blind gewesen sein), denn auf einmal befindet man sich in einem Weihnachtsfilm (bzw. in diesem Fall genauer: Chanukah-Film). Und das Anfang April, wo man von Weihnachten eigentlich erstmal gar nichts wissen will. Was also machen? Bis Weihnachten warten oder sich, trotz der gegenwärigen Frühlings-Wärme, auf ein X-Mas-Movie einlassen? Ich habe mich jedenfalls für zweiteres entschieden und kann nun sagen, dass die Macher hier einen typischen Sandler-Film aber eher untypischen X-Mas-Film geschaffen haben. Leider aber keinen von der originellen Sorte.

"Adam Sandlers Acht verrückte Nächte" ist der erste Zeichentrickfilm aus dem Hause Madison Productions, der Firma von Amerikas Flatulenz-Komiker-As Adam Sandler. Das dieser aber nun alles andere als kindgerecht wird, dürfte bei Sandler logisch sein. Und wirklich weihnachtlich erst recht nicht. (Was nicht nur daran liegt, dass es hier hauptsächlich um Chanukah geht, sozusagen dem jüdischen Weihnachtsfest!) Höchstens die Story an sich ist so etwas wie "weihnachtlich", wenn auch in keinster Weise Innovativ. Denn Übeltäter, die zum Fest plötzlich gute Menschen werden, sind absolut typisch für das Weihnachtsfilm-Genre.

Hauptsächlich verlässt sich Sandler, wie es zu ihm gehört, auf seine Gags und die sind wieder einmal von der gröbsten Sorte. Hier wird gesoffen, gerülpst, gefurzt und in die Hose gepisst. Hier gibt es sexuelle Anspielungen, bösartige Beleidigungen und teils gröbsten Fäkal-Humor, wie Scheisse-fressende Rehntiere und Menschen, die den verschwitzten Sack-Schutz eines fettleibigen Mitspielers essen. Dazu Witze über Kleinwüchsige und noch viele andere Gemeinheiten. Kurzum, Kinder haben in diesem Film eigentlich nichts zu suchen!

Das eine grobe Weihnachtsklamotte aber dennoch durchaus witzig sein kann, dass haben uns schon die Coen-Brüder, mit ihrer bitterbösen Satire "Bad Santa" bewiesen. Doch während dort die bösen Gags größtenteils gut gesetzt und allesamt recht originell waren, so sind Sandlers Gags hier, wirklich von der flachsten Sorte und kommen über das übliche Pupser-Niveau nicht hinaus. Wirklich originell ist hier wirklich kaum ein Joke, eher sind sie größtenteils alle auf Ekel hin produziert worden. Wenn eine der Figuren aus einem übergelaufenen Scheißhaus klettert und dann von Rehntieren abgeschleckt wird, ist das nun wirklich nicht allzu komisch, sondern maximal grob! Schade, hier hätte man durchaus mehr draus machen können!

Das der Streifen aber trotzdem noch auf ein durchschnittliches Niveau kommt, dafür kann Sandler hauptsächlich mit der Technik und den bravourösen Musical-Einlagen sorgen. Denn in diesen beiden Punkten ist das Gezeigte wirklich als gelungen zu bezeichnen. Der Zeichentrick-Stil ist zwar relativ simpel, kann aber durchaus gefallen. Die Sounduntermahlung ist in jeder Form perfekt und auch sonst gibt es hier kaum etwas zu meckern.

Und wenn die Charaktere anfangen zu singen, dann kommt wirklich mal Stimmung auf. Sandler, der alle Songs selbst geschrieben hat, hat es wirklich geschafft, die Lieder so wirken zu lassen, als würden sie allesamt aus einem großen Musical stammen. Vor allem die Lieder "Bum Biddy", "Grand Finale" und der Abspannsong "The Chanukah Song Part 3", die von einem großen Chor gesungen wurden, sind als Musical-Parts optimal gelungen. Ja, da kann dann sogar noch etwas Christmas-Feeling aufkommen.

Apropos Christmas-Feeling. Das das Ganze, trotz aller Grobheiten, dennoch mehr ein Film für die besinnliche Zeit des Jahres ist, dafür sorgt vor allem auch das Finale. Aus dem Übeltäter wird der versprochene Gutmann und alle haben sich am Ende natürlich wahnsinnig lieb. Das mag zwar, ähnlich wie bei "Bad Santa", nach dem Gesehenen etwas aufgedrückt wirken, aber es gehört nun einfach mal zu so einem Film dazu, zumal auch hier nicht auf das Augenzwinkern verzichtet wurde.

Ein weiteres Lob an Sandler gibt es zudem noch für die gelungene Synchronisation. Sandler hat die wichtigsten Figuren allesamt selber gesprochen und das absolut passend. Die Hauptfigur Davey, die Sandler wohl nicht nur rein zufällig wie aus dem Gesicht geschnitten wirkt, spricht er mit seinem typischen Sandler-Slang, während er Whitey und Elanore wie zwei verklemmte Snobs wirken lässt, sprich genau wie das krasse Gegenteil zu Davey. Aber auch alle anderen Sprecher machen ihre Sache gut. Schade nur, dass Sandler im Deutschen wieder einmal von einer völlig andere Stimme, als der Üblichen, gesprochen wurde. Aber nun gut.

Fazit: Mäßige X-Mas-Animation-Comedy, die hauptsächlich auf niedersten Fäkal-Humor setzt, als auf clevere Gags. Ab und an kann man zwar schon über den Sandler-typischen Humor lachen, doch meist bleibt einem das Lachen hier eher im Halse stecken. Da von der technischen Seite aber alles äußerst passend inszeniert wurde und die Musical-Einlagen ebenfalls aller erste Sahne sind, kann man sich dieses ungewöhnliche Weihnachts/Chanukah-Filmchen dennoch mal anschauen. Allerdings lieber im Advent oder zu Weihnachten, der besinnlichen Zeit des Jahres! Denn da passt das Ganze, trotz aller Grobheiten, besser hin, als in den April!;)

Wertung: 5/10 Punkte

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